Interview „Mehr als 28 Millionen Besucher im Minto“

Mönchengladbach · Centermanagerin Laura Schwarz über das schönste Shopping-Center Deutschlands, neue Läden und verkaufsoffene Sonntage.

 Minto-Chefin Laura Schwarz war zuletzt bei den Gropius-Passagen in Berlin tätig. Mönchengladbach sieht sie als Herausforderung.

Minto-Chefin Laura Schwarz war zuletzt bei den Gropius-Passagen in Berlin tätig. Mönchengladbach sieht sie als Herausforderung.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Frau Schwarz, Sie leiten jetzt seit dem 1. Mai das Centermanagement des Minto. Wissen Sie schon, wo jedes Geschäft ist oder müssen Sie noch auf den Plan schauen?

Laura Schwarz Natürlich weiß ich inzwischen, wo sich jedes einzelne Geschäft befindet. Ich bin ja auch schon seit März da und hatte eine Einarbeitungszeit von fünf Wochen, ehe ich die Centerleitung übernommen habe. Außerdem gehe ich jeden Tag ausgiebig durchs Minto und schaue bei den Mietern vorbei. Oft werde ich auch gerufen. Ich kenne mich also aus.

Sie werden gerufen? Wann denn?

Schwarz Vor allem bei dringlichen Themen in der Mall. Oder zum Beispiel bei einem Einsatz des Sicherheitsdienstes. Es kommt auch schon mal vor, dass ich Erste Hilfe leiste und mich um Kunden kümmere, denen es nicht gut geht, bis dann der Krankenwagen kommt.

Ist das schon mal vorgekommen?

Schwarz Ja, bei dieser Hitze kann es schon vorkommen, dass Kunden Kreislaufprobleme haben. Dann kümmern wir uns natürlich, rufen den Rettungswagen, geben zu Hause Bescheid oder helfen auf anderen Wegen.

Die Flächen im Minto sind weitgehend belegt. Gerade eröffnet Vorwerk einen neuen Shop. Wie ist der Stand bei den Vermietungen?

Schwarz Vorwerk baut die Ladenfläche aktuell aus. In etwa sechs Wochen ist Eröffnung. Wir freuen uns sehr auf den Shop. Auf der Ebene 4 gibt es noch einen Leerstand, und im Food Court sind zwei Shops frei. Sonst ist alles vermietet. Darauf sind wir stolz. Um die Vermietung kümmert sich unsere Leasingabteilung in der deutschen Unternehmenszentrale in Düsseldorf.

Eine Fläche direkt an der Hindenburgstraße ist frei, dort sollte lange Zeit eine Eventgastronomie einziehen, bis jetzt ist aber nichts passiert. Wie lange bleibt es noch bei dem Leerstand?

Schwarz Sie meinen das Geschäftshaus. Ja, das hatte ein Gastronomie-Betrieb angemietet, der später abgesprungen ist. Aber es gibt jetzt sehr interessante Verhandlungen. Ich gehe davon aus, dass ich in Kürze dazu mehr sagen darf.

Wie viele Menschen kommen ins Minto? Und wie groß ist das Einzugsgebiet?

Schwarz Von der Eröffnung bis heute waren es über 28 Millionen. In der Spitze, zum Beispiel an einem Samstag vor Weihnachten, sind es bis zu 50.000 Besucher am Tag. Es gibt viele treue Kunden aus Mönchengladbach, aber auch sehr viele Gäste aus den Niederlanden. Es gibt Tage, da wird in den Geschäften mehr Englisch als Deutsch gesprochen. Auch aus Belgien durften wir in der letzten Zeit einige Besucher begrüßen. Im nächsten Jahr planen wir, neben der Werbung in den Niederlanden verstärkt auch in anderen Regionen zu werben.

Was zieht die Niederländer ins Minto? Sie haben doch das Outletcenter in Roermond.

Schwarz So wie die Deutschen gern in die Niederlande fahren, fahren die Niederländer gern nach Deutschland. Das Minto punktet als Vier-Sterne-Center mit XXL-Parkplätzen, Ruhezonen, freiem Wlan, einer Rezeption, bei der man vom Rollator bis zum Fläschchenwärmer vieles ausleihen kann. Wir schreiben den Servicegedanken groß und wollen, dass sich Kunden wohlfühlen.

Wie viele Minto-Treuekarten haben Sie bisher ausgegeben?

Schwarz Die Minto-Treuekarte wurde bisher knapp 44.000 Mal ausgegeben. Sie wird von den Kunden gern genutzt, weil sie einen Mehrwert in Form von Rabatten oder kleinen Geschenken bietet. Aber wir tun natürlich noch mehr, um das Minto attraktiv zu halten. Es finden tolle Events wie der Vertical Fashion Day statt, wo die Models Mode auf einem vertikalen Catwalk vorgeführt haben. Das war sehr eindrucksvoll. Es gibt auch kleinere Aktionen wie das Kickerturnier während der WM, als die Kunden gegen das Centermanagement antreten konnten. Oder Blind Tasting im Food Court, wo die Gäste dann blind probieren. Für den 3. November planen wir einen Nachhaltigkeitstag, um den Kunden das Thema Nachhaltigkeit mit Aktionen nahezubringen. Ökologische und auch soziale Verantwortungsübernahme sind für uns im Minto sehr wichtig.

Das Minto wurde als schönstes Shoppingcenter Deutschlands ausgezeichnet. Wie wollen Sie ein solches Einkaufszentrum weiterentwickeln?

Schwarz Das ist natürlich eine Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Der Food Court wurde übrigens auch schon zum zweitbesten in Deutschland gekürt. Um an solche Erfolge anzuknüpfen, braucht man Spaß und Leidenschaft an der Sache. Wir wollen auf jeden Fall den Service weiter ausbauen, mit tollen Events noch mehr Aufmerksamkeit erregen und uns noch stärker als verlässlicher Dienstleister für unsere Gäste etablieren.

Auch Shopping-Center unterliegen Trends. Wie sehen die aktuellen aus?

Schwarz Der Trend geht eindeutig hin zum Ausbau des Wohlfühlcharakters in den Centern. Die Mall soll ein Ort zum Treffen und zum Verweilen sein. Es geht um mehr als nur ums Einkaufen. Deshalb sind wir im Minto absolut auf dem richtigen Weg.

Der Food Court galt anfangs als Problemzone des Minto, weil er nicht richtig funktionierte. Wie sieht jetzt Ihre Zwischenbilanz aus?

Schwarz Das hat sich geändert. Die Frequenzen haben sich spürbar gesteigert. Es ist ja auch ein sehr vielseitiges Angebot – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

2016 hat das Minto einen Gewinn von knapp 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Wie sehen die Zahlen für 2017 aus?

Schwarz Wir sind zufrieden. Ich bitte aber um Verständnis, dass wir Umsatzzahlen grundsätzlich nicht kommentieren.

Wachstum trotz Onlinehandel und Konkurrenten wie Amazon, die auch alles unter einem Dach anbieten, aber online und vom Sofa aus. Welche Strategien verfolgen Sie?

Schwarz Der Onlinehandel ist natürlich eine Herausforderung. Wir sehen ihn aber auch als Chance. Wir merken auch, dass die Kunden den persönlichen Kontakt schätzen, die Beratung und das Anprobieren. Wir müssen unseren Kunden spannende Erlebnisse bieten.

In der Gladbacher City gab es in den vergangenen zwei Jahren großen Ärger um verkaufsoffene Sonntag. Für dieses Jahr ist bisher nur noch der 2. September zum Stadtschützenfest beschlossen. Für das Cityfest (14. Oktober), den Martinsmarkt (11. November) und den Weihnachtsmarkt (9. Dezember) gibt es noch keine Ratsbeschlüsse. Warum tut man sich so schwer damit? Und was bedeutet der Wegfall eines verkaufsoffenen Sonntags?

Schwarz Natürlich wären drei weitere verkaufsoffene Sonntage super. Der Einzelhandel braucht das – gerade, um dem Online-Shopping etwas entgegen zu setzen. Wir kalkulieren mit vier Sonntagen im Jahr. Fallen die weg, ist das schlecht für den Umsatz, aber auch schade für die Kunden, die oft in der Woche keine Zeit haben. Das Wochenende und insbesondere der Sonntag sind für den Online-Handel die entscheidenden Tage. Auch beispielsweise in Roermond haben die Geschäfte sonntags auf. Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn wir mit mehreren verkaufsoffenen Sonntagen in Mönchengladbach da etwas nachlegen könnten. Wir stehen hier aber in engen Kontakt mit der Stadt und dem Citymanagement und stimmen uns gegenseitig ab.

Sie waren zuletzt in Berlin tätig bei den Gropius-Passagen. Wie schwer war die Umstellung auf Mönchengladbach? Wie unterscheiden sich die beiden Einkaufszentren? Gropius ist mit 85.000 Quadratmetern deutlich größer als das Minto.

Schwarz Die Gropius-Passagen sind tatsächlich Berlins größte Shopping Mall und doppelt so groß wie das Minto. Aber ich komme ursprünglich vom Niederrhein, deshalb fiel mir die Entscheidung nicht schwer, als ich das Angebot bekam, hier die Leitung zu übernehmen. Die Unterschiede sind schon groß. Die Gropius-Passagen werden bei laufendem Betrieb komplett umgebaut. Das heißt, der Baustellencharakter ist nicht zu übersehen. Hier im Minto ist alles neu, wunderschön und nachhaltig. Außerdem gibt es in Berlin 160 Shoppingcenter. Da hat ein einzelnes nicht die gleiche Bedeutung wie hier in Mönchengladbach. Ich bin froh, hier zu sein.

Sind Sie nach Mönchengladbach gezogen? Was gefällt Ihnen an der Stadt?

Schwarz Ja, ich habe eine Wohnung in Windberg gefunden. Und ich bin begeistert von den vielen Grünflächen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Außerdem merkt man, dass die Stadt im Aufschwung ist. Es wird noch viel passieren.

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