Erste Pfarrerin der Gemeinde am Norfbach in Neuss „Gott ist auch im Radio“

Rosellen · Anna Berkholz ist zur ersten Pfarrerin der neuen evangelischen Kirchengemeinde „Am Norfbach“ gewählt worden. Wie sie den Weg über den Senegal, Bremen, Göttingen und Bonn nach Neuss gefunden und welche modernen Ideen sie für ihre künftigen Aufgaben hat.

   Seit 2018 ist Anna Berkholz bereits als Pfarrerin im Probedienst in Neuss aktiv. Sie produziert wöchentlich einen Online-Gottesdienst. Dafür wird auch mal der Sportplatz zur Kanzel.

Seit 2018 ist Anna Berkholz bereits als Pfarrerin im Probedienst in Neuss aktiv. Sie produziert wöchentlich einen Online-Gottesdienst. Dafür wird auch mal der Sportplatz zur Kanzel.

Foto: Sebastian Appelfeller

Bei der biblischen Geschichte vom Turmbau zu Babel ist viel von Mörtel die Rede. Das fiel Anna Berkholz auf, als sie ihre Pfingstpredigt vorbereitete. So fühlte sich die 34-Jährige auch, „irgendwie dazwischen“. Künftig kommt ihr eine andere Rolle zu – nicht mehr Kitt, sondern Fundament. Denn das Presbyterium der zum Jahreswechsel gegründeten evangelischen Gemeinde „Am Norfbach“, in der sie sich mit ihrer „Mörtel-Predigt“ beworben hatte, hat Berkholz einstimmig zur ersten Pfarrerin gewählt.

Die Wahl erfolgt zum 1. Oktober und wurde von Assessor Ralf Laubert, dem Stellvertreter des Superintendenten, bestätigt. Und sie ist, so betont Pfarrer Sebastian Appelfeller vom Verband evangelischer Kirchengemeinden in Neuss, „ein Segen für uns alle“. Und das nicht nur, weil in einer an Ressourcen und Personal ärmer werdende Landeskirche, die in einem Regionalisierungsprozess steckt und sich mit einem Pfarrstellen-Rahmenkonzept auf schwierigere Zeiten vorzubereiten versucht, eine junge Seelsorgerin an Neuss gebunden werden konnte. Nein, Berkholz denkt Seelsorge auch modern. „Gott ist auch im Radio“, sagt sie selbst und sucht für einen wöchentlichen Podcast selbst auch außergewöhnliche Orte der Verkündigung auf. Zu einer Fußball-Europameisterschaft kann das auch mal ein Sportplatz sein.

In den vergangenen zehn Jahren hat die in Neuwied geborene Anna Berkholz mehr oder weniger aus dem Koffer gelebt. Immer wieder zog sie um. Dem Abitur in Solingen folgte ein freiwilliges soziales Jahr im Senegal, bevor sie sich in Bremen für Germanistik und Kulturwissenschaften einschrieb. Es blieb bei vier Semestern, aus denen sie keinen Abschluss aber das Wissen um Medien, Kommunikation und das Funktionieren von Sprache mitnahm. Mit dem Wechsel ins Fach evangelische Theologie standen weitere Umzüge an: Göttingen, dann Bonn, dann Hannoversch-Münden (ins Vikariat), später Mönchengladbach-Neuwerk und zuletzt Neuss.

Als Pfarrerin im Probedienst sollte sie den Leiter des Verbandes evangelischer Gemeinden entlasten. Vor einem Jahr, gibt Berkholz zu, hätte sie noch gedacht, dass die Reise weitergeht – in eine Großstadt, auf irgendeine Innenstadt-Pfarrstelle. Doch dann tat sich eine Gelegenheit am Norfbach auf, wo die Gemeinde, so Berkholz, mit Blick auf die zurückliegende Teilung, zwei schwere Jahre hinter sich und Verlässlichkeit nötig hat.

Für 4400 evangelische Christen in Norf, Allerheiligen, Rosellen, Rosellerheide und Schlicherum wird Anna Berkholz Ansprechpartnerin sein. Eine Gemeinde im Aufbruch, deren Mitglieder – das hat sie schon bei Vertretungsdiensten erfahren können – engagiert sind und mit denen Berkholz etwas aufbauen will. Für sie steht als nächstes der Umzug ins Pfarrhaus am Farnweg in Rosellerheide an. Dass sie dort schon Menschen erkennt (und wiedererkannt wird) und sich nicht mehr verfährt, freut sie. So fängt heimisch werden an. Dazu gehören wird sie spätestens im Dezember – nach ihrer Amtseinführung. Christoph Kleinau

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