Schützenfest in Neuss Vogelschuss wird zum Vierkampf

Neuss · Lange sah es nach einem Duell zwischen Jochem Kirschbaum und Stephan Meier aus – am Montag machten dann aber noch Ben Dahlmann und Marc Hillen ihre Teilnahmen am Vogelschuss offiziell. Die Kandidaten im Überblick.

Vier Schützen wollen am Dienstag in Neuss König werden (v.l.): Jochem Kirschbaum, Stephan Meier, Marc Hillen und Ben Dahlmann.

Vier Schützen wollen am Dienstag in Neuss König werden (v.l.): Jochem Kirschbaum, Stephan Meier, Marc Hillen und Ben Dahlmann.

Foto: Janßen, Kleinau

Schützenpräsident Martin Flecken fasste es zur Mittagszeit noch mit einem Zitat seines Vorgängers Thomas Nickel zusammen: „Drei ist die ideale Bewerberzahl – dann können sich die beiden, die es nicht geschafft haben, gegenseitig trösten.“ Zu dem Zeitpunkt – noch vor dem offiziellen Meldungsschluss für Königsanwärter um 15 Uhr – ahnte Flecken allerdings noch nicht, dass noch ein weiterer Kandidat hinzukommen sollte. Dann war jedoch klar: Im Wettbewerb um die Nachfolge von Schützenkönig Kurt Koenemann am Dienstagabend gibt es einen Vierkampf. Das Quartett im Überblick:

Jochem Kirschbaum Liegt es an der Erfahrung oder ist es schlichtweg die Coolness eines planungssicheren Diplom-Ingenieurs? Am Morgen vor dem großen Tag sitzt Jochem Kirschbaum am Schreibtisch und arbeitet. „Lässt sich als Selbstständiger nicht vermeiden“, sagt er schmunzelnd. Von Aufregung ist bei dem 60-Jährigen nichts zu spüren, trotz der Tatsache, dass er sich mit seinem Antritt zum Vogelschuss am Dienstagabend zum Rekordhalter machen wird. Einen fünften Anlauf hat es in der Geschichte des Neusser Bürger-Schützen-Vereins nämlich noch nie gegeben.

Für Kirschbaum, der es sowohl 2005/2006 und 2006/2007 sowie 2016/2017 und 2017/2018 versuchte, steht fest: Er möchte unbedingt Schützenkönig werden. Heißt: Auch wenn es diesmal wieder nicht klappen sollte, werde er sich nicht abschrecken lassen. Der Familienvater aus dem Schützenlustzug „Schwemmböxges“ betont im Gespräch, die Abläufe beim Schuss auf den Königsvogel gut zu kennen. Vielleicht ein Vorteil?


Stephan Meier Noch „relativ entspannt“ ist Stephan Meier. „Spätestens wenn es am Dienstag nach dem Festumzug durch die Stadt zur Festwiese geht, wird die Anspannung aber auch bei mir vermutlich ansteigen“, sagt der Major des Tambourcorps „In Treue fest“. Es ist das zweite Mal nach 2019, dass der 55-Jährige zum Vogelschuss um die Königswürde auf der Festwiese tritt. Mit einem Sieg würde er eine Familientradition fortsetzen – sozusagen als „nachgeholtes Jubiläum“: Sein Vater Bernhard war bereits Schützenkönig in Neuss, 1994 hatte er sich mit dem 33. Schuss die Königswürde gesichert.

Stephan Meier möchte sich nun am Dienstagabend gegen seine Mitbewerber durchsetzen. Der Transportunternehmer setzt auf reichlich Unterstützung aus den Reihen der Schützen, allen voran werden natürlich seine Familie um Ehefrau Monika und die drei erwachsenen Kinder die Daumen drücken. „Feier-bedingt etwas heiser“ war Meier, als er am Montag in den Tag startete. Sollte er beim Vogelschuss siegen, wird er dies wohl auch am Mittwoch sein – und zwar nach noch ausgiebigeren Feierlichkeiten.


Ben Dahlmann Am Montagabend wollte er es auf dem Grenadierball seinen Kameraden anvertrauen – am Dienstag ging er dann an die Öffentlichkeit: Ben Dahlmann, 37 Jahre alt, Geschäftsführer der Autohaus Louis Dresen GmbH, will Neusser Schützenkönig werden. Bereits seit Tagen kursierte der Name Ben Dahlmann, bis 2020 Regimentsadjutant, als möglicher Königsanwärter. Dabei hatte er vor rund zehn Tagen im Gespräch mit unserer Redaktion noch betont: „Ich schieße definitiv – aber nicht in diesem Jahr.“ Nun kam es aber doch noch zu einem Gesinnungswandel.

„Ich trage den Wunsch, Schützenkönig zu werden, schon lange in mir“, sagt das Mitglied des Zugs „de Pittermänner“. Bereits im Jahr 2017 habe er auf den Königsvogel schießen wollen, „aber dann bin ich Adjutant geworden und dann ging das nicht mehr“, sagt Dahlmann schmunzelnd. Er habe lange und intensiv über die Entscheidung, ob er antreten soll oder nicht, nachgedacht, letztlich hätten jedoch die positiven Aspekte überwogen.

Marc Hillen Der Entschluss wurde am Samstagabend im Vogthaus gefasst. Schließlich gibt es für Marc Hillen gleich mehrere Anlässe, am Dienstag auf den Vogel zu schießen. Nicht nur, weil der Neusser Bürger-Schützen-Verein und das Grenadierkorps im kommenden Jahr 200 Jahre alt werden, sondern auch weil sein Zug „Liebe Jungens 1948“ 2023 sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Für Hillen, so verriet er bereits am Montag, wird die Teilnahme allerdings eine einmalige Angelegenheit bleiben. „Es wird keine Wiederholung geben“, kündigte der 52 Jahre alte Familienvater an. Beruflich ist Hillen – seit 28 Jahren Schütze – als Unternehmer tätig, bekannt sollte vor allem seine Werbeagentur „H1“ sein.

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