Adventsfrühstück für Ehrenamtliche in Neuss Heimatministerin - „Erfttal gehört Ihnen“

Neuss · Integration ist, wenn sich Ur-Neusser und Migranten gut verstehen. Dafür arbeiten ehrenamtlich Engagierte. Die „Fraktion Erfttal“ ist ihr Ziel. Ina Scharrenbach fragt beim Adventsfrühstück: „Was bedeutet für Sie Heimat in Erfttal?“

 Bereits zum 17. Mal bat Ratsherr Heinz Sahnen (l.; CDU) zum Adventsfrühstück nach Erfttal. Ehrengast war Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat und Bauen. Mit dabei auch der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings.

Bereits zum 17. Mal bat Ratsherr Heinz Sahnen (l.; CDU) zum Adventsfrühstück nach Erfttal. Ehrengast war Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat und Bauen. Mit dabei auch der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings.

Foto: Ludger Baten

Jeder Vierte der mehr als 5000 Erfttaler ist ein Ausländer. Wo viele Zugezogene und Migranten leben, dort gibt es besonders viel Unbekanntes. „Es gilt, dieses Unbekannte bekannt zu machen“, fordert Ina Scharrenbach (43): „Erfttal ist Ihr Stadtteil. Erfttal gehört Ihnen. Sagen Sie stolz: Ich bin Erfttaler.“ Die nordrhein-westfälische Heimatministerin sprach am Dienstag beim Adventsfrühstück, zu dem der Stadtverordnete Heinz Sahnen (72) bereits zum 17. Mal ehrenamtlich engagierte Menschen ins Kontakt Erfttal eingeladen hatte.

Angetippt durch Christian Benzing vom Martinskomitee bekannte sich die Ministerin zum Martinsfest als das Fest, das wie kein anderes belege, wie die Menschen zusammenleben wollen: „Der Stärkere hilft dem Schwächeren.“ Da spendete auch Ridvan „Richie“ Ucar der CDU-Politikerin aus Düsseldorf Beifall. Der Streetworker, dessen Einsatzzentrale ein Bauwagen im Hof des Kontakt Erfttal ist, kandidiert in einem Jahr erstmals für den Stadtrat – als SPD-Bewerber. Ucar belegte, was der evangelische Pfarrer Sebastian Appelfeller (39) zuvor gesagt hatte: „Erfttal engagiert sich nicht politisch, sondern gesellschaftlich.“ Als Ratsherr Tören Welsch (51, SPD) vor einigen Monaten starb, „haben wir einen von uns zu Grabe getragen. Nicht einen von einer Gruppe.“ Der Geistliche verglich Erfttal, das nur über eine Straßenzufahrt verfügt, mit einer Hallig in der Nordsee: „Wer dort oder hier wohnt, der muss miteinander auskommen.“

Einer, der die „Fraktion Erfttal“ lebt, ist Heinz Sahnen. Seit 45 Jahren vertritt er den Stadtteil im Rat, seit 1979 holte er den Sitz immer direkt; in besten Zeiten mit bis zu 70 Prozent Zustimmung. Jetzt ist Schluss. Im nächsten Jahr kandidiert er nicht mehr. „Du magst den Stadtrat aufgeben“, sagte mit Werner Schell (80) der neben Sahnen wohl bekannteste Erfttaler, „aber Du darfst mit der Arbeit hier vor Ort nicht aufhören. Wir Erfttaler brauchen Dich noch.“ Dem Dank Schells schloss sich Paul Petersen an. Der Vorsitzende der Stadtteilkonferenz erinnerte an Tatkraft und Präsenz von Heinz Sahnen, der auch Vorsitzender des Sportvereins SG Erfttal ist. Sein Engagement brachte Sahnen den Ehrentitel „Bürgermeister von Erfttal“ ein.

Heinz Sahnen ist Gastgeber des Adventsfrühstücks. Er wünscht sich ein „Heimatgefühl“ für alle, spricht von einer „befriedeten Situation“ im Viertel, das er auch einen „sozialen Brennpunkt“ nennt: „Hier wohnen viele Familien, die auf Hilfen der Gemeinschaft angewiesen sind.“ Für diese Unterstützung, die Nachbarschaft fördert, treten Sahnen, Schell, Appelfeller, Petersen, Ucar und viele weitere Mitstreiter ein. Ihr Credo: „Das Verhältnis von Migranten und Ur-Neussern muss stetig verbessert werden. Wir arbeiten dran.“

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