Uraufführung in Neuss Linßen-Oratorium „Die sieben Gaben" im Internet uraufgeführt

Neuss · Das neue Werk von Gregor Linßen, „Die sieben Gaben“, musst auf einen Chor verzichten. Für die Uraufführung im Internet wurde die Aufnahme mit Instrumentalisten in der Neusser St.-Pius-Kirche eingespielt.

 Licht und Musik erfüllt die Kirche St. Pius in Neuss bei der Uraufführung von „Die sieben Gaben“.

Licht und Musik erfüllt die Kirche St. Pius in Neuss bei der Uraufführung von „Die sieben Gaben“.

Foto: Videoaufnahme/Linßen

Alles war ganz anders geplant: Auch das fünfte Oratorium des Neusser Komponisten Gregor Linßen (53) – der Pfingstzyklus „Die sieben Gaben“ des Heiligen Geistes – sollte eine spektakuläre Uraufführung erleben wie seine Oratorien zuvor: „Die Spur von morgen“ etwa  1998 in Jerusalem, „Adam“ 2002 in Assisi. Auch für sein jüngstes NGL-Oratorium waren die Chorproben mit einigen Hundert Singenden aus ganz Deutschland schon weit gediehen, als der Pandemie-Lockdown zum Abbruch des Projektes führte.

Aber „Pfingsten ohne diesen Zyklus verstreichen zu lassen, war keine Option“, sagt der Komponist. Er plante mit vielen Mitstreitern die Uraufführung im Internet. Acht Tage vor dem diesjährigen Pfingstfest wurde die Aufnahme in der Neusser St. Pius-Kirche eingespielt, die Sendung erfolgte in der Nacht. Mehr als 1700 Zuhörer hatten nach Anmeldung den Link erhalten. „Das Schöne am Internet ist, dass der Saal groß genug ist“, sagt der Komponist, hörbar erfreut über das Interesse.

Acht Kameras fingen die weit auseinander stehenden Musiker ein, die Kirche war „fürs Auge“ illuminiert und meist in violettes Licht getaucht. Die Musiker spielten in voller instrumentaler Besetzung mit der AMI-Band plus Orchesterpercussion, einem Brassquintett (je zwei Trompeten und Posaunen, ein Horn), zwei Gitarren, Keyboard und Orgel. Der Chor, der in Linßen-Oratorien eine große Rolle spielt, fehlte in der solistischen Version: Die Texte wurden von Linßen selbst und der Sopranistin Christina Hernold gesungen.

Der 1000 Jahre alte gregorianische Hymnus eröffnet nach einer musikalisch groß angelegten Ouvertüre das Werk und zieht sich gleichsam als roter Faden durch den knapp anderthalbstündigen Zyklus. Die Musik hebt als gelungene Mischung zwischen Gregorianik, Pop und Jazz immer den Text hervor, der vom Komponisten einschließlich des finalen Segensgebetes selbst verfasst wurde.

„Ich will die Menschen zum Nachdenken bringen über das, was wir müssen und sollen“, erläutert der Komponist seine auch in theologischer Hinsicht wirkungsvolle Sprache. Das Oratorium endet mit einem prachtvollen Höhepunkt, der an britische großartige Kathedralmusik erinnert.

„Das war eine echte Aufführung, die dem Original bis auf die Macht eines großen Chores in nichts nachsteht“, sagt Gregor Linßen, der sich am Ende auch zufrieden zeigt. Gleichzeitig zeigt sie, dass dieses groß angelegte Oratorium als Friedensgebet auch in kleinerer Besetzung wirken kann.

Immerhin: Für die Realisation war ein Gesamtbudget von 15.000 Euro erforderlich, das durch den Verein „Andere Zeiten“ und Spenden der Zuhörer erbracht werden musste.

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