Nettetal Malmsheimers Helden-Treffen im Reisebus
Nettetal · Der ausgezeichnete und TV-bekannte Kabarettist begeisterte mit eloquenten, spitzen Wortspielen
Treffen sich Robin Hood, Odysseus, Siegfried, Martin Luther und Winnetou, begleitet von seinen Drillingsbrüdern Winneone und Winnethree, in einem Reisebus. Das könnte der Anfang eines schlechten Witzes sein. Oder eine Sequenz aus einem überaus unterhaltsamen Abend mit dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer, bekannt aus "Neues aus der Anstalt" und ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen.
Vor ausverkauften Reihen in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich begeisterte der Wortakrobat mit der dicken Kladde und den überschaubaren Requisiten mit einer schier unüberschaubaren Fülle an Sprachspielen. Manchmal wollte man gar nicht lachen - aus Sorge, durch das eigene Gelächter das Folgende zu verpassen.
Malmsheimer Bemerkungen über Menschen, Marotten und Monstrositäten der Zeit sind nicht einfach zu konsumieren. Wer einmal den Faden verliert, dem geht es wie im Latein-Unterricht. Er ist raus - und der Nachbar ist nicht immer eine Hilfe.
In der Werner-Jaeger-Halle galt auch: Wer nicht aufpasst, verpasst was. Etwa die köstliche Persiflage auf eine Diskussion über Bildung. Oder die spitzzüngige Beschreibung der von der Gattin aufoktroyierten Fahrt in einem Reisebus nach Venedig. Oder die irritierte Beobachtung auf die heranwachsende (an dieser Stelle entschied sich Malmsheimer für einen anderen Vokal, der ebenfalls ein sinnvolles Wort ergibt) Jugend: Seine Sprachspiele nötigen Bewunderung ab. Mal trägt der frühere Lehramtsstudent sie leise vor, mal mit Wortgewalt bis zur Cholerik. Engagiert wirbt er für Bildung, für das Vorlesen der Heldensagen von Odysseus und Co.
Sogar leisen Spott ("Nettetal ist wohl keine Uni-Stadt. Merkt man") quittiert das Publikum wohlwollend. Bei dem minimalistischen Dialog aus einem Bud-Spencer-Film, der zwischen wenigen Worten "Chuck, duck, fuck, cook" oszilliert, gab es Begeisterungsstürme.
Was man sich als Zuschauer wünscht: Jochen Malmsheimer soll wieder nach Nettetal kommen. Bald. Er muss dafür ja auch nicht in den Reisebus steigen.