Nettetal Abtauchen am Niederrhein

Nettetal · Holger Ucher taucht gerne in Asien, aber auch die heimischen Gewässer weiß er zu schätzen. Nun hat der Breyeller einen Tauchführer für den Niederrhein verfasst

Nettetal: Abtauchen am Niederrhein
Foto: Holger Ucher

Am liebsten mag Holger Ucher den Löwensee in Willich. Die Stille unter Wasser ist dort besonders schön. Bei gutem Wetter kann der 40-Jährige zudem meterweit sehen, etwa ein Fahrrad, über und über mit Steckmuscheln bedeckt. Diese Muscheln seien es auch, die das Wasser so gut filtern würden, dass die Sicht besser sei als in anderen heimischen Seen, erklärt der Breyeller. Wo es sich noch lohnt, einen Blick unter Wasser zu werfen, beschreibt Ucher in seinem Tauchführer für den Niederrhein.

Beruflich ist Ucher Aus- und Weiterbildungspädagoge bei einem Unternehmen in Venlo. In seiner Freizeit hat er sich bis zum Tauchlehrer (Divemaster) weitergebildet. Dabei erschien ihm die Welt unter Wasser zunächst unerreichbar: "Zum Mond zu fahren oder sich unter Wasser zu bewegen, war für mich als Kind ganz weit weg", erinnert sich Ucher und lächelt. "Etwas später ging mir auf, dass das Tauchen durchaus realisierbar ist."

 Holger taucht gerne in Asien - aber auch am Niederrhein. RP-Foto: J. Knappe

Holger taucht gerne in Asien - aber auch am Niederrhein. RP-Foto: J. Knappe

Foto: Ucher

Für sein Buch hat Ucher 27 Seen besucht. Er gibt Informationen zur Größe, Tiefe und Anfahrt sowie Besonderheiten: Abbruchkanten, Einstieg, Fischbestand. Im Adolfosee in Hückelhoven (Kreis Heinsberg) beispielsweise wurden extra für Taucher Gegenstände wie ein Karussell-Hubschrauber und ein Autowrack versenkt. Im Großen See in Bösinghoven in Meerbusch (Rhein-Kreis Neuss) schwimmen ausgesetzte Kois, um sie herum wachsen mehrere kleine Seerosengärten.

Im Hitdorfer See in Leverkusen befinden sich zwei Übungsplattformen für Ausbildungszwecke. "Am Niederrhein wird hauptsächlich in Kiesgruben getaucht", sagt der 40-Jährige. "Alleine schon deswegen, weil dort die Sicht besser ist als in Torfseen, wie es sie in Nettetal gibt." Unter Wasser hatte er immer seine Kamera mit dabei.

 Im Löwensee in Willich haben Steckmuscheln ein Fahrrad ganz bedeckt.

Im Löwensee in Willich haben Steckmuscheln ein Fahrrad ganz bedeckt.

Foto: Holger Ucher

Für Ucher begann alles mit 18 Jahren und einem Schnupper-Tauchkursus in Kamp-Lintfort im Kreis Wesel. Zwei Jahre später machte er in Mönchengladbach seinen Tauchschein. Zwar geht er heute auch gerne in exotischen Gegenden wie etwa Thailand mit der Pressluftflasche unter Wasser, berichtet Ucher: "Aber die Ausbildung macht man besser hier. Wenn man es in diesen Gewässern geschafft hat, kann einem auch im Urlaub eigentlich nichts mehr passieren."

Der Taucher sei mit Strömungen und einer Sicht von teils weniger als zwei Metern konfrontiert. "Man muss lernen, mit dem Kompass umzugehen und seinen Partner, den Tauch-Buddy, nicht zu verlieren", sagt Ucher. "Diese Probleme hat man im kristallklaren Wasser in Thailand nicht." Der 40-Jährige besitzt einen Trockentauchanzug, speziell für kalte Gewässer. Der ist luftdicht, unter dem Helm werden nur die Wangen nass. Seine Frau, mit der er in Leutherheide wohnt, ist ebenfalls zertifizierte Taucherin.

 So sehen Seerosen wie im Großen See in Bösinghoven unter Wasser aus.

So sehen Seerosen wie im Großen See in Bösinghoven unter Wasser aus.

Foto: Holger Ucher

Neben den Gegebenheiten unter Wasser hat Ucher in seinem Buch Wert auf die Geschichte der Seen gelegt. Darum habe die Recherche auch so lange, gut zweieinhalb Jahre, gedauert, sagt der Tauchlehrer: "Es war sehr schwierig, an Informationen zu kommen." Viele der Kiesunternehmen, die die Seen einst aushoben, gebe es heute nicht mehr. Ucher fragte bei Städten und Gemeinden an und interviewte sogar ehemalige Bürgermeister zu den Seen, die im Schnitt 50 bis 60 Jahre alt seien.

Vergleichen will Ucher die niederrheinischen Kiesseen mit dem Golf von Thailand oder dem Indischen Ozean nicht. "Auf den Malediven mit einem Riffhai in kristallklarem Wasser zu tauchen, kann man nicht toppen", sagt er. "Doch in Bösinghoven Seerosen von unten zu sehen, während man durch einen Schwarm Flussbarsche gleitet, das hat auch was." Das sei zwar nicht so bunt, aber trotzdem spektakulär.

Das Buch ist als Book on Demand erhältlich, wird also erst bei Bestellung gedruckt. Preis: 17,99 Euro. ISBN: 9783752830569.

(RP)
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