„Schloss Dracula“ gastiert in Neuss Erster auf dem Kirmesplatz

Neuss · Erst am letzten August-Wochenende ist Kirmes – doch Geisterbahn-Betreiber Rudolf Schütze baut schon jetzt sein Fahrgeschäft auf.

 Das Schausteller-Gewerbe ist manchmal eben doch ein „Hexenwerk“: Rudolf Schütze steht neben dem – noch verpackten – „Schloss Dracula“.

Das Schausteller-Gewerbe ist manchmal eben doch ein „Hexenwerk“: Rudolf Schütze steht neben dem – noch verpackten – „Schloss Dracula“.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Männer mit nackten Oberkörpern schuften in der prallen Sonne. Sie schleppen, schrauben und schwitzen auf dem Neusser Kirmesplatz. Inmitten der Szenerie steht Rudolf Schütze und koordiniert „seine“ Männer gestenreich. Das Telefon klingelt alle fünf Minuten. Schütze ist im Stress. Dabei liegt der 53 Jahre alte Schausteller aus Oberhausen bestens im Zeitplan – denn er ist der erste, der auf dem TüV-Gelände Vorbereitungen für das Lieblingsfest der Neusser trifft. Am kommenden Wochenende soll die Geisterbahn „Schloss Dracula“ aufgebaut sein. Aber warum schon so früh? Schließlich ist erst Ende August Schützenfest.

Hintergrund ist, dass Schütze sozusagen zweigleisig fährt. Denn mit seiner zweiten Geisterbahn ist er derzeit auf der Cranger Kirmes in Herne präsent – dem nach eigenen Angaben größten Volksfest in Nordrhein-Westfalen. Ist das vorbei, geht es für das Fahrgeschäft, das aktuell dort aufgebaut ist, weiter auf den Jahrmarkt in Bad Kreuznach, der vom 17. bis zum 21. August stattfindet. Da dieser Termin „gefährlich“ nah am Neusser Schützenfest liegt, entschloss sich Rudolf Schütze dazu, schon jetzt in der Quirinus-Stadt aktiv zu werden. „Entspannt aufbauen und ein paar Sachen durchreparieren“, sagt der Schausteller. Für das 15 mal 30 Meter große „Schloss Dracula“, das seit Juni im Oberhausener Winterquartier untergebracht war, ist es ein Combeback – denn zuletzt war das Fahrgeschäft vor rund zehn Jahren in Neuss. Im Juni war es noch auf der Beecker Kirmes in Duisburg im Einsatz. So früh in Neuss vor Ort war Schütze zuletzt vor 20 Jahren, schätzt er.

So ein „Schloss“ lässt man auf dem abgelegenen Kirmesplatz natürlich nicht unbewacht. „Wir sind mit zwei Wohnwagen hier“, sagt Schütze. Auch nachts sei immer jemand vor Ort. Sorgen macht sich der Schausteller ohnehin keine: „Was will man an einer Geisterbahn schon klauen?“, fragt er.

Aber auf was können sich die Neusser eigentlich genau freuen? Beim „Schloss Dracula“ handelt es sich um eine Doppelstock-Geisterbahn der Firma Mack. Unter anderem wollen Zoltan, der lippensynchronsprechende Werwolf, und die Fledermaus Dragomir die Kirmesbesucher das Fürchten lehren. Schütze erklärt die Figuren: „In einer Sage verwandelt sich Dracula in einen Werwolf oder in eine Fledermaus. Das wird hiermit in dieser Bahn verkörpert.“

Das Familienunternehmen Rudolf Schütze aus Oberhausen ist nach eigenen Angaben die traditionsreichste Geisterbahnfirma Deutschlands, die bereits seit dem Jahr 1923 in dem Bereich aktiv ist. Das Wissen dieses spezifischen Genres innerhalb des allgemeinen Schaustellergewerbes wurde von Generation zu Generation weitergegeben – sozusagen vom Vater zum Sohn.

Auf die Feierlichkeiten in Neuss freut sich Rudolf Schütze aus einem bestimmten Grund: „Es ist ein Heimatfest, mit dem sich die Bürger identifizieren. Wir sind froh, dass wir hier Gast sind.“

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