Nettetal Wagner lässt nicht locker

Nettetal · Nettetals Bürgermeister bleibt davon überzeugt, dass Nettetal ein eigenes Jugendamt braucht. Den Gegnern in der CDU wirft er vor, sich allein von vordergründigen finanziellen Erwägungen leiten zu lassen.

Christian Wagner gab gestern unumwunden zu, wie sehr ihn die ablehnende Haltung der CDU-Fraktion zum Jugendamt Nettetal enttäuscht. Es habe nicht einmal eine inhaltliche Diskussion in der Klausursitzung am Samstag gegeben, berichtete der Bürgermeister. Inhaltlich gebe es sogar weiterhin Zustimmung zum Projekt, aber ausschlaggebend seien die Bedenken zur Finanzierung des Jugendamtes. Und die könne er absolut nicht nachvollziehen, geschweige denn teilen.

Unterstützt vom Ersten Beigeordneten Armin Schönfelder und von Kämmerer Norbert Müller, suchte Wagner gestern die wenigen Argumente zu entkräften, die die CDU bisher gegen das Jugendamt vorgetragen hat. "Ich finde es bemerkenswert, dass beim Kreis eine Kostensteigerung um nahezu zwei Millionen Euro innerhalb von drei Jahren keine Nachfragen ausgelöst hat", erklärte Wagner. Was konkret diesen Schub auslöste, wisse er nicht. Müller berichtete, es sei nicht gelungen, eine Kostenübersicht für Nettetal zu erhalten: "Ich kann sogar verstehen, wenn der Kreis sich bei der Umlageverteilung nicht in die Karten schauen lassen will."

Näher dran

Wagner wiederholte gestern, warum er das Jugendamt in Nettetaler Regie führen will: Die Stadt sei näher dran, vieles werde zielführender und manche Dopplung in der Aufgabenerfüllung falle weg. Für den Bürgermeister ist klar, dass das städtische Jugendamt günstiger wird und zur Fortentwicklung der sozialen Struktur der Stadt unverzichtbar ist. Gestützt fühlt er sich von zahlreichen freien Trägern, den Kindergärten und den Schulen.

Mit einer "Haltung der 1970er-Jahre", in denen die Beschäftigung mit weichen Faktoren kommunalpolitisch reizlos war, könne heute nicht die Zukunft der Stadt gestaltet werden, erklärte Wagner. Die Stadt habe durch ihre verstärkte (Jugend-)Sozialarbeit in den vergangenen Jahren Vorleistungen für das eigene Jugendamt erbracht, die man nicht einfach streichen könne.

"So, wie Kommunalpolitik die Entwicklung von Einzelhandel, Gewerbeförderung, Straßen- und Siedlungsplanung sowie Bildungseinrichtungen selbstverständlich selbst steuert, muss sie sich auch der Jugend- und Familienhilfe stellen. Die Sozialstruktur ist ein Zukunftsfaktor unserer Stadt, und die sollten wir schon selbst aktiv steuern", erklärte Wagner.

Den Bürgermeister ärgert maßlos, dass der Studie Mängel nachgesagt würden, die schlicht nicht zuträfen. Zuletzt habe er den Eindruck von einer Situation gewonnen, in der "unterm Tisch getreten wird". Wagner will sich nicht parteipolitisch unter Druck setzen lassen, sondern an seinem Ziel festhalten. Sollte das städtische Jugendamt Nettetal eine Mehrheit finden, sei er überzeugt von der anschließend konstruktiven Mitarbeit auch der Gegner.

(RP)
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