Doch nicht Malala Yousafzai CDU lehnt Namenswahl der Sekundarschule in Radevormwald ab

Radevormwald · Nicht nach der Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, sondern nach den Geschwistern Scholl soll die Einrichtung benannt werden.

 Die Geschwister Hans und Sophie Scholl (Foto mit ihrem Gefährten Christoph Probst, links) sind die Namensgeber der Hauptschule, die in einem Jahr auslaufen wird. Die CDU-Fraktion möchte den Namen für die Sekundarschule behalten. Damit widerspricht sie der Schulkonferenz.

Die Geschwister Hans und Sophie Scholl (Foto mit ihrem Gefährten Christoph Probst, links) sind die Namensgeber der Hauptschule, die in einem Jahr auslaufen wird. Die CDU-Fraktion möchte den Namen für die Sekundarschule behalten. Damit widerspricht sie der Schulkonferenz.

Foto: Hans Dörner/Keystone

Die CDU-Fraktion in Radevormwald möchte nicht, dass die Sekundarschule nach der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai benannt wird, wie es Schüler, Eltern und Lehrer nach einem Workshop beschlossen hatten. Stattdessen haben die Christdemokraten einen Antrag formuliert: Der Name der Geschwister Scholl, Mitglieder der Widerstandsgruppe "Die weiße Rose", soll von der auslaufenden Hauptschule auf die Sekundarschule übergehen. Das teilte der Stadtverbands vorsitzende Gerd Uellenberg gestern mit.

Dabei legt Uellenberg Wert darauf, dass dieses Votum kein Affront gegen die Person von Malala Yousafzai sein soll. Ohne Zweifel habe die junge Frau aus Pakistan Großes geleistet. Dennoch: "Wir haben uns in Rade immer daran gehalten, keine lebenden Personen zu ehren." Denn man könne ja nie wissen, was diese noch in ihrer weiteren Biografie tun würden. "Nicht einmal für Heide Ecker-Rosendahl haben wir eine Ausnahme gemacht, als die Frage einer Straßenbenennung diskutiert wurde", sagt Uellenberg. "Der Fehler war, dass wir als Politik das den Vertretern der Schule nicht deutlich genug gemacht haben."

Der Stadtverbandsvorsitzende räumt ein, dass auch der Klang des Namens eine Rolle gespielt habe: "Er ist nicht sehr einprägsam." Und natürlich liege den Christdemokraten auch am Herzen, dass die Geschwister Scholl weiter auf diese Weise gewürdigt werden. Auf die Frage, ob man nicht an den Unmut der Schulkonferenz gedacht habe, meint Uellenberg: "Wir sind ja als Politiker nicht nur für eine Schule verantwortlich, sondern für die gesamte Bevölkerung."

Die CDU ist die größte Fraktion im Rat, allerdings hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt, dass ein großer Teil der anderen politischen Kräfte - allen voran die SPD - dem Wunsch der Schulvertreter, die Schule nach Malala Yousafzai zu benennen, folgen möchte. Ob die Christdemokraten den Wunsch der Schule somit kippen kann, ist unklar.

Sandra Pahl, die Leiterin der Sekundarschule, zeigte sich gestern überrascht von dem Votum der CDU-Fraktion. "Ich empfinde es als ungünstig, wenn zwei Schulen den gleichen Namen haben", sagt sie. "Es sind zwei verschiedene Schulen mit einer unterschiedlichen Geschichte." Die alte Geschwister-Scholl-Hauptschule sei nun einmal nicht identisch mit der neuen Sekundarschule, deshalb habe diese einen eigenen Namen verdient, meint Pahl.

30 Schüler, alle Lehrer und mehrere Eltern hatten am Ende eines Workshops für Malala Yousafzai votiert. Das Ergebnis war knapp. Wie sich bei näherem Nachfragen in den Klassen zeigte, gab es aber unter den Schülern eine deutliche Mehrheit dafür, die Schule nach der Kinderrechtsaktivistin zu benennen.

Die Verwaltungsspitze wollte sich zu den Meinungsverschiedenheiten über den künftigen Namen der Schule nicht äußern. "Das steht uns nicht zu", sagt der Beigeordnete Frank Nipken. "Das ist die Sache der Politik."

(s-g)
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