Nettetal Viele Tiere am Witt-See ausgesetzt

Nettetal · Vier Schnappschildkröten stellte das Ordnungsamt am See sicher. Nicht nur das Tierheim muss derzeit viele ausgesetzte Tiere aufnehmen. Am Naturschutzhof wurden fremde Fische, Kaninchen, Katzen und acht Hähne gefunden.

Rund 2500 Goldfische haben die Mitarbeiter des Naturschutzhofes in diesem Sommer in ihrem Teich gezählt. "Der ganze Teich ist voll mit Fischen", sagt Heinz Tüffers, Nabu-Vorsitzender der Ortsgruppe Nettetal. Reptilien könnten dort nicht mehr laichen, weil die Zuchtfische sofort alles auffräßen. Wie die Tiere in den Teich gekommen sind, können die Nabu-Mitglieder nur vermuten. "Das Gelände ist auch abends offen, so dass man unbemerkt Tiere aussetzen kann", sagt Tüffers. Zudem vermehrten sich Goldfische sehr stark.

Nicht nur vor fremden Fischen wimmelt es bei den Naturschützern. Auch Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen haben sie rund um das Gelände bereits gefunden und an das Tierheim weitergeleitet. "Jetzt haben wir sogar acht Hähne neben dem Feld entdeckt", berichtet der Nabu-Ortsvorsitzende. Das Problem mit den ausgesetzten Tieren nehme regelmäßig in den Sommermonaten — der klassischen Ferienzeit — zu. Auch Schildkröten haben die Mitarbeiter schon auf ihrem Gelände gefunden.

Ende Juni war es bei Wassersportlern am Witt-See zu Aufregung gekommen, nachdem Mitglieder der Wassersportfreunde eine gefährliche Schnappschildkröte gefunden hatten. Der See zwar nicht ihr natürlicher Lebensraum, dennoch gibt es auch in unseren Breitengraden immer mehr wild lebende Schildkröten, die ihren Haltern entkommen sind oder ausgesetzt wurden. Das Ordnungsamt konnte rund um den Witt-See in jüngster Zeit vier Schnappschildkröten sicherstellen. Sie waren von aufmerksamen Passanten am Witt-See, beim Pumpwerk Leuth und in der Nähe des Rohrdommelprojekts gesichtet worden.

"Dort wurde ein Tier offensichtlich bei der Ei-Ablage gestört", berichtet David Lüngen von der Stadt Nettetal. Bei den vier Schildkröten habe es sich ausnahmslos um weibliche Tiere gehandelt. Auch 50 Eier hätten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sicherstellen können. Sie seien aber nicht befruchtet gewesen. Experten vom Aquazoo gingen zudem davon aus, dass die hiesigen Bedingungen für das Schlüpfen der Jungtiere hinderlich seien, teilt die Stadt mit. Die Eier können sich aber auch vergraben unter Schlamm befinden. Alle Tiere wurden an die Reptilienauffangstation in Rheinberg weitergegeben.

Schildkröten haben generell einen äußerst kräftigen Kiefer, der beim Zubeißen funktioniert wie der Mechanismus einer Zange. "Wenn sich eine Schildkröte bedroht fühlt, beispielsweise weil man sie beim Schwimmen versehentlich tritt, wehrt sie sich. Die Tiere können Kindern einen Finger abbeißen oder Fleischwunden verursachen", sagt Ingrid Venen, Mitarbeiterin der Reptilienauffangstation Rheinberg. Dass in den vergangenen Wochen in Nettetal derart viele Tiere gesichtet wurden, führt man bei der Stadt auf die Hitze zurück. "Die Tiere sind derzeit auch für die Eiablage unterwegs, sie finden das warme Wetter angenehm. Wenn es wieder kälter wird, graben sie sich ein", teilt Lüngen mit.

Bei den gefundenen Schnappschildkröten handelt es sich wahrscheinlich um ausgesetzte Tiere. Sie kommen eigentlich in Nordamerika vor. Der Panzer kann bis zu 45 Zentimeter lang sein, die Tiere wiegen bis zu 16 Kilogramm. Ihre Eier sind weiß und kugelförmig. "In Deutschland besteht seit 1999 ein Haltungsverbot für Schnappschildkröten", sagt Lüngen. Ein solches Verbot gebe es in den benachbarten Niederlanden jedoch nicht.

(RP)
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