Querschnittsgelähmter in Neuss 800 Meter gehen sind sein Tagesziel

Neuss · Durch einen Unfall wurde Andreas Fuß querschnittsgelähmt. Um seine Muskeln zu kräftigen steht er täglich auf und geht eine Stunde. Seit zwei Jahren trainiert er in der Medicoreha.

 Andreas Fuß mit Betreuer Marco Siebelt (hinten).

Andreas Fuß mit Betreuer Marco Siebelt (hinten).

Foto: Georg Salzburg(salz)

Es war kein Unfall, weil er vor 25 Jahren gerast ist und dadurch die Kontrolle über sein Motorrad verloren hatte. Andreas Fuß hatte einen Unfall bei Tempo 50 in der Stadt, weil ein Autofahrer ein Stoppschild übersehen hatte. Ein kurzer Moment, nach dem für den heute 50-Jährigen nichts mehr so war wie vorher – und die traurige Gewissheit: Es wird auch nie mehr so. Denn durch den Aufprall brach seine Wirbelsäule. Keine Operation, kein physiotherapeutisches Training konnte helfen. Es gab nur eine Gewissheit für den damals 25-Jährigen. Er wird für immer querschnittsgelähmt bleiben. Damals war er Chemiestudent.

„Ich habe das Studium abgebrochen und eine Ausbildung zum technischen Zeichner gemacht“, erzählt er. Eine Tätigkeit, die er im Sitzen ausüben kann. Doch auch nicht für den Rest seines Arbeitslebens, wie sich herausstellen sollte. Schmerzhafte Druckstellen an seinem Körper machten Fuß die Ausübung seines Berufs unmöglich. Seit 15 Jahren arbeitet er nicht mehr.

Er hat sich arrangiert, hadert nicht mit seinem Schicksal und hat sich einer neuen Herausforderung gestellt. Denn um seine Muskeln zu trainieren, den Kreislauf in Schwung zu bringen und, wie er sagt, seine Frau „auch mal wieder im Stehen küssen zu können“, steht er täglich auf und geht eine Stunde. Möglich macht das ein spezielles Gerät, der ReWalk, das er anschnallen muss, das ihn aus dem Rollstuhl heraushebt und ihm dann über vier Motoren Bewegungsimpulse gibt. Das sieht für den Laien einfach aus, ist es aber bei weitem nicht, denn Andreas Fuß muss sein Gewicht dabei selbst tragen.

Seit zwei Jahren trainiert er zwei Mal die Woche im Medgolf Institut der Medicoreha am Golfplatz Hummelbachaue. Sein Begleiter ist Physiotherapeut Marco Siebelt, der dafür eine Zusatzausbildung machte. Längst duzen sich die beiden, Andreas Fuß vertraut Marco, der immer eng hinter ihm geht, der genau sieht, wann sein Patient eine Pause braucht, aber auch, wann er sich mehr anstrengen könnte. „Los Andreas, weiter“, spornt er ihn an. Ja, das weiß er selber, doch manchmal macht der Körper eben nicht das, was der Kopf möchte. Mit dem ReWalk übt Fuß auch zu Hause, täglich. Dann ist seine Frau dabei. 800 Meter pro Trainingseinheit sind das Ziel. Die Geschwindigkeit kann er über seinen Laptop einstellen. Und Fuß ist damit auch „draußen“ unterwegs, kann sogar Treppen steigen.

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