Umwelt-Projekt für Neuss Schlechte Chancen für „Mini-Wälder“ in der Nordstadt

Neuss · Die Stadt sieht keine Notwendigkeit für die Umsetzung von „Tiny Forests“ auf der Furth. Dabei geht es nicht nur um die Kosten. Das sind weitere Gründe.

 Im niederländischen Roermond hat die Stadt einen „Tiny Forest“ in der Nähe eines Kindergartens angelegt.

Im niederländischen Roermond hat die Stadt einen „Tiny Forest“ in der Nähe eines Kindergartens angelegt.

Foto: Transition Town

Manchmal lohnt der Blick ins niederländische Roermond auch bei anderen Themen als „Klamotten-Shopping“. Ein Beleg für diese These wird bei „Tiny Forests“ deutlich. Dabei handelt es sich um kleine Urwälder in der Stadt – grüne Inseln, die die Luftqualität und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessern sollen. In Roermond wurde solch ein Tiny Forest in der Nähe eines Kindergartens angelegt. Jeder Baum hat den Namen eines Kindes. Die Kinder können Ranger werden und sich um den Wald kümmern. Die Idee kommt aber eigentlich aus Japan. In Deutschland gab es den ersten Tiny Forest 2020 in der Uckermark – und nun erreicht das Thema auch Neuss.

In einer Bezirksausschuss-Sitzung wurde Ende 2022 um Prüfung der Möglichkeit der Errichtung eines „Tiny Forests“ in der Nordstadt gebeten. Diese oft kaum mehr als tennisplatzgroßen Wäldchen sollen ökologisch so stabil sein, dass sie nach wenigen Jahren keine Pflege mehr benötigen. Sie sollen der belasteten Stadtluft zudem umweltschädliches CO2 sowie Feinstaub entnehmen und dabei nicht nur die Luftqualität verbessern, sondern auch dem Hitzestau entgegenwirken. Aus Sicht der Stadt macht dieses Konzept in hoch verdichteten Ballungsräumen, in denen es zu klimatischen Extremsituationen kommt, Sinn. „Inwieweit dies mit etwa 600 Quadratmeter großen intensiv bestockten Grünflächen tatsächlich gelingen kann, ist aus Sicht der Verwaltung allerdings fraglich“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Grundsätzlich seien in der Neusser Nordstadt derartige Bedingungen, wenn überhaupt, dann nur in sehr geringem Umfang gegeben. Im Gegenteil verfüge die Furth über „sehr umfangreiche Grünzonen“, die die beabsichtigten klimatischen Effekte in einem ungleich größeren Umfang bereits heute leisteten. Diesbezüglich seien auszugsweise die Bereiche Jröne Meerke, Nordpark, Kruchensbusch oder Jostensbusch genannt.

All diese – und weitere – Flächen böten auch das Potenzial, als grünes Klassenzimmer herangezogen zu werden und dort in wesentlich umfassenderer Weise die innerstädtischen Bezüge zwischen Flora und Fauna zu vermitteln. In mehreren dieser Grünflächen seien in den vergangenen Jahren umfangreiche Aufwertungen der Flächen erfolgt, um ihren ökologischen Wert zu erhalten oder auszubauen. Die Verwaltung sieht weder die Notwendigkeit noch geeignete Voraussetzungen, wie sie das Tiny-Forest-Konzept vorsieht, um in der Nordstadt ein solches Projekt umzusetzen. Abschließend weist die Stadt darauf hin, dass die finanziellen Mittel für eine Umsetzung dieses Konzeptes nicht zur Verfügung stünden. Für die Fläche des Tiny Forests in Roermond seien zum Beispiel rund 25.000 Euro angefallen.

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