Wunsch der Moerser Tierheimleiterin Mehr Hilfe bei Versorgung ukrainischer Haustiere

Moers · Die Moerser Tierheimleiterin Nicola Kreuzmann wünscht sich weniger Bürokratie und mehr Unterstützung bei der Unterbringung von Haustieren ukrainischer Geflüchteter. Das sieht auch die CDU so.

 Ein Hund liegt auf dem Gepäck von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind (Symbolbild).

Ein Hund liegt auf dem Gepäck von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind (Symbolbild).

Foto: dpa/Carol Guzy

Mehr als 300.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind bis heute offiziell in Deutschland angekommen. Tatsächlich dürften es aber wohl noch viel mehr sein. Sicher ist, viele der Geflüchteten haben ihre Haustiere im Gepäck: Hunde, Katzen, Vögel, Nager – geliebte Familienmitglieder und Seelentröster; wegen der schnellen Flucht aber nur selten mit Papieren über Impfungen der Tiere oder deren Kennzeichnung mit Mikrochips.

Grundsätzlich gelten für das Mitbringen von Haustieren in die EU strenge seuchenrechtliche Bestimmungen, um beispielsweise Infektionen mit Tollwut auszuschließen. Wegen der besonderen Lage haben sich die Länder aber auf ein erleichtertes Verfahren geeinigt. Demnach reicht es aus, wenn Geflüchtete, die eine Unterkunft haben, ihre Tiere bei den kommunalen Veterinärbehörden melden.

Viele Menschen aus der Ukraine suchten auch in der Grafenstadt mit ihren Haustieren nach einer sicheren Unterkunft, sagt CDU-Landtagskandidatin und Fraktionschefin Julia Zupancic. „Knackpunkt ist aber: Es gibt bis jetzt keine klar geregelte Erstversorgung für Haustiere.“

Tatsächlich sei die Situation aktuell noch nicht zufriedenstellend, bestätigt auch Nicola Kreuzmann. Die Organisation rund um die Erstversorgung der ukrainischen Haustiere laufe derzeit noch zu kompliziert ab, sagt die Moerser Tierheimleiterin. Die erforderliche Bürokratie wie etwa der zeitnahe Tierarztbesuch stelle das Personal der Notunterkünfte sowie die Tierbesitzer vor große Herausforderungen.

Kreuzmann wünscht sich eine Anlaufstelle, die die zwingend erforderlichen behördlichen Registrierungen, die tiermedizinische Abwicklung und die Sachspendenverteilung zentralisiert. Wie zum Beispiel in Berlin. Im Ankunftszentrum in Tegel wurde ein „Animal Care Point“, also eine Versorgungsstelle für Tiere, eingerichtet. Dort gibt es auch eine Behelfstierarztpraxis. Das Projekt wurde vom Tierschutzverein, der Tiertafel und der Tierschutzbeauftragten initiiert. Neben einer medizinischen Untersuchung und Erstversorgung erhalten die Tiere direkt dort Impfungen, einen Mikrochip und einen EU-Heimtierausweis.

Eine solche Einrichtung wäre eine enorme Erleichterung für alle Beteiligten, sagt Kreuzmann. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten leisten wir geflüchteten Tierbesitzern Hilfestellung. Wir stellen Futter, Pflegeutensilien und auch Katzenstreu bereit. Aber es fehlt auch an Unterbringungsmöglichkeiten.“

Ein Problem: Eingereiste Haustiere müssen für 30 Tage in Quarantäne, wobei auch eine Hausquarantäne möglich ist, das stellt Unterkünfte vor Schwierigkeiten. „Nach der Notunterkunft besteht oft nicht die Möglichkeit, Tiere mit in die angebotene Wohnung zu nehmen, das stellt die Tierbesitzer vor eine weitere Hürde und bedarf der Bereitschaft der Vermieter“, sagt die Tierheimleiterin. „Wir als Verein haben momentan nur wenige freie Plätze, die zwischenzeitig immer wieder belegt sind, zudem darf die Trennung der Familien von ihren Tieren aus menschlicher Sicht nicht die Lösung sein“, sagt Kreuzmann.

Für Zupancic bestätigt sich auch hier: „Würden Tierärzte die ankommenden Tiere nicht mit Impfungen erstversorgen und würde das Tierheim Moers nicht so tatkräftig mit Sachspenden oder bei behördlichen Angelegenheiten unterstützen, wären die Menschen aus der Ukraine mit ihren Haustieren momentan sehr hilflos. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer geht es augenscheinlich auch hier nicht. Die Bundesregierung muss endlich Abhilfe schaffen und für eine klare Struktur sorgen.“

In Sammelunterkünften ist eine gemeinsame Unterbringung von Mensch und Haustier aus praktischen und hygienischen Gründen zwar eigentlich auch nicht vorgesehen. In Moers allerdings werde diesbezüglich mittlerweile eine Ausnahme gemacht, wenn das zuständige Kreisveterinäramt keine Einwände habe, sagt Stadtsprecher Klaus Janczyk.

Aktuell sind in Moers insgesamt 510 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Für diese Woche werden 25 weitere Personen erwartet. In der städtischen Unterkunft an der Filder Straße leben derzeit zudem sechs Hunde und drei Katzen.

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