Ehrung in Rheurdt Heimatforscher erhält Verdienstkreuz

RHEURDT · Der Schaephuysener Theodor Mäschig ist am Donnerstag mit Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Landrat Christoph Gerwers überreichte ihm die Auszeichnung für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement.

Landrat Christoph Gerwers überreichte Theo Mäschig das Verdienstkreuz nebst Urkunde.

Landrat Christoph Gerwers überreichte Theo Mäschig das Verdienstkreuz nebst Urkunde.

Foto: Norbert Prümen

Theo Mäschig ist ein Mensch, der sich mit Geschichte auseinandersetzt, landesweit Geschichte geschrieben hat und Geschichten erzählen kann. Er erhielt am Donnerstag von Landrat Christoph Gerwers das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen. „Ich war völlig überrascht, als ich im November 2022 von der Auszeichnung erfahren habe“, sagte der Schaephuysener, der im Juli 1936 in Schaephuysen geboren und als Theodor Mäschig getauft wurde, im Ratssaal. „Alle haben dichtgehalten. Ich weiß nicht einmal, wer die Auszeichnungen beantragt hat.“

Der neue Landrat zählte bei seiner ersten Bundesverdienstkreuzverleihung die Verdienste auf, die sich der Ausgezeichnete um die Heimatpflege erworben habe. Als langjähriger Mitarbeiter der Gemeinde Rheurdt, die Mäschig von 1953 bis 1999 gewesen sei, habe in „Eigeninitiative ein umfangreiches Bildarchiv mit circa 7000 Fotos aus der Zeit von 1900 bis 1970“ für die Gemeinde aufgebaut. Seit 1979 sei er Mitglied im Verein für Gartenkultur und Heimatpflege Schaephuysen. Er kümmere sich ehrenamtlich um alte Dokumente, die an den Verein herangetragen würden. Er beantworte Fragen zu historischen Begebenheiten und alten Gebäuden. Außerdem gehöre er seit 2000 dem Beirat des Geldrischen Heimatkalenders an, der ein überredaktionelles Gremium sei, um Ideen für diese jährliche Publikation zu finden.

Gerwers wies auf die Bücher zur jüdischen Geschichte in Rheurdt hin, zum Beispiel auf die Gedenkschrift „Gegen das Vergessen“, die 1998 zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht erschien. „Einige Schriften wurden von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufgenommen“, berichtete Theo Mäschig direkt nach der Ordenverleihung über sein Herzensanliegen. „Das ist eine besondere Auszeichnung.“ Neben der Gedenkschrift sei es das Buch „Juden in Rheurdt“. Es erschien 1988 und zählte bundesweit zu den frühen Werken, die auf lokaler Ebene die jüdische Geschichte ins Blickfeld nahmen.

Damit schrieb Mäschig in den 1980er Jahren am Niederrhein Geschichte, wie er schon in den 1970er Jahren landesweit Geschichte geschrieben hatte: Für die Kommunalgewerkschaft Komba klagte er in einem Musterprozess gegen das Land, allerdings „in Absprache mit Gemeindedirektor Heinrich Otten“, wie er bei der Feier erzählte, zu der er 20 Familienmitglieder eingeladen hatte. Es ging um die Regelung von Überstunden, die entstanden, wenn Verwaltungsmitarbeiter an abendlichen Rats- und Ausschusssitzungen teilnahmen, um zum Beispiel, wie er als Gemeindeoberamtsrat, Protokoll zu führen. Bei den damaligen nicht-flexiblen Arbeitszeiten sei es nicht möglich gewesen, die Überstunden abfeiern zu können. Gleichzeitig sei es den Kommunen nicht erlaubt gewesen, diese auszuzahlen. In Düsseldorf sei das Verfahren gewonnen worden, beim Oberverwaltungsgericht in Münster verloren. Aber kurz darauf habe das Land eine Verwaltungsverordnung erlassen, wie Überstunden zu vergüten seien.

Bürgermeister Dirk Ketelaers lobte den Ausgezeichneten: „Menschen wie Du zeigen durch ihr Wirken, dass unsere Gesellschaft nicht so kalt und egoistisch ist, wie ihr manchmal nachgesagt wird.“ Er wies auf die 100 Beiträge in Festzeitschriften und Büchern hin, die von Theo Mäschig stammten. Fotoarchiv Steffen Geiling ergänzte, der Ausgezeichnete ärgere sich immer, wenn dessen Heimatdorf falsch „Schae-phuysen“ getrennt und nicht richtig „Schaep-huysen“ – während Theo Mäschig schmunzelte.

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