Nettetal Die drei Welten der Ayse Cakir

Nettetal · Die Studentin aus Breyell gehört zu den zehn Deutschen, die vom Pädagogischen Austauschdienst als Fremdsprachenassistenten für die USA ausgewählt wurden.

Ihr Zuhause ist in Breyell, in Siegen und bald auch in Texas/USA. "Bisher bin ich überall gut zurechtgekommen, auch in Amerika, ich war ja schon mal da", meint Ayse Cakir selbstbewusst. Die junge Frau gehört zu den nur zehn Studenten aus ganz Deutschland, die vom Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz für eine Fremdsprachenassistenz in den USA ausgewählt wurden.

Amerika also. Eine fremde Welt, weit weg. "Nein, fremd würde ich nicht sagen, nur anders, und genau das reizt mich ja", sagt Ayse Cakir. Selbstbewusst und wissbegierig ist sie, die 24-Jährige, die ihr Studium in Englisch und Sozialwissenschaften als Teil einer umfassenden Ausbildung versteht: "Nur stur bis zum Abschluss studieren, das reicht mir nicht, ich brauche viele Erfahrungen, es wäre doch dumm, nicht alle Möglichkeiten zu nutzen, die sich an der Uni bieten."

Daher verschiedene Praktika, ehrenamtliche Betreuung in einer Schule, Arbeit als studentische Hilfskraft, Auslandssemester in Kalifornien/USA. Es ist dieser Drang, Neues kennenzulernen, Theoretisches in der Praxis zu überprüfen, Begegnungen mit Menschen zu suchen, der Ayse Cakir umtreibt. Locker und redegewandt erzählt sie. Sitzt dabei leger auf einer Bank am Lambertimarkt. Die hübsche junge Frau zieht so manche Blicke auf sich, wirft selbst aber noch mehr Blicke um sich. Stetig in Bewegung ihre tiefdunklen Augen. Als suche sie selbst in der kleinen Welt von Breyell nach Neuem, nach Anderem. Hier ist sie geboren und aufgewachsen. In einer Familie, die sie geprägt hat: "Von der Herkunft meiner Familie her kenne ich zwei Kulturen, die türkische und die deutsche, zu beiden stehe ich", sagt sie.

Wenn sie erzählt, huscht ihr immer wieder das Wort "dankbar" aus dem Herzen über die Lippen. Dankbar den Eltern, die ihr "so vieles ermöglicht" haben. Dankbar den Lehrern an der Gesamtschule Breyell, die sie bis zum Abi in ihrer Zielstrebigkeit und Offenheit "gefördert und unterstützt" haben. Dann Lehramtsstudium an der Uni Siegen. Zurzeit steckt sie im Ersten Staatsexamen. Und bald ein Dreivierteljahr lang Deutschunterricht an einer amerikanischen Highschool, Mitarbeit bei einem Dozenten für Deutsch, Wohnen in einer Familie: "Ein bisschen stolz bin ich schon, dass meine Bewerbung beim Pädagogischen Austauschdienst erfolgreich war." Schließlich haben sich viele deutsche Studenten beworben, Ayse Cakir gehört zu den zehn Auserwählten.

Von Breyell über Siegen nach Texas, und doch ist sie nicht aufgeregt: "Ich freu' mich einfach, seit meinem Auslandssemester mag ich die Amerikaner." Der Grund: "Sie sind sehr offen und hilfsbereit, anders als hier fragt keiner nach deiner Herkunft oder nach deinem Gauben, sie nehmen dich einfach als Menschen an." Das zähle für sie mehr als die hierzulande oft belächelten angeblichen Bildungsdefizite oder ungesunden Essgewohnheiten der Amerikaner.

Als Herausforderung sieht Ayse Cakir ihren Job an der Highschool: "Deutsch als Fremdsprache ist nicht sehr gefragt, da muss man das Schöne an der Sprache überzeugend rüberbringen." dürfte: "Ich glaube, ich bin ein sehr kommunikativer Mensch." Und zwar in jeder ihrer drei Welten — in Breyell, in Siegen und demnächst in Texas.

(jobu)
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