Ärger im Stadtteil Hoisten fühlt sich abgehängt

Hoisten · Der Runde Tisch Hoisten setzt sich seit Jahrzehnten für Projekte im Stadtteil ein. Wenige davon werden jedoch umgesetzt, beschweren sich Anwohner.

Michael und Christiana Rönike sowie Sebastian Heckhausen (v.l.) stehen an der Schluchenhausstrasse. Dort soll einst die Neubausiedlung mitsamt Kita entstehen.

Michael und Christiana Rönike sowie Sebastian Heckhausen (v.l.) stehen an der Schluchenhausstrasse. Dort soll einst die Neubausiedlung mitsamt Kita entstehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Michael Rönicke aus Hoisten findet klare Worte. „Wir rühren seit Jahren in den gleichen Themen herum und kommen keinen Schritt weiter.“ Gemeinsam mit seiner Frau Christiana ist er Vorsitzender des 1938 von Heinz Welter ins Leben gerufenen Runden Tischs Hoisten. Beide kümmern sich ehrenamtlich darum, dass die Mitglieder regelmäßig zusammenkommen, sich zu den Themen des Stadtteils austauschen und diese voranbringen.

Zweimal im Jahr treffen sich Vertreter aller ortsansässigen Vereine, von Schule, Kindergarten und Kirche, der Heimatfreunde und Schützenbruderschaft sowie sämtlicher Komitees wie Sankt Martin, Weihnachten oder Maibaum, Feuerwehr und Polizei sowie politische Vertreter, die Karnevalsfrauen und auch die „Dorfjugend“ im Vereinsheim der DJK Germania Hoisten an der Hoistener Welderstraße.

Zwei große Themen kommen in diesem Plenum immer wieder auf den Tisch: Der geplante Kreisverkehr Villestraße, (L142)/Hochstadenstraße (K7), und der Bau einer Kindertagesstätte im Rahmen des geplanten Neubaugebiets Schluchenhausstraße. Das Problem: Weder dem einen, noch dem anderen Thema wird sich bei den zuständigen Stellen nachhaltig angenommen.

Von „organisierter Unzuständigkeit“ spricht auch Sebastian Heckhausen, CDU-Stadtverordneter in Hoisten und engagierter Vorantreiber beider Projekte. Geplant ist ein Kreisverkehr an der genannten Kreuzung. Zudem soll die städtische Buslinie 844 bis dorthin ausgebaut werden und sogenannte Kiss&Ride-Zonen entstehen, die den Elterntaxi-Verkehr auf der Hoistener Schulstraße reduzieren und durch einen Fußweg über den Spielplatz der Schule für mehr Sicherheit für die Kinder sorgen sollen. Außerdem soll die Lücke des Radwegs zwischen der Kreuzung Villestraße/Am Hummelbach bis hoch zur Hochstadenstraße (geplanter Kreisel) geschlossen werden.

Die Situation am geplanten Kreisel ist wie folgt: Die Landstraße L142 (Villestraße) trifft an dieser Stelle auf die Kreisstraße K7 (Hochstadenstraße) - und das auf städtischem Gebiet. Diese Konstellation führt dazu, dass weder Straßen NRW, der Rhein-Kreis Neuss, noch die Stadt die sprichwörtlichen Hosen anhaben und so die Zuständigkeit von einer Stelle zur nächsten geschoben wird mit dem Ergebnis, dass nichts passiert. „Wir fragen regelmäßig nach und versuchen, den Start der Baumaßnahme anzustoßen. Doch wir werden von Jahr zu Jahr vertröstet – seit 1999 beschäftigen wir uns schon mit diesem Vorhaben,“ Heckhausen.

Gleiches gilt für den geplanten Bau einer Kindertagesstätte im Neubaugebiet Schluchenhausstraße zwischen Weckhoven und Hoisten. Auch hier ist noch kein Spatenstich getan, obwohl der Bedarf groß ist: „Wir haben ortsansässige Kinder, die in Fußnähe zum hiesigen Kindergarten an der Kirche wohnen, dort aber abgelehnt werden mussten und nun mit dem Auto von ihren Eltern nach Weckhoven gebracht werden,“ so Michael Rönicke. „Ich habe das Gefühl, dass Hoisten auch hier abgehängt ist“ .

Heckhausen denkt auch zukunftsorientiert und hat die Demografie im Auge, wonach der Zuzug junger Familien in den Stadtteil im Neusser Süden durchaus gewünscht ist. In diese Richtung zielt ebenso das Bauvorhaben Schluchenhausstraße ab, wo neuer, bezahlbarer Wohnraum entstehen soll. Das Ergebnis zahlloser Nachfragen: „Es gibt kein Ergebnis, auch hier wird der Start von Jahr zu Jahr verschleppt.“

Der Stadtteil Hoisten wird, so sind sich Christiana und Michael Rönicke sowie Sebastian Heckhausen einig, stiefmütterlich behandelt. „Die Problematik fehlender Kindergartenplätze ist hochaktuell – aber wo bleibt Hoisten? Das Grundstück ist da, der Plan ist da – warum geht es nicht einfach los?“

Viel lieber würden sich die Mitglieder des Runden Tischs mit Zukunftsthemen befassen und Visionen für ihren Stadtteil in fünf oder zehn Jahren realisieren, stattdessen „sind die Themen von vor über zehn Jahren noch nicht abgeschlossen, beziehungsweise noch nicht einmal begonnen,“ so Christiana Rönicke.

„Es scheint, dass man oftmals selbst anpacken muss, wenn in Hoisten etwas passieren soll. Und an dem, was man selbst nicht umsetzen kann, bleiben wir energisch dran,“ meint Sebastian Heckhausen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort