Wohlfahrtsverbände in Moers Awo fragt Flüchtlinge: Wie muss Mann sein?

Moers · Ein Kurs thematisiert den Umgang junger Männer mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht.

 Stephanie Walbrunn und Matthias Biermann stellen den neuen Kurs vor.

Stephanie Walbrunn und Matthias Biermann stellen den neuen Kurs vor.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

„Das Erwachsenwerden ist immer schwierig“, sagt Stephanie Walbrunn, Leiterin der Awo-Beratungsstelle für Schwangerschaft und Sexualität in Moers. „Es ist schon schwer für Jugendliche, die in Deutschland aufgewachsen sind. Noch schwerer ist es für Jugendliche, die nach Deutschland geflüchtet sind.“ Sie weiß das aus Erfahrung. So organisiert die Beratungsstelle Projekttage an Schulen, an denen sich Acht- bis Zehntklässler – darunter auch Flüchtlingskinder – mit ihrer Sexualität auseinandersetzen. Die Beratungsstelle lädt aber auch Flüchtlinge aus Wohngruppen ein, um mit ihnen über ihr „Mannsein“ zu sprechen. Jetzt bringt die Awo-Beratungsstelle, die nahe der Einmündung der Hopfenstraße in die Homberger Straße liegt, diese Erfahrung in einen Kurs ein, den es in dieser Form noch nicht im Kreis Wesel gegeben hat. Der Kurs heißt „Wie muss Mann sein?“, und von den Erfahrungen, die dort gemacht werden, sollen nach Kursende auch Personen profitieren, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Der Inhalt des Kurses soll sich an den Interessen und Wünschen der Teilnehmer ausrichten. „Die Teilnehmer sollen über ihre Erfahrungen als Mann in ihrer alten Heimat und in Deutschland sprechen“, sagt Matthias Biermann. „Sie sollen ihre Erwartungen und Wünsche äußern.“ Als Mitarbeiter der Beratungsstelle hat Biermann den neuen Kurs organisiert, der am Montag, 17. Juni, in der Awo-Beratungsstelle im Diesterwegforum an der Vinnstraße in Kamp-Lintfort startet. Angesprochen sind vor allem Syrer und Iraker, Iraner und Afghanen. Er ist dreisprachig und für 15 bis 20 Teilnehmer ausgelegt, die 17 bis 27 Jahre alt sein sollen. Der Pädagoge Ahmed Hassan, der den Kurs zusammen mit Matthias Biermann leitet, spricht neben Deutsch auch Arabisch. Dazu kommt ein Übersetzer, der Deutsch und Persisch kann.

Im Kurs beleuchten die Teilnehmer jeden Montag bis November verschiedene Themen und widmen sich praktischen Übungen. Zuerst schauen sie die verschiedenen Rollenbilder an, die nebeneinander existieren. „In manchen Ländern können Männer und Frauen nicht Freunde sein, ohne etwas miteinander zu haben“, berichtet Stephanie Walbrunn von unterschiedlichen gesellschaftlichen Vorstellungen. „Homosexualität ist in vielen Ländern strafbar und war es in Deutschland lange Zeit auch.“

Weitere Themen sind die Sexualpädagogik inklusive der Gesundheit, sowie das soziale Miteinander von Mann und Frau oder Mann und Mann. „Die jungen Männer sollen hier ihren eigenen Weg finden, Mann sein zu können“, sagt Matthias Biermann. „Zwei unterschiedliche Kulturen zu kennen, kann dabei ein Vorteil sein. Die Teilnehmer können ihre interkulturelle Kompetenz steigern. Das gilt auch für mich. Ich denke, ich lerne viel.“

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