25 Jahre Inklusion in Neuss „Felina ist prima“

Neuss · Die „Initiative gemeinsam leben & lernen“ gilt als Vorkämpferin der Inklusion in Neuss. Jetzt feierte „igll“ das 25-jährige Bestehen – und hatte zwei ehemalige Minister unter den Gästen.

Felina Erlach (r.) und ihre Freundinnen Lilly Scholz und  Paula Enning (l.) feierten am Samstag das Jubiläum der „Initiative gemeinsam leben & lernen“ mit.

Felina Erlach (r.) und ihre Freundinnen Lilly Scholz und Paula Enning (l.) feierten am Samstag das Jubiläum der „Initiative gemeinsam leben & lernen“ mit.

Foto: igll

Inklusion fordert ein Wir. Wer das einmal verinnerlicht hat, wird einen Paradigmenwechsel erkennen, der für unsere Gesellschaft sehr heilsam sein könnte.“ Mit diesen Worten von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck beschloss die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin und Schulministerin des Landes, Sylvia Löhrmann, ihre Glückwunschrede zum 25. Geburtstag der Initiative „Gemeinsam leben & lernen“ (igll), die am Samstag im Jugendzentrum „Haus“ am Hamtorwall mit 150 Mitgliedern und Freunden gefeiert wurde.

Daran, dass die ersten Schritte der Inklusion vor 25 Jahren nicht nur in Neuss mühsam und viele Widerstände zu überwinden waren, erinnerten unter anderem die Gründungsvorsitzende Ursula von Schönfeld. „Reformer sind am Ende nie glücklich“, ergänzte Löhrmann. Sie spielte mit diesem Zitat von Michael Gorbatschow auch auf eine selbst gemachte Erfahrung an. Denn sie war es, die – entsprechend einer eindeutigen Forderung der UN-Konvention – die Inklusion in Nordrhein-Westfalen gesetzlich umgesetzt hatte, dafür aber sei sie bei der Landtagswahl von den Wählern nicht belohnt worden.

Auch Vorstandssprecherin Alexandra Erlach lenkte den Blick zunächst Richtung Vergangenheit, als sie an die Anforderungen erinnerte, die die Familien von Kindern mit Behinderung in der Corona-Zeit zu bestehen hatten. Zum Abschluss forderte sie erneut, den Blick auf die Qualität des Gemeinsamen Unterrichts zu richten.

Prominenz aus Politik und Verwaltung feierte mit: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gratulierte, aber auch Bundesgesundheitsminister a.D. Hermann Gröhe, der schon 1997 bei einer der ersten igll-Veranstaltungen auf dem Kinderbauernhof dabei war und die Initiative seitdem unterstützt. Er betone am Samstag, wie wichtig es gerade auch in Zeiten von Krieg und Unsicherheit ist, das Miteinander und die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung nicht aus dem Blick zu lassen, sondern zu stärken.

Stephanie Jungwirth vom igll führte sodann durch ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Gesang, Tanz und Theater. Die Anwesenden blieben dabei nicht reine Zuschauer: Die inklusive Tanzgruppe „Starlabor“ unter der Leitung von Ottoline Calmeijer und Marius Lamberts animierte alle Anwesenden erfolgreich zum Mitmachen. Mit großer Freude imitierten die Gäste die Posen berühmter Popstars, die die Mitglieder von Starlabor, allen voran Jonas Sampé, vorführten. Nicht nur gesanglich gut, sondern geradezu anrührend war die Liedgeschichte des Vogelkindes aus dem inklusiven Musical „Glücklich sein“ , die die Musikschule Koll aus Kaarst zeigte.

Danach traten acht junge Menschen ab elf Jahren ans Mikrofon und erzählten in einer Interviewrunde über sich selbst und ihr Leben. Dazu, ob man „behindert“ sagen dürfe, entspann sich eine kurze Diskussion, die Felina (13) prägnant mit „Felina ist prima“ beendete.

Aber auch Geschenke gab es zum Geburtstag. So brachte Bernhard Freytag von der Quirin-Privatbank  1000 Euro zum Fest mit.

(NGZ)
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