Mönchengladbach Demenz: Patienten besser beraten

Mönchengladbach · Für Alzheimer-Kranke in Mönchengladbach gibt es einige Hilfsangebote. Doch viele Patienten sind schlecht darüber informiert. Zudem fehlt es in der Stadt an Tagespflege-Angeboten und Wohngruppen für junge Erkrankte.

Die Krankheit beginnt so harmlos, dass es kaum auffällt. Erst verlegt die alte Dame häufig die Brille, dann fallen ihr Namen und Wörter auf einmal nicht mehr ein. Später ist sie häufig gereizt, erkennt ihre Umgebung nicht mehr und irrt herum. Die Diagnose: Demenz.

"Vor 15 Jahren wusste kaum jemand, was dieses Wort bedeutet", sagt Irene Mäurer, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Mönchengladbach. Mittlerweile sei die Krankheit kein Tabu mehr. Erst kürzlich ging der ehemalige Fußballmanager Rudi Assauer mit seiner Alzheimer-Erkrankung an die Öffentlichkeit.

Diese Entwicklung habe auch bewirkt, dass es heute deutlich mehr Angebote für Erkrankte und ihre Angehörigen gebe, so die Sozialpädagogin. Doch viele wüssten nach der Diagnose "Alzheimer" nicht, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie Hilfe brauchen. "Oft leiten die Ärzte ihre Patienten nicht an entsprechende Stellen weiter, sind nicht gut vernetzt", sagt Mäurer. Die Broschüre mit Adressen der Anlaufstellen in der Stadt sei vielen Betroffenen gar nicht bekannt.

Laut Statisik sind in Deutschland 1,2 Millionen Menschen an einer Form der Demenz erkrankt; Alzheimer ist die häufigste. Wie viele Menschen in Mönchengladbach an der Krankheit leiden, ist nicht bekannt. Heilbar ist sie nicht, Therapien und Medikamente können den Verlauf nur verlangsamen.

Im Anfangsstadium können Alzheimerkranke noch gut allein leben. Ist das nicht mehr möglich, unterstützen ambulante Pflegedienste die Patienten und ihre Angehörigen. Pflege-und Altenheime seien heute auf die Bedürfnisse dementer Menschen eingestellt, sagt Mäurer: Statt langer Flure mit Mehrbettzimmern gäbe es Wohngruppen, in denen sich die Bewohner zuhause fühlen könnten. "Demenz ist hier in Altenheimen keine Ausnahme, sondern die Regel."

Doch genau das ist auch ein Problem: Demenz ist eine Krankheit des Alters. Bei den 80- bis 84-Jährigen sind 13 Prozent erkrankt, in der Altersgruppe zwischen 45 und 65 Jahren lediglich 0,1 Prozent. Dementsprechend sind auch die Angebote zugeschnitten.

Irene Mäurers jüngster Patient ist 54 Jahre alt. Seinen Beruf musste er aufgeben, er lebt von Hartz IV. "Solche Menschen sind verzweifelt, weil sie noch etwas tun, sich beschäftigen wollen", sagt Mäurer. Eine klassische Aufgabe für Angehörige oder die Tagespflege, doch die ist für junge Patienten kaum geeignet. "Stellen Sie sich einen Mann wie Rudi Assauer mal in einer Gruppe dementer 85-Jähriger vor – er würde wohl zugrunde gehen", sagt die Sozialpädagogin.

Um Probleme wie diese zu besprechen, bleiben den Betroffenen oft nur Selbsthilfegruppen. Die Alzheimer Gesellschaft bietet einmal im Monat eine Gesprächsrunde für Patienten und Angehörige an. Auch einen Kreis nur für Angehörige gibt es. Im Projekt Nadia, das die Sporthochschule Köln entwickelt hat, trainieren Patienten einfache Bewegunsabläufe, um Körper und Gehirn fit zu halten. "All das sind wichtige Angebote", sagt Irene Mäurer. "Aber das reicht nicht aus."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort