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„Kostenloser Stresstest“ in Neuss Scientology wirbt in der Innenstadt

Neuss · Die umstrittene Organisation lockt mit einem „kostenlosen Stresstest“.

Für Aufsehen sorgte jetzt ein Stand in der Neusser Innenstadt – und das nicht wegen seiner knallig-roten Farbe. „Kostenlose Stresstests“ wurden unter dem kleinen Pavillon angeboten. Das wirkt allerdings nur auf den ersten Blick harmlos. Denn hinter dem „kostenlosen Stresstest“ verbirgt sich Scientology. Eine Vereinigung, die bereits seit dem Jahr 1997 in mehreren Bundesländern aufgrund eines Beschlusses der Innenministerkonferenz durch den Verfassungsschutz beobachtet wird. „Aus einer Vielzahl von Informationsquellen ergibt sich, dass die Scientology-Organisaion wesentliche Grund- und Menschenrechte wie die Menschenwürde, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf Gleichbehandlung außer Kraft setzen will. Sie strebt darüber hinaus eine Gesellschaft ohne allgemeine und gleiche Wahlen an“, heißt es vom Bundesamt für Verfassungsschutz.

In diesem Fall wirft sich die Frage auf: Kann die Stadt Eigenwerbung einer solchen Organisation nicht verhindern? Nach Angaben der städtischen Pressereferentin Miriam Stiegler hat das „Celebrity Centre Rheinland“ der Scientology Kirche (ein eingetragener Verein) den Stand angemeldet. „Im Bereich der Straßensondernutzung obliegt der Stadt Neuss eine straßenverkehrliche Prüfung des Antrags. Ergeben sich aus der beantragten Nutzung keine verkehrlichen Probleme oder Nutzungskonflikte, so ist dem Antrag zu entsprechen“, so Miriam Stiegler.

Im sozialen Netzwerk Facebook machte sich Unmut breit, dass der Stand von Scientology nicht als solcher gekennzeichnet wurde. Eine Sprecherin von Scientology widerspricht dieser Darstellung auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir hatten eine Genehmigung für den Stand und haben uns auch als Scientology zu erkennen gegeben.“

Aber wie läuft dieser Test eigentlich ab? Nach Angaben der Scientology-Sprecherin werden die Nutzer an ein sogenanntes E-Meter „angeschlossen“, das Spannungen messen soll. Kritiker bezeichnen diese Vorgehensweise als „jüngste Masche von Scientology, mit potenziellen neuen Anhängern ins Gespräch zu kommen“.

Michael Ziege, bei der SPD als Stadtverordneter zuständig für die Innenstadt, sieht auch politisch keine Handhabe, Scientology-Infostände aus Neuss fernzuhalten. „Es ist schwierig, festzulegen, wem man es erlaubt und wem nicht“, sagt Ziege. Dies sei „mit unseren Grundwerten der Freiheit nicht vereinbar“.

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