Kustodin in Neuss Erste Schau dreht sich um „Paperdolls“

Neuss · Anita Hachmann ist Kunsthistorikerin, neue stellvertretenden Leiterin des Clemens-Sels-Museum und steckt schon in den Vorbereitungen für ihre erste Ausstellung. Sie widmet sich dem Phänomen Ankleidepuppe durch die Jahrhunderte.

Uta Husmeier-Schirlitz, Direktorin des Clemens-Sels-Museum (l.), und ihre Stellvertreterin Anita Hachmann, die zudem als Kustodin für Alte Kunst, Populäre Druckgrafik und Vermittlung agiert.

Uta Husmeier-Schirlitz, Direktorin des Clemens-Sels-Museum (l.), und ihre Stellvertreterin Anita Hachmann, die zudem als Kustodin für Alte Kunst, Populäre Druckgrafik und Vermittlung agiert.

Foto: Helga Bittner

Wenn sich auf eine Ausschreibung 80 Bewerber melden, neun zum Gespräch und mehr eingeladen werden, die Entscheidung für eine Kandidatin dann über mehrere städtische Ämter hinweg einstimmig fällt – dann muss diese doch sehr überzeugend gewesen sein, oder? Anita Hachmann lacht – aber sagt nichts. Ihre Chefin Uta Husmeier-Schirlitz reagiert dafür um so stärker: „Stimmt!“ sagt sie mit Nachdruck. „Und das, obwohl wir dieses Mal mit einem klassischen Assessment-Center gearbeitet haben!“ Rollenspiele gehörten ihren Worten nach dazu, der Beweis der Mehrsprachigkeit, Kenntnisse in Sachen Finanzen und die Vorlage eines Ausstellungskonzepts. Denn es ging um nichts weniger als eine Kustodenstelle am Clemens-Sels-Museum, die zudem mit der stellvertretenden Leitung des Hauses verbunden ist.

Hachmanns erste Ausstellung steht auch schon fest. Dabei werde es vor allem um „Paperdolls“, Ankleidepuppen, gehen, verrät sie. Als Kustodin für Alte Kunst, Populäre Druckgrafik und Vermittlung ist sie ans Clemens-Sels-Museum geholt worden. Das sei keineswegs ein Kontrast zu ihrer bisherigen Arbeit, betont sie und begründet ihre Bewerbung vor allem mit dem Renomee des Hauses: „Ich habe ein Museum gesucht, das lebendig ist und nach vorne schaut“, sagt sie, die gleichwohl „ein bisschen überrascht ist, dass bei den vielen Bewerbern die Wahl so einstimmig auf mich gefallen ist“.

Noch muss sie sich die Sammlung der Populären Druckgrafik im Feld-Haus auf der Raketenstation erarbeiten (auch wenn sie bereits viele der dortigen Fächer, wie sie sagt, durch hat), aber das Thema an sich ist ihr durchaus vertraut: „Einen meiner ersten Texte überhaupt“, erzählt sie lachend, „habe ich im Museum Schnütgen über Andachtsbilder geschrieben.“

Die „pendelerprobte“ Kunsthistorikerin, wie sie sich selbst bezeichnet (sie wohnt in Köln und fährt mit dem Zug) hat Kunstgeschichte, Philosophie und Ethnologie studiert und unter anderem Ausstellungen am Folkwang-Museum Essen, Kunstpalast Düsseldorf und  Wallraf Richartz-Museum & Foundation Corboud in Köln kuratiert. „Da waren schon einige Highlights dabei“, sagt Hachmann und nennt spontan „Es war einmal in Amerika. 300 Jahre US-amerikanische Kunst“ in Köln 2018/19 oder „Kunst und Alchemie“ in Düsseldorf.

Dass Hachmann als Kuratorin genreübergreifend denkt und arbeitet, ist für Husmeier-Schirlitz ein großer Pluspunkt. „Wir müssen das Museum stärker in den Blick der Neusser Stadtgesellschaft rücken“, sagt sie und begründet mit diesem „veränderten Rahmenbild“ auch die Einbindung anderer Ämter in die Personalentscheidung. „Die Messlatte lag wahnsinnig hoch“, sagt  Husmeier-Schirlitz, die sich sichtbar freut, mit Hachmann eine versierte Kunsthistorikerin bekommen zu haben – und auch immer noch überrascht darüber zu sein scheint, wie einmütig das von Vertretern unterschiedlicher Ämter besetzte Auswahlgremium Hachmann gewählt hat.

Die wiederum reagiert auf so viel Lob eher bescheiden. „Ich fühle mich hier sehr willkommen“, sagt sie, „freue mich natürlich und wünsche mir, den Hoffnungen gerecht zu werden.“ betont zudem, dass ihre Bewerbung vom Jetzt-Zustand des Museums ausgegangen sei. Auch wenn sie, genau wie Husmeier-Schirlitz, nicht absprechen mag, dass ein Neubau (wie derzeit für den Wendersplatz diskutiert) „die Erfüllung eines Traums“ bedeuten würde.

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