Kulturelle Bildung in Moers Ein Theaterstück über Wagemut

Elf Mädchen und Jungen des Youngstersclub am jungen StM haben mit dem Theaterpädagogen Robert Hüttinger ein Theaterstück erarbeitet: „Komm her, Bursch“ führten sie am Wochenende zweimal auf. Das Publikum spendete Beifall.

 Eine Szene aus dem Stück „Komm her, Bursche“, das Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren am jungen StM erarbeitet haben.

Eine Szene aus dem Stück „Komm her, Bursche“, das Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren am jungen StM erarbeitet haben.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Eine Ritterburgkulisse, davor liegen im Kampf getötete Knappen. Einer ruft: „Die Schlacht ist vorbei!“ Doch da ist noch ein Mädchen. Johanna. Sie spielt eine besondere Rolle im Kampf gegen die „dunklen Mächte“. Johanna hat allen gezeigt, was Güte, Freundschaft und Zusammenhalt ist. Als Mädchen, als Frau in einer Männerwelt. Was ist geschehen? Rückblick: Die fünfjährige Johanna mit ihrem älteren Bruder Karl. Die Kleine ist eine Kämpfernatur, will das Schwert führen. Der Bruder hingegen interessiert sich für Heilkräuter. Verkehrte Welt, das darf nicht sein. Jungen werden Ritter, Mädchen lernen im Kloster die Heilkunde. Doch das Mädchen will sich nicht fügen, geht, als Junge verkleidet, in die Ritterschule.

Elf Mädchen und Jungen des Youngsterclubs am Jungen STM haben zusammen mit dem Theaterpädagogen Robert Hüttinger gearbeitet. Sie beschäftigtedn sich mit Fragen wie Zusammenhalt und Benachteiligung. Und das spiegelte sich in der Aufführung von „Komm her, Bursche“ wider: Das Misstrauen der Kameraden wandelt sich, als „Johann“ einen Knappen vom Fieber heilt, weil er/sie sich an die Heiltinktur der Mutter erinnert. Sonderbar. Der falsche Junge wird entlarvt, doch gewinnt das Vertrauen der anderen, den gemeinsamen Kampf gegen die Dunkelheit anführen zu können. Gerade weil Johanna ein Mädchen ist. „Ihr habt die Dunkelheit in euch besiegt“, sagt sie hoffnungsvoll. Auf der Bühne des Schlosstheaters, in Längsrichtung ausgerichtet, spielen neun Mädchen und zwei Jungen ihr selbstgeschriebenes Stück mit großer Überzeugung und Ernsthaftigkeit. Sie tauchen ganz ins Mittelalter ab, schwingen ihre Holzschwerter in Zeitlupe zur Kampf-Musik „Eye of The Tiger“, diskutieren mit Leidenschaft über Geschlechterrollen, über scheinbar unumstößliche Normen, die sich langsam auflösen. Viel Text haben sie zu bewältigen, und dann auch noch in einer eher altertümlichen Sprache.

Die Gruppe „Youngstersclub“ hat das Stück „Komm her, Bursche“ gemeinsam erarbeitet, Regisseur Robert Hüttinger sorgte für den Feinschliff. Es ist die zweite Produktion des Ensembles von elf- bis 15-jährigen Jugendlichen, die an zwei Abenden hintereinander aufgeführt wurde. Seit zwei Jahren gibt es die Gruppe, die sich donnerstags mit dem Theaterpädagogen Hüttinger trifft, seit März in dieser Konstellation. Erst nach den Sommerferien entstand das Stück, mit dem die jungen Darsteller die Gruppendynamiken thematisieren wollten, in denen sie alle momentan stecken. Im Mittelalter sollte ihr Stück spielen, kristallisierte sich während der Arbeit heraus. In einer Zeit, in der es scheinbar keine Entrinnen aus festgelegten Rollen gab. Etwas Fantasy sollte hinzukommen, die undefinierte „Dunkle Macht“, mit der man neben Geschlechter-Vorurteilen, menschlicher Zwietracht auch die Bedrohung durch den Klimawandel assoziieren kann. Die „Youngsters“ hatten viel Spaß. Dass die Gruppe in der Entwicklungs- und Probenphase zu einem tollen Team zusammengefunden hat, konnten die Zuschauer spüren. Und das unterstrich auch die Aussagen des Stücks: Traut euch, euren eigenen Weg zu gehen! Gemeinsam können wir alles schaffen!

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