Eislaufen ohne Barrieren In Moers gleiten auch Rollstühle übers Eis

MOERS · Auf Einladung der „Enni Sport & Bäder“ und der Sportjugend des nordrhein-westfälischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes durften am Wochenende Rollstühle, Straßenschuhe und Schlitten aufs Eis der Eissporthalle.

 Mit dem Schlitten oder Rollstuhl aufs Eis? Am Wochenende war das in der Eissporthalle erlaubt.

Mit dem Schlitten oder Rollstuhl aufs Eis? Am Wochenende war das in der Eissporthalle erlaubt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das war Eislaufen einmal anders. Mehr als 60 körperlich und geistig behinderte Menschen und ihre Familien nahmen an diesem Samstag an einem besonderen Event in der Moerser Eissporthalle teil. Auf Einladung des niederrheinischen Sportstättenbetreibers „Enni Sport & Bäder“ und der Sportjugend des nordrhein-westfälischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes (BRSNW KiJu) durften dort, wo sonst nur scharf geschliffene Kufen zugelassen sind, zwischen 11 und 13 Uhr diesmal Rollstühle, Straßenschuhe und Schlitten aufs Eis.

Es war bereits die zweite Veranstaltung dieser Art. Nachdem sich im vergangenen Jahr schon knapp 30 Teilnehmer an dem eisigen Vergnügen beteiligt hatten, waren die Anmeldezahlen diesmal bereits nach der ersten Presseankündigung mehr als doppelt so hoch. „Ich denke aber, dass heute bestimmt noch mehr Interessenten kommen werden“, sagte Jonas Bitkamp, Referent für die Kinder- und Jugendarbeit im BRSNW. Vor wenigen Tagen erst hatten sich bei einer zugunsten der Moerser Lebenshilfe im Rheinkamper Schwimmbad organisierten Veranstaltung auf einen Schlag gleich 15 Teilnehmer für das ungewöhnliche Eisevent angemeldet. So tummelten sich denn am Samstag auch schon kurz nach Öffnung der Eissporthalle die ersten Mutigen auf der eigens für diesen Anlass nicht ganz so glatt geschliffenen Eisfläche.

„Ich habe über das Angebot in der Zeitung gelesen und dachte, das könnte Spaß machen“, berichtete Jutta Annutsch, Mutter eines 28 Jahre alten behinderten Sohnes. „Eigentlich ist er ja nicht so für Überraschungen, und anfangs war er auch noch ein wenig misstrauisch, aber als wir dann hier angekommen sind, ist er sofort mit seinem Rollstuhl losgedüst. Das ist wirklich ein schönes Event, das behinderten Menschen hier geboten wird.“

Selbstverständlich waren nicht alle Teilnehmer sofort so beherzt bei der Sache wie Jutta Annutschs Sohn. Oder wie Hannah aus Kamp-Lintfort. Die mit einem Down-Syndrom geborene Siebenjährige war, wie auch ihre beiden ebenfalls behinderten Geschwister, an diesem Samstag zum ersten Mal auf dem Eis, wünscht sich aber schon lange ein paar Inline-Skater. Alle drei waren für ihren ersten Eisauftritt sicher mit Fahrradhelmen ausgestattet und hatten sogar einen eigenen Schlitten dabei. Das war in diesem Fall erlaubt. Daneben standen jedoch auch kostenlose Hausschlitten sowie kleine eistaugliche Sitzstühle und hüfthohe metallene Haltegestelle zur Verfügung, und auch das Ausleihen von Schlittschuhen kostete an diesem Vormittag nichts.

Außerdem kümmerten sich mehrere ehrenamtliche Helfer um diejenigen Teilnehmer, deren Familienangehörige sich nicht selber aufs Eis trauten. So wie Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Er war in diesem Fall zwar Schirmherr der Veranstaltung und hielt auf dem Eis auch eine kurze Begrüßungsrede, ist aber nach eigenem Bekunden ebenfalls nicht unbedingt ein versierter Schlittschuhfahrer.

Diese Ehre überließ er an diesem Vormittag Marc Müller, einem Eishockey-Spieler, der eine Behinderten-Mannschaft in Wiehl bei Köln trainiert und eigens nach Moers gekommen war, um dort vielleicht ein paar neue Talente für eine eventuell zukünftige Mannschaft an den nationalen und internationalen Behinderten-Wettbewerben in seiner Sportdisziplin zu finden. „Eine tolle Resonanz“, sagte Enni-Sprecherin Katja Nießen erfreut. „Ich denke, das werden wir im nächsten Jahr mit Sicherheit wiederholen.“

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