Streit um Planung in Moers „Die Lauben hat es schon immer gegeben“

Streit um neues Naherholungsgebiet in Asberg: Jetzt wird über Lauben auf dem Grabeland diskutiert, das dem Projekt im Weg steht. Die Stadt habe die Lauben bisher nie beanstandet, sagen die Gärtner.

 Die Grabeland-Pächter Friedel Brandenbusch, Dieter Schmidt, Ulrich Hadel, Peter Leitz und Jürgen Beck in einem der liebevoll gepflegten Gärten.

Die Grabeland-Pächter Friedel Brandenbusch, Dieter Schmidt, Ulrich Hadel, Peter Leitz und Jürgen Beck in einem der liebevoll gepflegten Gärten.

Foto: Josef Pogorzalek

Seit Jahrzehnten stehen Lauben auf den Parzellen der Asberger Grabeland-Gärtner am Biotop „Schneiderbaggerloch“ in Asberg. Das scheint den Pachtverträgen zu widersprechen, aber die Stadt hat bisher beide Augen zugedrückt. „Unsere Laube steht seit über 50 Jahren. Regelmäßig hat es Begehungen des Liegenschaftsamts gegeben. Nie sind die Lauben beanstandet worden“, sagt Dieter Schmidt, einer der Gärtner. Bis jetzt. Nach einem Treffen zwischen Vertretern der Stadt und den Pächtern erinnert die Stadt in einem Gesprächsvermerk daran, „dass nach den bestehenden vertraglichen Regularien nur kleinere, dem Grabeland entsprechende Aufbauten“ zulässig seien, zum Beispiel Unterstellmöglichkeiten für Arbeitsgeräte oder bei Regen. Es bestehe „Handlungsbedarf“. Ein Druckmittel gegen die Gärtner? „Wir sind denen ein Dorn im Auge. Die wollen uns unsere Parzellen wegnehmen“, befürchtet Schmidt.

Im Mai hatten wir über die Pläne der Stadt berichtet, den Asberger Sportplatz zu sanieren und die benachbarten Wald- und Grünflächen zu einem Naherholungsgebiet aufzuwerten. Das Grabeland steht den Plänen im Weg. Ein Trampelpfad von der Rheinhauser Straße zum Asberger Sportplatz, der an den elf Parzellen vorbeiführt, soll zu einem breiten Fuß- und Radweg ausgebaut werden, mit Aussichtspunkten ins Biotop. Inzwischen haben Vertreter der Verwaltung sich mit den Grabeland-Pächtern getroffen und ihnen vier mögliche Varianten vorgestellt: a) Aufgabe der Grabelandflächen, b) Neuparzellierung des Grabelandes mit der Möglichkeit, es in die Umgestaltung der Grünräume einzubeziehen, c) Reduzierung der Grabelandflächen um einen 3,50 Meter breiten Streifen, so dass Platz für den Rad- und Fußweg entsteht, d) Bau des Rad- und Fußwegs im Wäldchen hinter dem Grabeland.

Aus dem Gesprächsvermerk wird deutlich, dass die Stadt die komplette Aufgabe des Grabelands (Variante a) bevorzugen würde. Dann entstünde die Möglichkeit, „auf großem Raum ökologisch wertvolle, an die Tierarten angepasste Lebensräume zu schaffen, die Waldstrukturen aufzuwerten und an das Biotop anzuknüpfen“. Bei den anderen Varianten könne dies nur teilweise oder nicht erreicht werden. Die Gärtner würden es dagegen am liebsten sehen, wenn auf ihren Parzellen alles so bleibt, wie es ist, und die Stadt den geplanten Weg im benachbarten Wald anlegt. Aber dieser Idee gibt die Stadt kaum Chancen, weil Waldflächen im Stadtgebiet knapp seien und geschont werden sollten.

Politisch ist noch nichts entschieden. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses werden es am 12. September erneut diskutieren. Für Anfang August hat sich Claus Peter Küster, Fraktionsvorsitzender der Grafschafter, mit den Gärtnern zu einem Ortstermin verabredet. „Wir sind dafür, den weitestmöglichen Spielraum pro Bürgerschaft auszunutzen“, sagt Küster. Allerdings müssten die individuellen Interessen der Gärtner gegen das Allgemeinwohl – ein neues Naherholungsgebiets für viele Moerser – abgewogen werden. Bezüglich der Lauben sagt Küster: „Wir können die Verwaltung nicht drängen, ungesetzliche Dinge zu tun.“ Stadtsprecher Thorsten Schröder betont dagegen, dass nun alles in der Hand der Politik liege. Der Verwaltung komme es darauf an, dass möglichst bald ein Beschluss fällt, damit die Bauarbeiten beginnen können.

Dabei geht es auch um Fristen, die einzuhalten seien, wenn man Fördergelder für das Projekt erhalten möchte – von 3,88 Millionen Euro Bundesmitteln bei 4,32 Millionen Euro Gesamtkosten war im Mai die Rede gewesen. Es gebe auch die Möglichkeit, die Planung rund um das Grabeland aus dem Gesamtprojekt zunächst auszuklammern und zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. „Dann müsste die Stadt aber unter Umständen einige Hunderttausend Euro zusätzlich selbst aufbringen.“

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