Nettetal Berufspate will gerne in der Moschee sprechen
Nettetal · Karl-Werner Jobst ist Berufspate. Seine Aufgabe ist es, jungen Menschen beim Einstieg in einen Ausbildungsberuf zu helfen. Zu seinen Klienten gehören vornehmlich Jugendliche aus Migrationsfamilien. Die Aufgabe ist nicht einfach.
Seit einem Jahr ist Karl-Werner Jobst Berufspate des Integrationsrats in Nettetal. Er will Jugendlichen mit schwachen Voraussetzungen helfen, Lehrstellen zu finden, sie dabei aktiv unterstützen und führen. Jobst hat in diesem ersten Jahr vor allem Erfahrungen gesammelt, die ihn für die Zukunft bei seiner Arbeit weiter bringen sollen.
Der 64 Jahre alte ehemalige Werkzeugmacher, technische Zeichner, Zeitsoldat und spätere Organisator (u.a. für die gesamte EDV zuständig) des Kaufhauskonzerns Hertie bringt viele berufliche Erfahrungen mit in seine Aufgabe. "Ich möchte schwache Schüler an die Hand nehmen und ihnen helfen, trotz schulischer Defizite eine Berufsausbildung zu bekommen", erklärt er. Jobst berichtet, dass er auf Seiten der Ausbildungsbetriebe positive Erfahrungen gemacht habe. In Nettetal seien viele Betriebe entgegen landläufiger Meinung bereit, auch notenschwache Schüler zu nehmen, wenn ihre Einstellung und das Benehmen und Auftreten stimmten.
Jobst hat im zurückliegenden Jahr drei Jugendliche des Berufskollegs in Nettetal betreut. Einen jungen Mann konnte er gut vermitteln. Bei den beiden anderen gab es allerdings Probleme. Einer hatte einen unterschriftsreifen Vertrag als Kfz-Mechatroniker vorliegen. Er lehnte jedoch ab und wollte lieber einen kaufmännischen Beruf ergreifen. "Dazu waren aber die Noten nicht gut genug. Ein bekannter Kaufmann sagte mir, dass dieser junge Mann schnell an der Höheren Handelsschule untergehen werde", sagt Jobst. Er bedauere den Schritt des Jugendlichen. Er betont aber auch, dass die jungen Menschen Spaß am Beruf haben sollen. "Vorgaben bringen nichts." Bei dem dritten Kandidaten spielte eine große Zahl von Fehlstunden eine Rolle.
Jobst gibt zu, dass er Fehler gemacht habe im ersten Jahr, in dem er sich an seine Aufgabe herangetastet hat. "Ich hätte mir die Bewerbungen vorher intensiver ansehen müssen", sagt er und berichtet von verknickten Blättern und Rechtschreibfehlern. Außerdem will er sich nun ein Netzwerk aufbauen, mit dem er den Jugendlichen helfen möchte. "Ich habe inzwischen mit dem Integrationsbeauftragen des Jobcenters gesprochen, ich würde auch gerne einmal hier in der Moschee sprechen", wünscht sich Jobst.
Denn seine Klientel hat oft einen Migrationshintergrund. Hier sieht Jobst allerdings auch ein Problem. Die Eltern von allen drei "Patenkindern" des ersten Jahres haben keinen Kontakt zu ihm gesucht. "Ich bin selber Vater. Und wenn da jemand ist, der mit meinem Kind unterwegs ist, um einen Job zu suchen, dann würde ich diesen Mann doch zumindest mal gerne kennenlernen und mir ein Bild machen", sagt er ein wenig ratlos. Dabei will er die Eltern lediglich mit ins Boot holen, im Interesse der eigenen Kinder. "Die Kinder haben Möglichkeiten." Mithilfe des Nettetaler Streetworks hofft er nun, diesen Schritt machen zu können. Es hatte Jobst schon im Netzwerk Integration Hilfe zugesagt. "Eigentlich haben die Jugendlichen mit Migrationshintergrund gute Voraussetzungen, sie beherrschen zwei Sprachen neben denen, die sie in der Schule lernen, und sie kennen zwei Kulturen", so Jobst.