Gastspiel in Radevormwald Schwedenkrimi auf der Rader Bühne

Radevormwald · Das Theaterstück „Sieben minus eins“ des schwedischen Autors Arne Dahl wollten im Bürgerhaus in Radevormwald rund 300 Zuschauer sehen. Das große Thema war Rache.

 Maximilian von Ulardt als Sam Berger in der Theateradaption von Arne Dahls Roman.

Maximilian von Ulardt als Sam Berger in der Theateradaption von Arne Dahls Roman.

Foto: Volker Beushausen

Ein Kriminalroman als Theaterstück? Noch dazu einer, der eine wesentlich kompliziertere Story präsentiert, als die zwar sicherlich verzwickten, aber doch oft eher als Kammerstück inszenierten Krimis einer Agatha Christie? Dass das funktionieren kann, ganz wunderbar sogar, bewies das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel am Mittwochabend im mit rund 300 Zuschauern sehr gut besuchten Bürgerhaus mit der hochspannenden Inszenierung von Arne Dahls „Sieben minus eins“. Dahl, der Anfang des neuen Jahrhtausends vor allem für seine Krimireihe um die A-Gruppe um den Ermittlungsleiter Paul Hjelm bekannt geworden ist, hat mit dem 2016 erschienenen „Sieben minus eins“ den fulminanten Auftakt für ein neues Ermittlerteam, Sam Berger und Molly Blom, geschaffen.

Das große Thema des Buches ist die Rache, die ja mit zu den stärksten Gefühlen überhaupt zählt. Mit ihr wird Kriminalinspektor Sam Berger (Maximilian von Ulardt) konfrontiert, wobei er zunächst noch nichts davon ahnt. Denn es scheint sich zwar um einen perfide vorgehenden Täter zu handeln, der junge Frauen entführt und vermutlich auch tötet, der jedoch nichts mit der eigenen Vergangenheit Bergers zu tun hat. Als sich der Inspektor jedoch wider Willen mit Molly Blom (Franziska Ferrari) zusammentun muss, einer eher undurchsichtigen Frau, die für die schwedische Geheimpolizei Söpa arbeitet, wird klar, dass die drei - Inspektor, Agentin und Täter - etwas verbindet.

Es ist die große Schwierigkeit, vor der ein Theater-Regisseur steht, wenn er die Handlung eines mehrhundertseitigen Romans mit den immer limitierten Mitteln des Theaters zu realisieren versucht. Ein Vorhaben, an dem oftmals sogar Filmregisseure scheitern. Regisseur Lothar Maninger hat indes nicht den Fehler begangen, alles zu wollen. Im Gegenteil, die Bühnendekoration (Maik Rosenkiewicz) war relativ schlicht gehalten, eine Wand mit verschiedenen Türen, dazu ein paar Würfel und eine schiefe Ebene. Dazu ergänzten Videoinstallationen und düstere, zurückhaltende Soundeffekte (Benjamin Chitralla) das Bühnenbild und halfen den Zuschauern dabei, die Geschichte zu verfolgen. Und die entwickelte sich durchaus rasant. Während das zunächst ungleiche Paar Berger und Blom sich gegen die Anordnungen ihrer jeweiligen Vorgesetzten daran machte, sich dem Täter zu nähern, den sie scheinbar aus ihrer lange zurückliegenden Jugend kannten, wurden die Hintergründe rund um den ehemaligen Jugendfreund William Larsson (Emil Schwarz), der als Opfer von Mobbing durch seine Mitschüler zum rasenden Rächer wurde, in den die Handlung unterbrechenden Gesprächen Bergers und Bloms nach und nach immer klarer.

Als Berger und Blom von William gefangen genommen wurden, war dem Ermittlerduo klar geworden, dass sich tatsächlich sieben Mädchen irgendwo in Gefangenschaft befinden und vom Tod bedroht wurden. Sieben Mädchen, die in der Jugend für die Demütigungen Williams verantwortlich gewesen waren. Die beiden schafften es jedoch sich zu befreien und auch die entführten Mädchen zu retten.

Aber so klar dann auch alles schien, die Geheimpolizei Säpo schien jedoch ihr eigenes Spiel zu spiele. Obwohl Berger und Blom die Mädchen gerettet und den Täter gestoppt hatten, wurde den beiden kein Glauben geschenkt und sie gefeuert. In der Schlussszene standen beide im Regen und stießen auf ihre gemeinsame Zukunft an - ein Schluss, wie geschaffen für eine Fortsetzung. Vielleicht ja dann auch auf der Theaterbühne?

Fraglos war das Experiment, einen schnell getakteten und an vielen Orten spielenden Thrillern so zu komprimieren, dass er auf der Theaterbühne funktionieren konnte geglückt. Was sich auch am ausgiebigen Applaus des Publikums am Ende der gut zweistündigen Aufführung zeigte.

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