Kunst im Krankenhaus Künstlerförderung und Patientenwohl

Nordstadt · Seit 2012 gibt es pro Jahr zwei Ausstellungen im Johanna-Etienne-Krankenhaus. Derzeit wird dort Malerei von Christian Deckert gezeigt.

An den Foyer-Bildern kommt kaum einer vorbei. Spätestens beim Bezahlen der Parkkarte fällt dem Besucher im Johanna-Etienne-Krankenhaus ein Bild ins Auge, in dessen Mitte eine Hase sitzt wie in einem Ei. Christian Deckert hat es gemalt. Der 54-Jährige ist ein Multikünstler, ist Maler (Meisterschüler von Alfons Hüppi an der Kunstakademie Düsseldorf), Filmemacher und Literat – und nähen kann er noch noch. Zumindest Knöpfe, wie sich auf einigen Bildern  in der aktuellen Ausstellung im „Etienne“ zeigt.

 Christian Deckert zeigt seine Malerei derzeit im Johanna-Etienne-Krankenhaus.

Christian Deckert zeigt seine Malerei derzeit im Johanna-Etienne-Krankenhaus.

Foto: Helga Bittner

2012 gab es die erste Ausstellung im Nordstadt-Krankenhaus, damals schon kuratiert von dem Kunst-Experten Wulf Aschenborn, und jedes Mal auf einer anderen Station unter der Patenschaft des jeweiligen Chefarztes. Dieser hat auch bei der Auswahl ein Wort mitzureden, denn „Werke und Vita von drei bis vier Künstlern werden ihm vorgelegt. Einen davon kann er auswählen, wobei auch die Geschäftsführung noch einen Blick darauf hat“, sagt „Etienne“-Sprecherin Sonja Littmann. Künstler wie Benjamin Nachtwey, Hugo Boguslawski, Clara Kim, Hedwig Rogge, Stefanie Pürschler, Ioan Iacobs, Martin Streit, Robert Pufleb, Florian Fausch oder jetzt eben Christian Deckert haben in der Regel eine enge Verbindung zur Kunstakademie, haben dort studiert oder studieren dort immer noch. Vor allem haben sie eines gemeinsam: Sie sind professionelle Künstler.

Denn deren Förderung steckt ebenso hinter dem Ausstellungsgedanken wie die Anregung für Patienten, sich trotz ihrer gesundheitlichen Probleme mit Kunst auseinanderzusetzen. „Sie sollen sich auch wohlfühlen“, sagt Littmann. Der Fördergedanke für Künstler gipfelt in dem Beschluss, dass jeder Pate ein Bild aus „seiner“ Ausstellung aussucht, das dann gekauft und auf Dauer im „Etienne“ ausgestellt wird. So hat die St.-Augustinus-Gruppe, zu der das „Etienne“ gehört, mittlerweile eine kleine Kunstsammlung aufgebaut.

Welches Bild von Deckert also angekauft wird, ist noch nicht entschieden. Fast jedes zeigt, dass der Maler farblich Grün in verschiedenen Schattierungen bevorzugt.  Dadurch haben seine Bilder durchaus etwas Beruhigendes – wenn da nicht immer auch eine kleine Irritation steckte. Mal ist ein Zeppelin, mal eine Fernbedienung, mal sind es Pilze, die wie Fallschirme wirken,  oder Würfel, die in eine Landschaft fallen, oder Knöpfe  – als Mittelpunkt einer Blüte oder umherfliegende Kreisel –, die ein Eigenleben führen und zeigen, dass der Künstler auch nähen kann ...

Ob und wie die „Kunst im Etienne“ – so der Titel der Reihe – bei den Patienten, dem Personal und den Besuchern  ankommt, lässt sich hingegen nur schwer messen. Mancher Patient, so er denn mobil ist, sagt Littmann, bleibe vor allem vor den Arbeiten im Foyer stehen und schaue sich die Bilder an. Wohl auch deshalb ist die Ausstellung immer auf diesen öffentlichen Bereich ausgeweitet, wird  damit zu „einer zusätzlichen Anlaufstelle zur Cafeteria“.

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