RHEURDT Drechseln für ein Kinderdorf in Afrika

RHEURDT · Rheurdt: Lambert Holtappels veredelt Holzreste.

 Der Rheurdter Lambert Holtappels drechselt für das Kinderdorf Mbigili in Tansania.

Der Rheurdter Lambert Holtappels drechselt für das Kinderdorf Mbigili in Tansania.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Seit zwölf Jahren, mit dem Wechsel in den Ruhestand, rechnet Lambert Holtappels in zwei Währungen. „600 Euro kostet in Tansania eine Kuh“, erzählt der pensionierte Berufsschullehrer. „600 Euro sind zugleich der Jahreslohn eines Landarbeiters.“ Jedes Jahr kann Holtappels den Wert mehrerer Kühe an das Kinderdorf Mbigili in Tansania überweisen. Der 71-jährige Rheurdter stellt aus Holz Gegenstände her wie Teller, Puzzlewürfel oder Windlichter, die er bei Kunsthandwerkermärkten oder im Advent gegen Spenden abgibt, um den Verein „Kinderdorf Mbigili“ zu unterstützen.

„Das Holz-Gen liegt in der Familie“, erzählt er. „Mein Vater, der auch Lambert Holtappels hieß, war bis 1950 Klompenmaker und dann Briefträger für den Rheurdter Außenbereich. Ich habe meine Liebe zum Holz entdeckt, als ich 1973 für ein Jahr in einer Schule für geistig und körperlich Behinderte im britischen Exeter gearbeitet habe. Dort hat mir der Meister gesagt, ich könne abends die Drechselbank benutzen, um etwas aus Holz herzustellen. Das war die Initialzündung – mit 26 Jahren.“

Als er kurz darauf aus der Hauptstadt der Grafschaft Devon im Südwesten Englands zurückkehrte, hatte er zunächst nicht die Zeit, seiner Passion nachzugehen, zumal er sich neben Beruf und Familie ehrenamtlich engagierte, beispielsweise bei den Pfadfindern, deren langjähriger Vorsitzender er war. Aber als er im Herbst 2006 pensioniert wurde, kaufte er sich sofort eine Drechselbank und eine große Bandsäge. „Aus Holz kann man so viel machen“, sagt der ehemalige Lehrer für Kunst und Gestalten und zeigt seine Objekte im Ausstellungsraum, „zum Beispiel Etageren, Kerzenständer, Osterhasen, Nistkästen, Rasseln, Schalen, Taufbretter, Vasen oder Uhren. Ich verwende fast alle Laub- und Nadelhölzer, wie Buche, Eiche oder Nussbaum und Eibe, Fichte oder Tanne.“

Das Holz holt sich Lambert Holtappels vom Sperrmüll oder bekommt es kostenlos von Schreinereien. „Wenn sie Bohlen verarbeiten, fällt immer hochwertiges Restholz an“, erzählt er. „Es würde geschreddert und verbrannt werden, wenn ich es nicht verwenden würde.“ Da er sich seine Leidenschaft, die Arbeit mit dem natürlichen Rohstoff genauso wenig bezahlen lässt wie Strom oder Maschinenverschleiß, fließt das Geld, das er für seine kleinen Holzkunstwerke erhält, vollständig als Spende dem Kinderdorf zu, das 550 Kilometer westlich von Daressalam nahe der Stadt Iringa liegt.

Dieses Kinderdorf wurde ursprünglich von der Schaephuysenerin Ursula Lettgen gegründet. Seit ihrem Tod wird es vom Verein „Kinderdorf Mbigili Tansania“ getragen. „Im Kinderdorf leben Aids-Waisen“, berichtet Lambert Holtappels. „In Südostafrika ist diese Immunschwächekrankheit viel verbreiteter als in Mitteleuropa. Die Jüngsten sind gerade geboren worden. Die Ältesten machen eine Ausbildung. Möglichst viele sollen eine Ausbildung abschließen, um die Armut ihrer Eltern hinter sich zu lassen.“

Dreimal flog er auf eigene Kosten selbst nach Tansania, um sich die Arbeit im Kinderdorf anzuschauen, in dem 70 Kinder leben und das sich mit 20 Hektar Land selbst versorgt. Außerdem leistete dort sein Sohn Heiner Holtappels sein freiwilliges Jahr.

Bei seinem letzten Besuch stellte Lambert Holtappels Kontakte zum Kloster Peramiho der Missionsbenediktiner her, das im Süden von Tansania liegt. „Die Benediktiner haben Werkstätten“, blickt er auf den Besuch zurück. „Mit einer Ausbildung können die Jugendlichen den Teufelskreis durchbrechen, nur ungelernte Arbeiter zu sein. Sie müssen nicht Mönch werden, wenn sie sich im Kloster ausbilden lassen.“

Info zum Verein Kinderdorf Mbigili Tansania auf: www.mbgili.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort