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Neuss Kammerakademie mit wunderbarem Saisonabschluss

Neuss · Das Publikum belohnte die Musiker der DKN mit im Zeughaus nur selten zu erlebendem Raunen und Zwischenapplaus.

 Dirigentin Isabelle van Keulen bedankte sich im Zeughaus zum Schluss bei den Musikern der DKN mit herzlichen Umarmungen. Foto: Lund

Dirigentin Isabelle van Keulen bedankte sich im Zeughaus zum Schluss bei den Musikern der DKN mit herzlichen Umarmungen. Foto: Lund

Foto: Nicolaj

Wolfgang Amadeus Mozart war 16 Jahre alt, als er 1772 die sogenannten "Salzburger Sinfonien" schrieb. Er gab ihnen aber den Titel "Divertimento" (pures Vergnügen). So auch dem beliebten "Divertimento F-Dur", mit dem die Deutsche Kammerakademie Neuss (DKN) ihr letztes Abokonzert der Saison im Zeughaus eröffnete.

Das Satzgefüge bleibt sinfonisch mit eingängiger Melodik vor allem im langsamen Mittelsatz. Unter der Leitung von Isabelle van Keulen, die am ersten Pult zugleich die 1. Violinen dominierte, wurden vor allem im Schlussrondo "presto" dynamische Finessen beinahe exaltiert ausgereizt.

"Divertimento" nennt auch Béla Bartók sein für das Basler Kammerorchester geschriebene Werk für großes Streichorchester. Es war seine letzte Komposition, bevor er im August 1939 wegen der "Nazi-Räuber- und Mörderbande" in die USA emigrierte. In der Aufführung ließ van Keulen mittels reizvoller Einschübe durch ein Streichquartett das Klangbild variieren. Den Solopart der 1. Violine übernahm wiederum die Dirigentin. Dass die DKN dieses abwechslungsreiche Divertimento nahezu ohne Leitung exzellent aufspielte - das beweist einmal mehr die Klasse des Orchesters und die intensive Vorbereitung. Bratschen und Violoncelli stimmen sich zu Beginn des zweiten Satzes "Molto Adagio" ab und musizieren den düster aufbrechenden Satz mit leidenschaftlicher Intensität.

Edvard Griegs berühmte Suite "im alten Stil" für Streichorchester "Aus Holbergs Zeit" (op. 40) wurde zur glänzenden Huldigungsmusik auf den dänischen Dichter Ludvig Holberg (1684 - 1754). In fünf barocken Satztypen erklingen nordische Weisen in kultiviertem Tonfall, manchmal wie in der "Air" sentimental, aber mit lyrisch reinem Schlussakkord. Astor Piazolla, der argentinische Erfinder des "Tango nuevo", hat in seinen "Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires", zwischen 1965 und 1970 entstanden, geradezu klassische Tango-Kompositionen geschrieben.

Die DKN spielte eine faszinierende Bearbeitung, die vollends zur Hommage für Vivaldi wurde: Der russische Komponist Leonid Desyatnikov (63) hat in seinem Arrangement für Solovioline und Streichorchester Originalzitate aus Vivaldis "Jahreszeiten" eingefügt. Das führte zu einem mitreißenden Wechselspiel, das schon nach dem ersten Satz "Frühling" zu einem im Zeughaus sehr selten zu erlebendem Raunen und Zwischenapplaus führte. Im zweiten Satz "Sommer", unendlich schön vom Violoncello (Milan Vrsajkov) eingestimmt, erklingen in der Solovioline (van Keulen) Zitate aus Vivaldis "Winter". Für eine bis zum Schluss glanzvolle Darbietung gab es sehr viel Beifall. Und Isabelle von Keulen bedankte sich für dieses "Vergnügen" eines wunderbaren Saisonabschlusses mit herzlichen Umarmungen bei allen Stimmführern.

(Nima)
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