Nettetal Jugendamt: Ärger über Politik

Nettetal · Äußerungen aus der Politik haben für Befremden bei den Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Jugendamtes gesorgt. Sie haben den Eindruck, mancher Politiker sei über ihre Arbeit nicht ausreichend informiert.

Die Mitarbeiter des in Netteal ansässigen Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) des Kreisjugendamtes sind über Äußerungen aus der Politik irritiert. Stein des Anstoßes: Der SPD-Parteivorsitzende Christian Schürmann hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, das Jugendamt solle die Eltern eines Kindes schon nach dessen Geburt beratend aufsuchen. Das falle unter das Schlagwort "intensive Präventionsarbeit".

Claudia Küppers vom ASD findet diese Äußerung befremdlich. "Das geschieht schon längst. Sechs Wochen nach der Geburt sucht meine Kollegin Barbara Behle die Eltern auf." Im Gepäck hat sie ein dickes Infopaket für frisch gewordene Eltern — und das Angebot für weitere Beratungsgespräche. "Diese finden statt, wenn die Eltern das wünschen", sagt Claudia Küppers.

Büro im Lobbericher Ortskern

Noch befremdlicher allerdings reagiert man beim ASD auf Forderungen nach mehr Nähe zum Jugendamt. "Man tut so, als wären wir ganz weit weg im Viersener Kreishaus angesiedelt", meint Küppers. Dabei hat der ASD seine Büroräume im Lobbericher Ortskern. Von hier aus wird intensive Jugendarbeit geleistet. Man stehe in ständigem Kontakt mit den Schulen und habe in Nettetal ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut.

Den ASD-Mitarbeitern geht es weniger um die Debatte, ob Nettetal ein eigenständiges städtisches Jugendamt brauche. Vielmehr fühlen sie ihre Arbeit nicht wirklich wahrgenommen. "Bei manchen Äußerungen hat man das Gefühl, dass einige Politiker nicht ausreichend über den Inhalt und die Art unserer Arbeit informiert sind", erklärt Claudia Küppers.

Sie sitzt in der ersten Etage des Sparkassen-Gebäudes am Doerkesplatz 1a in Lobberich. Hier hat der ASD seine Räume. Claudia Küppers hat ein freundlich gestaltetes Büro. Ein blaues Sofa steht dort für längere Gespräche, dazu Stühle mit rotem Sitz und Lehnen in Pop-Art-Design. An der Wand hängen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Micky Maus — der Comicfigur, die Generationen von Jugendlichen begeistert hat und sich unermüdlich für eine bessere Welt einsetzt.

Claudia Küppers sitzt an diesem Vormittag nicht alleine in ihrem Büro. Ihre Kollegen Theo Ortmeier, Christa Wetzels und Annemarie Dückers bestätigen, dass sie die jüngsten Äußerungen von Politikern nachdenklich gemacht haben. "Dadurch entsteht bei den Bürgern ein schiefes Bild", meint Wetzels. "Wir alle haben jahrelange Erfahrung in der Jugendarbeit und einen sehr guten und engen Draht zu den Bürgern und Institutionen vor Ort."

Dadurch könne man bei Problemen schnell für Hilfe sorgen.

(RP)
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