Debatte im Norden von Neuss Wie die Grünen Verkehr vermeiden wollen

Nordstadt · Die SPD regt ein Verkehrskonzept für die Nordstadt an. Die CDU denkt ähnlich. In die Diskussion schalten sich nun weitere Fraktionen ein. Roland Kehl (Grüne) verfolgt einen anderen Ansatz: „Umstieg und Verkehrsvermeidung“.

 Die Steinhausstraße verbindet die Morgensternsheide mit dem Konrad-Adenauer-Ring.

Die Steinhausstraße verbindet die Morgensternsheide mit dem Konrad-Adenauer-Ring.

Foto: Ludger Baten/Ludber Baten

Täglich quälen sich Autos Stoßstange an Stoßstange durch die Nordstadt. Das nervt die Fahrer, das ärgert die Busnutzer, das stört Radler und Fußgänger, das belastet die Anwohner. Kommunalpolitiker fühlen sich gefordert. CDU und SPD wollen den Verkehr neu ordnen, damit er flüssiger fließt. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Roland Kehl, verkehrs- und wirtschaftspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Er setzt auf Umstieg und Verkehrsvermeidung.

Die Verkehrsströme auf der Furth haben alle politischen Kräfte im Blick. Für die FDP schlägt Fraktionsvorsitzender Manfred Bodewig so genannte Quartiers-Parkhäuser vor, um die Straßen zu entlasten. Als einziger räumt Roland Sperling ein, dass er „ziemlich ratlos“ sei. Er sehe nur kleine Schritte, um Verbesserungen zu erzielen. Zum Beispiel eine Einbahn-Regelung in der Geulenstraße als Zufahrt zum „Etienne“-Krankenhaus. „Wir sollten den Menschen ehrlich sagen, dass es die richtig gute Lösung nicht gibt“, sagt der Chef der Ratsfraktion „Die Linke“. Heute könne nur repariert werden, was „vor Jahrzehnten vermurkst wurde“.

Eine Verbesserung des Verkehrsflusses ist aus Sicht von Roland Kehl und den Grünen nicht zielführend. So werde eher eine Zunahme als eine Reduzierung des Pkw-Verkehrs erreicht. Das Thema müsse, so Kehl, grundsätzlicher angegangen werden: „Wir müssen uns gemeinsam Gedanken machen, wie wir die Menschen dazu bringen können, öfters einmal auf die Fahrt mit dem Auto zu verzichten, denn nur so können wir die Verkehrsmenge verringern und Entlastung schaffen.“ Dazu gehöre Mut und Kreativität.

Roland Kehl fordert den Ausbau des Radwegesystems und ein attraktiveres Bus-Angebot. Sein Vorschlag: Busse im Zehn-Minuten-Takt – zumindest in den Stoßzeiten. Auch favorisiert er die Herausnahme der Linksabbiergespur auf der Futher Straße auf den Theodor-Heuss-Platz. „Dort wird Verkehr angezogen, der gut über die Eisenbahnbrücke abgeführt werden könnte. Dies verringert dort den Verkehr und schafft Platz, den beengten und gefährlichen Haltestellenbereich neu zu ordnen.“ Letztendlich müsse nach Ansicht der Grünen alles vermieden werden, was zusätzlichen Verkehr anzieht: „Dazu gehört die Planung neuer Gewerbe- und Wohnbaugebiete in der Nordstadt.“

Keine speziellen Überlegungen für die Nordstadt stellt Manfred Bodewig (FDP) an. Auch für die Furth gelte, was für das Stadtgebiet richtig sei. Ein Baustein unter dem Stichwort „Urbane Mobilität“ seien moderne Quartiers-Parkhäuser, die er sich als „Knotenpunkt“ vorstellt, wo Anlieger ihre Autos parken, wo E-Bikes zur Weiterfahrt bereit stehen und wo im modernen Logistiksystem auch Pakete in Empfang und abgegeben werden können. Autos sollten nicht mehr auf den Straßen geparkt werden, weil „der Raum viel zu wertvoll ist“.

Die Straßen „ums Etienne“ hat Roland Sperling (Linke) als Hauptproblem ausgemacht. Er würde gern eine Einbahnstraßen-Regelung für die Geulenstraße (Zufahrt zum ,Etienne’ bis zur Marienburgstraße) testen. Abfließen könne der Verkehr über die Pommernstraße. Die Einbeziehung der Steinhausstraße in ein Einbahnstraßen-Konzept sieht er als „schwierig“ an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort