Nettetal Schützen brauchten diesmal viel Geduld

Nettetal · Der Vogelschuss der St.-Johannes-Bruderschaft Schlöp dauerte fast fünf Stunden. Den Grund sehen die Verantwortlichen in den neuen "Richtlinien für das Betreiben von Schießanlagen". Franz Josef Funken ist neuer König.

Zum "Marathonschießen" wurde der am vergangenen Samstag von der St.-Johannes-Bruderschaft Schlöp durchgeführte Vogelschuss. Die beiden Hinsbecker Musikvereine, die für die musikalische Untermalung sorgten, und circa 120 Zuschauer mussten sich lange gedulden bis zur Entscheidung. Erst nach fast fünf Stunden und 481 Schuss holte Franz Josef Funken den zähen Vogel herunter und wurde damit neuer Schützenkönig. Zu seinen Ministern bestellte er Paul Weuthen und Robert Spolders.

Ehren-Brudermeister Franz Thissen und der bisherige König und Kaiser Hans Müller meinten dazu: "Wir sind jetzt fast 60 Jahre dabei, aber so etwas haben wir noch nicht erlebt. So sind die neuen Vorschriften nur negativ für den Vogelschuss." Grund für die Probleme waren die neuen "Richtlinien für das Betreiben von Schießanlagen", nach denen die Bruderschaft in diesem Jahr zum ersten Mal ihren Schützenkönig ermittelte.

Hiernach sind nur noch Luftgewehre, Kleinkaliberbüchsen, Scheibenbüchsen oder Flinten zugelassen. Zudem ist nun auch ein Kugelfang vorgeschrieben. Die Schützenbruderschaft Schlöp entschloss sich, in Zukunft wieder mit Luftgewehren zu schießen.

Die Bruderschaft Schlöp hatte sich entschieden, sechs Millimeter dickes Sperrholz für den Vogel zu verwenden. Die Praxis zeigte jedoch auch die Mängel der neuen Durchführung. Für die Zuschauer ist das Vogelschießen nach den neuen Bedingungen unübersichtlicher geworden. Bisher stand der Vogel circa zehn Meter hoch über den Köpfen der Zuschauer, sodass man ein gutes Blickfeld auf ihn hatte.

Und wenn dann bei einem Treffer mit Schrot Teile des Vogels davon flogen, war die Aufregung jedes Mal groß. Da der Kugelfang und der Vogel heute nur noch in einer Höhe von zwei Metern stehen, sehen die Zuschauer insbesondere in den hinteren Reihen nur noch wenig vom aktuellen Geschehen. Außerdem löst sich der Vogel beim Beschuss mit dem Luftgewehr, von den Zuschauern fast unbemerkt, nur noch langsam auf, sodass auch hier nur wenig Spannung erzeugt wird.

Doch das größte Problem, zumindest an diesem Tag, lag wie so oft im Detail. Der Körper wurde durch die Kugeln wegen der geringen Durchschlagskraft nur gering beschädigt. Mühsam wurde das Holz um die Befestigungsschraube Spänchen für Spänchen weggeschossen.

Nach rund dreieinhalb Stunden hatte man den Vogel zwar von der Befestigungsschraube freigeschossen — doch er fiel nicht. Er lag lose auf dem Gewinde der Befestigungsstange, doch schaffte man es wegen der geringen Bewegungsenergie der Kugel nicht, ihn hiervon herunterzuholen. So beschloss der Vorstand der Bruderschaft nach viereinhalb Stunden eifrigen Schießens, die Gewindestange frei zu legen und zu kürzen.

Nur noch die drei Kandidaten, die sich um die Königswürde bewarben, schossen nun weiter. Glücklicher neuer Schützenkönig der St.-Johannes-Bruderschaft Schlöp wurde nach fast fünf Stunden Schießzeit Franz Josef Funken.

(heko)
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