Irsee Junge aus Bonn von Schildkröte attackiert

Irsee · Der Achtjährige ist beim Badeurlaub mit seinen Eltern im Allgäu von einer Riesen-Schildkröte schwer verletzt worden.

 Vor einigen Monaten war eine Schnappschildkröte in Nettetal am Wittsee gefunden worden.

Vor einigen Monaten war eine Schnappschildkröte in Nettetal am Wittsee gefunden worden.

Foto: Archiv

Das Ufer des Oggenrieder Weihers im Ostallgäu ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Schwimmen ist in dem Badesee seit einigen Tagen aus Sicherheitsgründen verboten. Ein acht Jahre alter Junge wurde dort von einer aggressiven Schnappschildkröte in den Fuß gebissen. Die Mutter brachte ihren verletzten Sohn sofort ins Klinikum Kaufbeuren, wo er operiert wurde. Das gefährliche Reptil hatte ihm die Achillessehne gleich zweimal durchtrennt. Mit einem Spezialverband durfte er das Krankenhaus wieder verlassen.

Der Junge war mit seinen Eltern aus Bonn in den Ferien in der Gemeinde Irsee im Allgäu. Seine Eltern nahmen den Vorfall gelassen auf. "So etwas kann immer mal vorkommen", sagte die Mutter. Die Bonner wollen auch im kommenden Jahr wieder im Allgäu ihren Urlaub verbringen, hieß es. Nach der Operation hatte sich der Arzt beim Bürgermeister gemeldet und darauf hingewiesen, dass die Verletzung des Kindes nur von einem Biss stammen könne. Experten versicherten, dass die Verletzung auf keinen Fall von einem einheimischen Fisch – auch nicht von einem Hecht – stammen könne. Wissenschaftler des Zoologischen Instituts in München bestätigten, dass die Verletzung eigentlich nur von einer Alligator-Schildkröte herrühren kann.

Wie das Tier in den Weiher kam, ist noch nicht bekannt. Vermutlich wurde es von seinem Besitzer ausgesetzt. Die bissigen Reptilien sind eigentlich in den USA beheimatet, ihre Haltung ist in Deutschland seit 1999 verboten. Unklar ist noch, ob es sich um eine Schnapp- oder um eine Geierschildkröte handelt.

Der Badesee wurde umgehend gesperrt. Die Feuerwehr suchte bislang vergeblich nach dem Tier. Möglicherweise hat sich das Tier im Schlamm vergraben. Seit vorgestern wird Wasser aus dem See in einen Bach abgelassen. Der See wird abgefischt. Die Fische sollen in einen anderen Teich gebracht werden, der rund zwei Kilometer entfernt liegt. "Und dann hoffen wir, dass wir die Schildkröte auf alle Fälle erwischen", betonte Bürgermeister Arne Lieb. Wenn nicht, werde man den Oggenrieder Weiher bis zum Frühjahr ohne Wasser lassen. Man könne zwar nicht ausschließen, dass die Schildkröte in ein anderes Gewässer wandert. "Aber den Allgäuer Winter überlebt sie nicht", sagte Lieb, der auch einen Finderlohn von 1000 Euro ausgelobt hat, aber zugleich die Anwohner davor warnte, die Schildkröte eigenmächtig fangen zu wollen. Teenager gaben dem Reptil inzwischen einen Namen. "Lotti" heißt die Schildkröte, wie auf Pappschildern am Seeufer zu lesen ist. Trotz der Sperrung des Sees kommen weiterhin noch einige Badegäste.

In den vergangenen Monaten und Jahren sorgten gefährliche Reptilien immer wieder für Aufregung – zuletzt Ende Juni in Nettetal. Dort fingen Angler am Wittsee in Leuth eine Schnappschildkröte, die hilflos an einem Steg baumelte. Das weibliche Tier war zuvor mehrmals auf dem Vereinsgelände der Wassersportfreunde gesehen worden. Es hatte einen geeigneten Platz für die Ablage seiner Eier gesucht. Das Tier wurde schließlich einem Aqua-Zoo übergeben.

(RP/dpa)
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