Moers Am Rathaus soll’s bienenfreundlicher werden

Moers · Rund um das Rathaus sprießen vor allem Gräser. Das soll sich nach dem Willen der Politik ändern – auch wenn die Stadtverwaltung aus Gründen des Bodendenkmalschutzes anders denkt. Ein Bürger hat per Antrag die Initiative ins Rollen gebracht.

 Die Steppe am Rathaus wirkt auch im Sommer nicht viel üppiger. Ein Bienenparadies sieht anders aus.

Die Steppe am Rathaus wirkt auch im Sommer nicht viel üppiger. Ein Bienenparadies sieht anders aus.

Foto: Josef Pogorzalek

Die Stadt soll bienenfreundlicher werden. Eine Blumenwiese wird für die Insekten angelegt, auf dem Rathausdach wurde im vergangenen Jahr ein Bienenvolk angesiedelt. Gartenbesitzer sollen möglichst auf „Steingärten“ verzichten und eine bunte Pflanzenvielfalt säen, in der es vor glücklichen Bienen und anderen Insekten summt und brummt. Wer wissen möchte, wie es nicht sein sollte, braucht sich nur das Moerser Rathaus anzusehen, wo die Bepflanzung aus Gräsern besteht, die edel aussehen, den Bienen aber wenig nutzen. Ob man wohl die Bepflanzung der Grünflächen am Rathaus so ändern könnte, „dass eine stärkere Orientierung an den Bedürfnissen von Wildbienen und Insekten erreicht wird?“ Im Juni hatte ein Moerser die Frage im Ausschuss für Stadtentwicklung gestellt. Jetzt erhielt er eine negative Antwort von der Stadtverwaltung. „Nach erneuter Abwägung der verschiedenen Interessen des Natur- und Denkmalschutzes soll aus heutiger Sicht der Bodendenkmalpflege der Status Quo erhalten bleiben“, lautete das Fazit.

Bei der Bepflanzung am Rathaus seien ökologische Belange denkmalpflegerischen Belangen untergeordnet worden, hieß es in der Antwort der Verwaltung. Das Rathaus steht auf historischen Grund, nämlich der oranischen Befestigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Deren Wall- und Grabenanlage samt Ravelins sollte im Zuge des Rathausneubaus wieder „optisch erlebbar“ gemacht werden – das sei eine Vorgabe der Bodendenkmalpflege gewesen. „So hat man sich bewusst für eine einheitliche Bepflanzung mit Gräsern entschieden, die mit ihrer zurückhaltenden Ästhetik den historischen Raum dezent strukturieren“, so die Verwaltung. Dieser „Planungsphilosophie“ sei auch bei den Rabatten am Rathaus gefolgt worden.

Zum Glück für die Insekten und den Fragesteller aus der Bürgerschaft wollten sich die Fraktionen mit der Abfuhr aus der Verwaltung nicht zufriedengeben. Egal welcher politischer Couleur, fast alle sprachen sich dafür aus, zu prüfen, ob sich nicht doch etwas in Sachen bienenfreundliche Bepflanzung am Rathaus drehen lässt. „Wir haben eine Vorbildfunktion“, brachte der Ausschussvorsitzende Hartmut Hohmann die Diskussion auf den Punkt. Gudrun Tersteegen (Grüne) schlug vor, Lavendel anzupflanzen. Ein Vorschlag, den Gabriele Kaenders (Linke) begrüßte. „Bienen sind wichtiger als irgendwelche strenge Ästhetik“, sagte sie. Nur Dino Maas (FDP) wollte sich von den Gräsern partout nicht trennen. Er finde sie schön. Für die Bienen werde an anderen Stellen in Moers genug getan.

Maas zum Trotz erging der Auftrag an die Verwaltung, auf die Vermieter des Rathauses , die Firma Spie, zuzugehen. Wie Stadtsprecher Thorsten Schröder im Gespräch mit unserer Redaktion sagte, ist die Art der Gestaltung im Vertrag festgehalten, aber nicht die einzelnen Pflanzen. Fraglich ist jedoch, ob eine Änderung der Bepflanzung zu Kosten führt, die möglicherweise der Stadt in Rechnung gestellt werden. „Dann werden wir die Zahlen der Politik vorlegen, und sie muss entscheiden“, sagte Schröder.

Nun kommt es auf das Wohlwollen der Rathaus-Eigentümer an. Gabriele Kaenders beklagte im Ausschuss, dass die Stadt einen „Knebelvertrag“ mit Spie unterzeichnet habe. Selbst den Stromlieferanten müsse sich die Stadt vorschreiben lassen. „Wir dürfen keinen Ökostrom beziehen.“ Ingo Brohl (CDU) zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass die Vermieter sich nicht dem Ruf aussetzen werden, bienenfeindlich zu sein.

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