Mönchengladbach Rocker aus Klinik verschwunden

Mönchengladbach · Der Mann, der bei der Massenschlägerei zwischen Hells Angels und Bandidos lebensgefährlich verletzt wurde, liegt nicht mehr im Krankenhaus. Kaum aus der Intensivstation entlassen, soll er geflüchtet sein.

Offiziell bestätigen will es niemand, aber in polizeiinternen Kreisen hat die Nachricht längst die Runde gemacht: Der Rocker, der bei der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Motorradclubs Hells Angels und Bandidos lebensgefährlich verletzt wurde, ist aus dem Krankenhaus entwicht. Der Mann hatte bei der Massenschlägerei in der Altstadt eine gefährliche Stichwunde erlitten. Kaum von der Intensivstation verlegt, soll der Rocker, über dessen genaue Identität die Polizei nichts verlauten lässt, aus der Klinik verschwunden sein.

Racheakte in Herne und Hamm

"Der Mann liegt nicht mehr im Krankenhaus. Ob er entlassen wurde oder ob er eigenmächtig die Klinik verließ, entzieht sich unserer Kenntnis", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Die Polizei habe aber die Personalien des Mannes.

Eine Flucht würde zum Ehrenkodex der Rocker passen. In dem Milieu sei es üblich, dass weder Beschuldigte noch Opfer zu Aussagen bereit sind, hatte Innenminister Ralf Jäger im Innenausschuss gesagt. Die in Mönchengladbach eingerichtete Mordkommission kann immerhin auf Bilder aus der Videobeobachtung zurückgreifen. Die Aufnahmen helfen bei der Identifizierung einzelner Täter.

Insgesamt sind bei der gewalttätigen Auseinandersetzung am 21. Januar in der Altstadt mindestens vier Angehörige beider Motorradclubs verletzt worden. Passanten und Polizisten wurden nicht angegriffen. Nach bisherigen Ermittlungen waren am Tattag Bandidos aus Leverkusen, Duisburg, Mühlheim, Bochum, Oberhausen und Essen, Hells Angels aus Krefeld sowie Angehörige der Motorradclubs "Outlaws MC" und "Gremium MC" aus Mönchengladbach in der Altstadt. Das Aufeinandertreffen der rivalisierenden Rockergruppen löste einen gewaltigen Polizeieinsatz aus. Rund 200 Ordnungshüter, Mobile Einsatzkommandos und Spezialeinsatzkommandos wurden alarmiert.

Racheakte ließen nicht lange auf sich warten. Wenige Stunden nach der Massenschlägerei in der Gladbacher Altstadt wurde in Oberhausen eine Wohnung eines Bandido-Mitglieds beschossen, kurze Zeit später explodierte eine militärische Handgranate vor dem Clubhaus der Bandidos in Herten. Und noch am selben Abend trafen die rivalisierenden Rockergruppen mit Anhängern aus anderen Motorradclubs in Hamm aufeinander. Dort konnte die Polizei eine Eskalation verhindern. Führungskräfte von Hells Angels und Bandidos sollen mittlerweile bei der Polizei ausgesagt haben, dass es sich bei den jüngsten Gewalttaten um "regionale Entgleisungen" handele, wie Jäger im Innenausschuss berichtete. Im Landeskriminalamt ist man anderer Ansicht: Hier werden weitere Konfrontationen zwischen den Rockern nicht ausgeschlossen.

(RP)
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