Nettetal Wie die Natur Vorbild der Technik ist

Nettetal · Bei den Ferienspielen unter dem Titel "Was ist Bionik?" lernten elf Kinder, was sich Erfinder alles von der Natur abgeschaut haben. So waren Katzenpfoten ein Vorbild für Autoreifen, Wespenwaben für Papier.

 Josephine Marx (18, 3. von links) absolviert ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Nabu. Zum Thema Bionik – der Verbindung von Biologie und Technik – bastelt sie mit den Kindern.

Josephine Marx (18, 3. von links) absolviert ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Nabu. Zum Thema Bionik – der Verbindung von Biologie und Technik – bastelt sie mit den Kindern.

Foto: franz-heinrich busch

Fynn hält das Lupinenblatt mit der Sternform gut fest. Konzentriert schaut er dabei zu, wie Betreuerin Josephine Marx mit einer Plastikspritze ein paar Tropfen Wasser in die Mitte des Blattes gibt. Schnell rollt Fynn den kurzen Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger, bevor das Wasser ganz heruntergetropft ist. Das Blatt dreht sich blitzschnell um die eigene Achse, die Enden fliegen hoch. "Ein Rasensprenkler", ruft der Junge begeistert. Ob sich die Erfinder von Sprenkleranlagen tatsächlich am Vorbild eines Lupinenblattes orientiert haben, ist jedoch unklar.

Viele Gegebenheiten aus der Tier-und Pflanzenwelt dienten Forschern jedoch als Vorlage für ihre Entwicklungen. Auf dem Naturschutzhof sollen die elf "Ferienkinder" nun diese Vorlagen finden. Das ist manchmal gar nicht so einfach. In vier Gruppen laufen die Kinder über das Gelände und suchen nach Vorbildern für die Technik. Vor einer großen Pflanze mit kugelförmigen Früchten bleibt Thaddäus stehen. Er pflückt eine Frucht ab. Sie hat weiche Stacheln. "Guck mal, so etwas hast du auch an deinen Schuhen", sagt Josephine Marx, die auf dem Naturschutzhof ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert. Sie hält die Frucht an Thaddäus' T-Shirt. Die Kugel bleibt haften. "Eine Klette", rufen die Kinder. Schon bekleben sie sich gegenseitig mit den Pflanzen. "Woher kommt denn das Messer?", fragt Fynn. Von Zähnen und auch von geschliffenen Knochen, erklären ihm die Betreuer. "Ach, deshalb sind die manchmal so geriffelt", sagt Fynn. Jacob und Nils beobachten die Wasserläufer auf dem Teich. Sie sind sich sicher, dass Wasserflugzeuge nach dem gleichen Prinzip funktionieren. "Metallfedern, die könnten von einem Känguru kommen", meint Nils. Josephine Marx lächelt. Gemeinsam mit Frederik Schüler (19), der seinen Bundesfreiwilligendienst beim Nabu ableistet, betreut sie seit dem 1. August die Ferienkinder. Auf einem Tisch haben sie Stacheldraht, Maschendraht, einen Salzstreuer und ein Bild von einem Flugzeug abgelegt. "Die Tragflächen vom Flugzeug sind wie die Flügel bei den Vögeln", sagt Fynn und spielt mit seiner Sonnenbrille. Sogar, was dem Salzstreuer als Vorbild diente, wissen die Kinder: der Fruchtkolben von Klatschmohn.

Den Kindern machen die Zuordnungen offensichtlich Spaß. Sie werden immer fantasievoller. Steffen liest die Ergebnisse seiner Gruppe vor: "Wecker gleich Hahn, Hupe gleich Adlerschrei." Die Kinder lachen. "Darf ich einen Schrei ausstoßen?", fragt Thaddäus aufgeregt. Betreuerin Marx nickt. Von einem zweiten Versuch rät sie dann aber doch lieber ab.

Zoe und Vera fühlen sich von Wassertropfen an Glas erinnert, und bei einer Pusteblume denken sie an ein Windrad. "Was könnte das denn noch sein, die Samen der Pusteblume sind ja unten schwerer", sagt Betreuer Frederik Schüler. Die Kinder überlegen. "Ein Fallschirm", ruft einer der Jungen dann. Die Schere von einem Flusskrebs diente als Vorbild der Zange. Die Betreuer lassen sie in einer Tüte herumgehen. Dann zeigen Josephine Marx und Frederik Schüler, woher die Inspiration für das Papier kam: Aus einem Plastikbehälter nehmen die Kinder vorsichtig ein zerbrechlich wirkendes graues Gebilde, das aussieht wie eine lose aufgerollte Papierrolle. Es ist eine Wespenwabe.

(RP)
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