Leben in Moers Verein „Nichtegal“ hilft Familien mit Kindern

Moers · Die Mitglieder führen bei Bedarf durch den „Bürokratiedschungel“. Sie setzen sich für eine Chancengleichheit der Menschen ein.

 Julia Wessels und Ruth Scheuvens vom Vorstand des Vereins „Nichtegal“.

Julia Wessels und Ruth Scheuvens vom Vorstand des Vereins „Nichtegal“.

Foto: Norbert Prümen

Dass es Kinder und Jugendliche gibt, die mehr Unterstützung brauchen als andere, das hat Ruth Scheuvens, Geschäftsführerin bei der Jugendhilfe-Einrichtung „Systemischen Hilfen Niederrhein“, häufig erlebt. Es gibt zwar einiges an Hilfsangeboten, auch können Mittel bei verschiedenen Ämtern, bei den Krankenkassen oder bei bestimmten Organisationen beantragt werden. Doch ganz alleine ist es schwer sich durch den Bürokratiedschungel zu schlagen, und oftmals dauert es lange, bis Gelder bewilligt sind. Deshalb hat Scheuvens zusammen mit sechs weiteren Menschen vom Niederrhein einen Verein gegründet und ihn Nichtegal genannt.

Im Corona-Sommer 2020 startete der Verein und hat inzwischen die Anerkennung für die Gemeinnützigkeit. Der Name „Nichtegal“ soll Programm sein, denn nicht alle seien gleich privilegiert, doch alle hätten das Recht auf eine faire Chance. „Wir möchten gezielt da unterstützen, wo andere lange und bürokratische Wege einschlagen müssen“, sagt Scheuvens. „Unser Vorteil: kurze Wege, schnelle und gezielte Hilfe – da wo es brennt!“

Das können zum Beispiel Hilfsmittel oder Therapien sein, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden oder bei denen eine Vorleistung fällig ist. Aber auch alltägliche Dinge wie Fußballschuhe, das Instrument oder der Nachhilfelehrer sollen gefördert werden. Björn Lammek, zweiter Vorsitzender, ergänzt: „Wenn potentielle Spendenempfänger auf uns zukommen oder wir darauf aufmerksam gemacht werden, prüfen wir erstmal, ob alle Möglichkeiten – auch staatlich –ausgeschöpft wurden. Falls es keine Hilfen gibt, entscheiden wir im Vorstand, wie wir dem Spendenempfänger kurzfristig helfen können.“

Um Spenden zu generieren, möchte der Verein Konzerte und Aktionen organisieren, bei denen alle Spaß haben und ganz nebenbei Spenden gesammelt werden. „Spaß für Spende“ – unter diesem Motto haben bereits in den vergangenen beiden Jahren zwei kleine Benefiz-Festivals im Moerser Bollwerk stattgefunden. Diese Tradition soll nun mit „Nichtegal“ fortgeführt werden.

Christian Schürmann, Pressesprecher des Vereins, hat mehrere Jahre lang das Freefall-Festival in Moers mit organisiert und besitzt gute Verbindungen in die Musikszene der Region. Nun ist nicht gerade der beste Zeitpunkt, um durch Veranstaltungen Spenden zu generieren, doch der Verein lässt sich auch in Corona-Zeiten durchaus etwas einfallen. Ein Konzert sei bereits in Planung und soll voraussichtlich am 20. Februar in der digitalen Version erlebbar sein, berichtet Schürmann. An Silvester gab es ein Online-Fitness-Workout mit der Trainerin Linda Tuglu von „lamibelle“ in Moers-Kapellen. Teilnehmende, die sich per Zoom in die Trainingsstunde eingeklinkt hatten, überwiesen anschließend insgesamt 1800 Euro für den guten Zweck.

Auf seiner Facebook-Seite bittet der Verein um Unterstützung für eine Familie mit drei Kindern mit Behinderung, die ein neues Zuhause sucht. Kein einfaches Unterfangen, doch Nichtegal hofft, dass nicht nur Geldspenden, sondern auch das Schwarmwissen der Community den erhofften Erfolg bringen werden. Das Autohaus Minrath und die Sparkasse am Niederrhein haben schon Unterstützung zugesagt, ist auf Facebook zu lesen. Scheuvens und ihre Mitstreiter hoffen, dass die gute Vernetzung mit Politik und Wirtschaft, mit anderen Vereinen und mit förderungswürdigen Projekten einiges in Gang bringen wird.

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