Neusser Verein SWIFF „Familien aus der Ukraine sagen Danke“

Interview | Neuss · Seit Beginn des Ukrainekriegs organisiert der Verein SWIFF Hilfe für Betroffene – und jetzt ein Willkommensfest. Im Interview erzählen die Leiterinnen von ihren Erfahrungen.

 Anna Adamovych (l.) und Victoria Besfamilni leiten den Integrations- und Betreuungsverein Swiff, engagieren sich für ukrainische Flüchtlinge und organisieren am Sonntag ein Begrüßungsfest für Ukrainer.

Anna Adamovych (l.) und Victoria Besfamilni leiten den Integrations- und Betreuungsverein Swiff, engagieren sich für ukrainische Flüchtlinge und organisieren am Sonntag ein Begrüßungsfest für Ukrainer.

Foto: Christoph Kleinau

Seit fast vier Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. SWIFF ist eigentlich ein Förderungszentrum mit Lern- und Freizeitangeboten vor allem für Kinder und Jugendliche. Wie kam es zur Gründung der Ukrainehilfe?

Anna Adamovych Ich bin genau wie meine Mitgründerin von SWIFF, Viktoria Besfamilni, vor mehr als 20 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Unsere Kinder waren damals sehr klein, und wir suchten ein Pendant zu den Kinderhäusern in der Ukaine. Dort sind alle Angebote – Schülerhilfe sowie Sport- und Kulturprogramme – an einem Ort gebündelt. Um etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen, haben wir SWIFF gegründet. Seit 2014 organisieren wir mit dem Verein in Neuss Förderprogramme, einen Jugendclub, Sport- und Kunstprojekte und vieles mehr – auch für deutsche Familien. Der 24. Februar war ein schrecklicher Tag für uns. In den Nachrichten haben wir vom Kriegsausbruch erfahren und uns direkt zusammengesetzt und beschlossen: Wir müssen etwas tun und haben sofort Sachspenden organisiert. Nach und nach hat der Verein eine eigene Ukrainehilfe auf die Beine gestellt und seit Kriegsbeginn 13 LKW-Ladungen mit mehr als 410 Tonnen Sachspenden direkt in die Kriegsregionen gebracht.

Woher wissen Sie, was die Menschen in der Ukraine brauchen?

Adamovych Seit Kriegsbeginn sind wir in ständigem Kontakt mit Leuten vor Ort, etwa einer humanitären Hilfsorganisation. Unsere Kontakte im Land berichten, dass die Menschen dort im Grunde alles brauchen, da Geschäfte geschlossen sind und viele ihr Zuhause verloren haben. Nur Kleidung gibt es momentan genug – davon wurde gleich zu Beginn des Kriegs sehr viel gespendet. Doch noch immer harren viele Tausende Ukrainer in Luftschutzbunkern aus oder fliehen aus den Städten, die angegriffen werden. Benötigt werden insbesondere Medikamente, Verbände, Hygieneartikel, Wasser und Lebensmittel. Wir sammeln also weiterhin.

Was kann der Verein für Ihre Landsleute hier in Neuss tun?

Adamovych Die Vereinsmitglieder und viele andere ehrenamtliche Helfer, die uns zur Hand gehen, unterstützen die aktuell 1.080 in Neuss gemeldeten Kriegsflüchtlinge in vielerlei Hinsicht. Wir betreuen aktuell mehr als 300 ukrainische Familien. Regelmäßig veranstalten wir „Runde Tische“ zur Koordination unserer Hilfsangebote. Die beginnen mit der Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und gehen weiter mit dem Vermitteln von Wohnungen und Hilfe bei Behördengängen, Arztbesuchen oder beim Lesen von Briefen. Genauso wichtig ist aber, den Geflüchteten schnell ein Sozialleben zu ermöglichen. Dazu kann SWIFF mit seinem Angebot beitragen. So nehmen mittlerweile rund 100 Kinder und circa 80 Erwachsene aus der Ukraine an den Programmen des Förderungszentrums teil.

Wie stemmen Sie all das?

Adamovych Seit Kriegsbeginn haben sich viele Menschen bei uns gemeldet, die unterstützen möchten, mit humanitärer Hilfe oder mit Sach- oder Geldspenden. Helfende Hände suchen wir aber weiterhin, um auch den vielen Menschen hier in Neuss das Ankommen und die Integration zu erleichtern. Durch Fördermittel, die wir von der Stadt und vom Land erhalten, können wir Geflüchteten und anderen Interessenten viele Angebote unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Aus welchem Anlass organisieren Sie am Sonntag auf dem Münsterplatz ein Willkommensfest für die Geflüchteten?

Adamovych Das Fest, das unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Reiner Breuer und gemeinsam mit dem Integrationsamt stattfindet, soll den Menschen, die aus der Ukraine nach Neuss gekommen sind, ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Unser Ziel ist, dass sie während dieser fröhlichen Stunden Freude und Ablenkung erfahren. Vor allem aber bestand ein großer Wunsch seitens der ukrainischen Familien, die in Neuss untergebracht sind, Danke zu sagen für die sehr schnelle, unbürokratische Hilfe, die sie von den Neussern erfahren haben. Genauso wollen wir als Helfer den Familien aus der Ukraine mitteilen: Wir machen das gerne.

Worauf können sich die Besucher freuen?

Adamovych Auf dem Fest zeigen die Menschen aus der Ukraine ihr Heimatland in allen seinen Facetten. Ukrainische Künstler, die teilweise schon lange in Deutschland leben, sowie Musiker und Tänzer aus unserem Haus werden ein buntes Bühnenprogramm mit Gesang, Musik und Tanz veranstalten. In mehreren Pavillons bieten Ukrainer unterschiedlichste Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zudem stellen Künstler ihre Bilder aus und wir sammeln Spenden für unsere Ukrainehilfe.

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