Kurt und Beate Koenemann aus Neuss Königspaar der Bürger-Schützen erzählt von Herausforderungen und Glücksmomenten

Interview | Neuss · Als Kurt Koenemann 2019 den Vogel von der Stange holte und König der Neusser Bürger-Schützen wurde, gab es noch keine Pandemie. Mit seiner Frau Beate freute er sich auf sein Königsjahr. Wegen Corona wurden daraus drei, zum Schluss auch noch beeinflusst durch die Folgen des Krieges in der Ukraine. Von Herausforderungen und Glücksmomenten.

Majestäten, Sie sind seit drei Jahren ein Königspaar im Wartestand. Sind Sie froh, dass es jetzt endlich losgeht?

 Nach drei Jahren coronabedingter Wartezeit endlich am Ziel: Kurt I. und Beate Koenemann, das Königspaar der Bürger-Schützen in Neuss.

Nach drei Jahren coronabedingter Wartezeit endlich am Ziel: Kurt I. und Beate Koenemann, das Königspaar der Bürger-Schützen in Neuss.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Kurt Koenemann Ja! Eindeutig ja. Es kommt einem Befreiungsschlag gleich, dass wir endlich unser Fest feiern können. Wenn wir durch die Stadt gehen, spüren wir die Vorfreude, die ganz viele Neusser in sich tragen. Sie sind feierbereit. Ich habe den Eindruck, dass die Stadt zu Ehrenabenden noch nie so voll war wie in diesem Jahr.

Beate Koenemann Nach der Coronapause können sich allerdings viele auch noch nicht so richtig vorstellen, wie in Zeiten einer Pandemie unser Schützenfest gefeiert werden kann. Ich glaube aber, dass wir alle gemeinsam die richtige Balance aus Nähe und Abstand finden werden.

  Kurt und Beate Koenemann im Gespräch mit Horst Thoren (l.), Stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung, und Frank Kirschstein (r.), Redaktionsleiter NGZ.

Kurt und Beate Koenemann im Gespräch mit Horst Thoren (l.), Stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung, und Frank Kirschstein (r.), Redaktionsleiter NGZ.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Ein Volksfest in Krisenzeiten. Welche Botschaft hat da das Königspaar für die Schützen, deren Familien und die vielen Gäste?

Kurt Koenemann Die Antwort fällt mir schwer. Nur tausend Kilometer trennen uns von der Kriegsfront in der Ukraine. Nur tausend Kilometer von uns entfernt tobte in den 1990er-Jahren der Balkankrieg. Damals wie heute werden wir Schützenfest feiern, ohne dass wir die Menschen vergessen, die im Krieg leiden. Unser Schützenfest ist als Persiflage auf den Militarismus gegründet worden und es ist bis heute eine Persiflage geblieben. Wer mit Blumen im Holzgewehr marschiert, der demonstriert für den Frieden. Dabei dürfen wir Freude zeigen, denn lächelnde Menschen sind keine Krieger.

Welches Zeichen setzen die Schützen angesichts des Krieges in der Ukraine?

Kurt Koenemann Wir unterstützen die Ukraine und die Flüchtlinge in unserer Stadt. Und wir wissen um unsere Verantwortung den Flüchtlingen gegenüber. Das Eröffnen des Festes mit dem Donner der Geschütze sind Salutschüsse, also Begrüßungsschüsse, die keinen kriegerischen Hintergrund haben. Wir sind alle entsetzt über diesen fürchterlichen Angriffskrieg, den Putin gegen die Ukraine gestartet hat und wir hoffen, dass der Krieg so bald wie möglich beendet ist. Ich wünsche allen Flüchtlingen, dass sie sich bei uns gut aufgehoben fühlen und dass sie sich sicher fühlen. Vielleicht können sie in diesen Tagen auch ein bisschen von der guten Stimmung in der Stadt miterleben.

Welchen Einfluss hat Corona in diesem Jahr noch auf das Fest?

Beate Koenemann Die Pandemie erfordert, dass wir unser Verhalten ändern. Wir sehen uns als Königspaar in einer Vorbildfunktion und treten bewusst etwas zurückhaltend auf. Wir achten bewusst auf Distanz, ohne dabei die Herzlichkeit zu verlieren. Wir müssen andere und auch uns selbst schützen.

Wie versucht das Königspaar, sich zu schützen?

Kurt Koenemann Wenn wir uns kurz vor Schützenfest infizieren, erkranken und in Quarantäne müssten, es wäre für uns der Super-Gau. Darum bewegen wir uns vorsichtig in Menschengruppen, hoffen auf einen guten Impfschutz und testen uns regelmäßig, besonders vor größeren Veranstaltungen.

Wie sollten sich die Schützen schützen?

Kurt Koenemann Wichtig ist, dass sich alle vernünftig verhalten. Impfen und Testen sind für jeden Einzelnen unverzichtbare Instrumente. Aber wir raten auch, Abstand zu halten, nicht wahllos nach Gläsern zu greifen, sondern vielleicht Flaschenbier als Alternative zu wählen. Dazu immer wieder Hände waschen und auch zu desinfizieren.

Welches Anliegen, welche Botschaft ist Ihnen in Ihrem Königsjahr besonders wichtig?

Kurt Koenemann Der Respekt gegenüber den Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten! Das liegt mir sehr am Herzen. Es kann nicht angehen, dass die Menschen, die anderen helfen wollen, attackiert oder beleidigt werden. Da müssen wir als Gesellschaft gegensteuern.

Die Königin verzichtet auf Blumenpräsente und bittet stattdessen um Spenden für den Verein Kinder- und Jugendhilfe Neuss. Wie ist die Initiative angekommen?

Beate Koenemann Natürlich müssen wir für unsere neue Idee werben und freuen uns, wenn wir unterstützt werden. So unter anderem durch Piet van Opbergen aus dem Neusser Huthaus. Aber natürlich hören wir auch: Das haben wir ja noch nie gemacht! Aber wir bleiben am Ball und sind nach wie vor davon überzeugt, die richtige Initiative gestartet zu haben.

Das Fest ist zum Greifen nahe. Worauf freuen Sie sich besonders?

Kurt Koenemann Ich möchte mit meiner Königin alle Programmpunkte intensiv, emotional erleben und genießen: Reveille und Fackelzug am Samstag, Parade und Kutschfahrt am Sonntag, die Biwak-Veranstaltungen und Bälle am Montag, den Vogelschuss und das Heimgeleit am Dienstag.

Beate Koenemann Ich wünsche mir, dass ich kleine Nuancen entdecke, die ich noch nicht kenne. Unser Schützenfest ist so facettenreich, davon möchte ich mich überraschen lassen, denn ich bin immer offen für Neues.

Wie sieht das Kleid der Königin aus?

Beate Koenemann Da das Kleid noch in Arbeit ist – eigentlich sind es drei Kleider – werde ich dazu noch nichts verraten.

Vielleicht ein kleiner Hinweis: In welche Stilrichtung geht es?

Beate Koenemann Nicht so sehr verspielt, also keine Puffärmchen, keine Ballons und auch keine riesengroßen Blumen.

Am kommenden Dienstag wird schon der Thronfolger ermittelt. Was nehmen Sie mit aus den Jahren Ihrer Regentschaft?

Kurt Koenemann Das Wichtigste aus der Königszeit ist für mich, den Menschen Freude geschenkt zu haben. Und auch die Freude, die ich selbst erleben durfte. Die Art, wie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Neuss ihren Schützenkönig tragen und ertragen, ist unglaublich. Wenn der neue König feststeht, muss man sich zurücknehmen. Dann muss der neue König sein Jahr erleben und leben. Ich ziehe dann sofort wieder meine normale Schützenuniform an, bin wieder der Schütze Kurt und nicht mehr Majestät Kurt I.

Was wünschen Sie sich für die Frauen im Neusser Schützenwesen? Welche Rolle sollen die Frauen spielen?

Beate Koenemann Ich wünsche den Frauen, dass jede ihr eigenes Spielfeld im Schützenwesen entdecken kann. Nicht alle Frauen wollen aktiv mitmarschieren. Wer es möchte, sollte, wenn es möglich ist, auch Gelegenheit dazu haben.

Was planen Kurt und Beate Koenemann als ehemaliges Königspaar als erstes?

Kurt Koenemann Entschleunigung. Mit Zugkameraden geht‘s zum Wandern in die Alpen. Auch eine Rudertour steht an – wenn die Weser ausreichend Wasser hat.

Beate Koenemann Und unser großes Ziel ist Jordanien. Die Reise sollte schon längst erfolgt sein, aber die Coronapandemie ließ die Termine immer wieder platzen, so dass wir darauf warten, endlich unsere Reise antreten zu können.

Was ruft das Königspaar Koenemann denen zu, die überlegen, am Schützenfest-Dienstag auf den Königsvogel anzulegen?

Kurt Koenemann Machen! Auf jeden Fall schießen! Dabei muss jeder Bewerber wissen, dass nur einer gewinnen kann. Wer es wird, ist reines Glück. Aber ich werbe dafür, sich auf das Spiel einzulassen, denn die Neusser tragen den König, tragen das Königspaar durch die Amtszeit.

Beate Koenemann Ich empfehle, im Vorfeld sich nicht zu überorganisieren. Wer alles bis ins Detail plant, ist umso enttäuschter, wenn es mit dem Vogelschuss nicht klappt. Da muss Platz für das große Spiel bleiben. Aber ich weiß, das ist natürlich auch eine Typ-Sache.

Kurt Koenemann Ich finde es großartig, dass mit Stephan Meier ein Spielmann zu den Bewerbern zählt. Dass es Jochem Kirschbaum noch einmal versucht, verdient ebenso Respekt. Aber ich bin sicher, dass noch ein Jäger und ein Grenadier hinzukommen werden. Die beiden Gründungskorps werden zum Jubiläum 200 Jahre Neusser Bürger-Schützen-Verein nicht auf einen eigenen Kandidaten verzichten.

Muss man fürs König sein in Neuss sparen?

Kurt Koenemann Es könnte von Vorteil sein, den einen oder anderen Euro beiseitegelegt zu haben. Es kursieren jedoch Zahlen in der Stadt, die machen auch mich erschrocken. Diese Zahlen sind aber nicht richtig. Vieles hat man selbst in der Hand bei der Ausgestaltung des Königsjahres. Eigentlich kann fast jeder König werden.

Mit Albrecht Prinz von Croÿ nimmt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Malteser-Hilfsdienste als einmaliger Ehrengast am Sonntag am Schützenfest teil. Er erweist damit König Kurt Koenemann die Ehre, der Stadtbeauftragte der Malteser in Neuss ist. Ist Ihnen diese Geste wichtig?

Kurt Koenemann Das ist in meinen Augen vor allem für alle Hilfsdienste und für die sie tragenden ehrenamtlichen Helfer ein wichtiges Zeichen. Der Besuch von Prinz Croÿ ist eine Anerkennung des Ehrenamtes, aber auch eine Anerkennung für die hauptberuflichen Hilfsdienste wie die Polizei und die Feuerwehr. Ohne diese vielen Helfer könnten wir nicht so unbeschwert feiern. Ich persönlich freue mich, dass Prinz Croÿ kommt. Ich mag ihn sehr, denn er ist ein sehr herzlicher Mensch. Zudem hat er mich für die Malteser rekrutiert. Er ist schuld, dass ich heute Stadtbeauftragter in Neuss bin. Damals war er Diözesanleiter und hat mich überzeugt, die spannende Aufgabe als Stadtbeauftragter der Malteser zu übernehmen. Ich habe es nicht bereut.

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