Workshop in Neuss Ayurveda-Übungen für den Alltag

Neuss · Die Hoistenerin Daniela Gelbrich fand vor einigen Jahren zu der indischen Heilkunst und ließ sich zur ayurvedischen Ernährungsberaterin ausbilden. In Kursen verrät sie, was es damit auf sich hat und nennt Alltagsübungen.

 Ayurveda sei ein ganzheitliches Konzept, erklärt Kursleiterin Daniela Gelbrich in ihrem Workshop. Wie sich schon kleine Übungen in den Alltag einbinden lassen, gibt sie ihren Teilnehmerinnen an die Hand.

Ayurveda sei ein ganzheitliches Konzept, erklärt Kursleiterin Daniela Gelbrich in ihrem Workshop. Wie sich schon kleine Übungen in den Alltag einbinden lassen, gibt sie ihren Teilnehmerinnen an die Hand.

Foto: Andreas Woitschützke

Es waren persönliche Gründe, die die Hoistenerin Daniela Gelbrich vor fünf Jahren zum Ayurveda brachten: Nachdem ihr 2018 die Gallenblase entfernt werden musste, habe sie Symptome entwickelt, die medizinisch nicht greifbar waren. Schließlich habe sie bei einer Ayurvedakonsultation eine individuelle Ernährungs- und Tagesroutine bekommen, sie fühlte sich erleichtert und sei kurz danach symptomfrei gewesen.

Schließlich ließ sie sich zur ayurvedischen Ernährungsberaterin ausbilden – das wollte sie, ebenso wie vor Jahren eine Yogalehrerausbildung, eigentlich „nur für sich“ machen. „Ich liebe es tiefer in die Themen, die mich bewegen einzusteigen und sie einmal richtig und von Grund auf zu lernen“, erzählt die 44-Jährige, die inzwischen sowohl Yoga unterrichtet, als auch Konsultationen und Workshops für Ayurveda in dem Studio in Reuschenberg anbietet. „Es geht beim Ayurveda immer darum, zurück ins Gleichgewicht zu finden“, erklärt sie gleich zu Beginn eines Workshops, der die Intention hat, „sich dem Thema zu nähern, ohne direkt voll einzusteigen.“ Doch was heißt Ayurveda eigentlich? Zusammengesetzt aus ayus und veda – dem Wissen vom Leben – ist es eine traditionelle indische Heilkunst, die bis heute in Indien, Nepal und Sri Lanka zur Anwendung kommt. Dort müssen sogenannte Ayurveda-Ärzte fünfeinhalb Jahre lang studieren, um anschließend ein Staatsexamen in ayurvedischer Heilkunst abzulegen. Hierzulande kommt Ayurveda vor allem in Wellness-Anwendungen, wie Massage oder dem Stirnguss zum Einsatz. „Dieses ganzheitliche Konzept setzt viel früher an, als klassische Schulmedizin und fragt andere Fragen“, erklärt sie.

Was isst Du? Wann isst Du? Und warum isst Du? – bevor es überhaupt zu Symptomen kommt, soll so ein ausgeglichener Organismus begünstigt werden. Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen, entzündliche Prozesse, aber auch Stress und Erschöpfung würden so reduziert, Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollen so vorgebeugt werden. In einem Bericht der Wissenschaftsmagazin Quarks geben Mediziner an, dass Ayurveda positive Auswirkungen haben könnte, wenn es als ergänzende Therapie in Kombination mit der üblichen schulmedizinischen Behandlung eingesetzt wird. Diese sollte jedoch nicht ersetzt werden. Auch sollten ayurvedische Behandlungen ärztlich abgeklärt werden. Die Verbraucherzentrale warnt zudem vor (importierten) ayurvedischen Produkten, da diese Schwermetalle enthalten könnten. Was es zu beachten gilt, listet die Zentrale detailliert auf ihrer Internetseite auf.

Zurück zu den ayurvedischen Alltagsübungen: Dass neue Gewohnheiten nicht so einfach in den Alltag zu integrieren sind, weiß jeder, der die guten Vorsätze zum neuen Jahr Anfang Februar schon wieder drangegeben hat. Daniela Gelbrich hat hier ganz praktische Tipps, wie es dennoch gelingen kann: „Sei nicht so streng mit Dir selber und versuche vielleicht in der ersten Woche, nur ein Ritual umzusetzen und mache es Dir dabei so einfach wie möglich.“ Konkret bedeutet das, nicht nur abzuwägen welches Ritual ins eigene Leben passt, sondern auch, wann es unterzubringen ist. Alles was dafür gebraucht wird, sollte man sich gut sichtbar parat stellen, so dass man in der Anfangszeit eine gute Gedächtnisstütze hat.

Einige Rituale der Dinacharya – der ayurvedischen Tagesroutine sind dem ein oder anderen vielleicht schon aus anderen Bereichen bekannt – etwa innerhalb der Fitness. Sie haben ihren Ursprung im Ayurveda und lassen sich direkt in den Alltag integrieren. Eine Auswahl.

Zunge schaben In der Nacht sammelt sich auf der Zunge ein Belag, der morgens direkt nach dem Aufstehen entfernt werden sollte. Zungenschaber gibt es aus Kunststoff oder Metall in der Apotheke oder Drogeriemarkt. Ein einfacher Teelöffel, der von hinten nach vorne einige Male über die Zunge gezogen wird, funktioniert ebenso zur Reinigung. Hilft auch gegen Mundgeruch, denn es entfernt Bakterien und Ablagerungen.

Öl ziehen Diese Methode zur Entgiftung erfordert zunächst vielleicht etwas Überwindung. Ein Teelöffel Öl, die Dozentin empfiehlt Kokosöl, da dies zusätzlich eine antibakterielle Wirkung hat, wird im Mund gespült und immer wieder zwischen den Zähnen durchgezogen. Der Effekt: Bindung und Reduktion von Bakterien, Stärkung des Zahnfleischs und ein positiver Effekt auf die Mundflora. Einige Zahnärzte empfehlen dies. „Der Ayurveda empfiehlt dies bis zu 20 Minuten zu tun, aber da ist wieder die Frage, ob das ins Leben und den morgendlichen Ablauf passt – von daher einfach mal mit einer Minute starten und dann langsam steigern“, rät Daniela Gelbrich.

Nasenspülung Kochsalzlösung, die mithilfe eines speziellen Keramikkännchens (Apotheke) durch die Nase gespült wird, sorgt für die Beseitigung von Keimen, Schleim und Schmutz. Die Durchfeuchtung der Nasenschleimhäute ist zudem eine gute Erkältungsprophylaxe. In der Heuschnupfen-Zeit und abends angewandt, sorgt sie auch dafür, dass Pollen ausgespült werden.

Warmes Wasser trinken Im Ayurveda dreht sich vieles um die Verdauung. Ein Glas warmes Wasser auf nüchternen Magen sorgt dafür, dass der Darm geschmeidig und die Verdauung angeregt wird, so dass alles, was in der Nacht verdaut wurde, bestenfalls kurz darauf ausgeschieden werden kann.

Leichte Bewegung/Ölmassage Bewegung bringt das Prana, die Lebensenergie, zum Fließen und sorgt zudem dafür, dass die Verdauung weiter angeregt wird. Massagen mit reichlich Öl – erlaubt ist, was gefällt – erden und nähren den Körper.

Warmes Frühstück mit Gewürzen Damit das „Verdauungsfeuer“, das morgens langsam anspringt, nicht gleich erlischt, empfiehlt der Ayurveda unbedingt eine warme Mahlzeit – diese sei auch besser bekömmlich und leichter zu verdauen. Die Gewürze sorgen für das gute Gleichgewicht: „Wenn ich meinen Kaffee mit einem Gewürzt aus Zimt, Kardamom und Vanille verfeinere, schlägt er nicht so sauer auf den Magen,“ nennt die Mutter von zwei Kindern ein Beispiel.

Das Thema Verdauung gilt dabei übrigens nicht nur für Speisen und Getränke, sondern auch für Emotionen und Gedanken, denn: „Es geht darum, Körper und Geist im Gleichgewicht zu halten“, sagt Gelbrich.

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