Mönchengladbach Suche nach Bomben verzögert Baustellen

Mönchengladbach · An der Heinrich-Lersch-Straße wurde im Mai eine Baustelle eingerichtet, die NEW wollte den Kanal sanieren. Weil aber vorher der Boden mit mehr als 200 Bohrungen auf Kampfmittel abgesucht werden musste, ist bis jetzt nichts passiert.

 Baustelle an der Heinrich-Lersch-Straße liegt brach wegen Kampfmittelsondierungen

Baustelle an der Heinrich-Lersch-Straße liegt brach wegen Kampfmittelsondierungen

Foto: Andreas Gruhn

Es war Mitte Mai, als die Baustelle an der Heinrich-Lersch-Straße in Lürrip eingerichtet wurde. Die NEW muss dort die Hauptleitungen des Kanals sanieren. Drei Monate nach den ersten Arbeiten ist dort aber nicht mehr viel passiert. Anwohner beschweren sich: „Das sieht aus wie eine Marslandschaft mit Löchern im Asphalt, aus denen schon das Unkraut wächst.“ Tatsächlich ist der Asphalt übersät mit Markierungen und Löchern, lediglich an einer Stelle ist bereits eine kleine Baugrube entstanden, aus der inzwischen Gräser wachsen.

Für die Anwohner ärgerlich, für die NEW als Bauherr allerdings nicht zu ändern, wie Sprecherin Daniela Veugelers erklärte. „Mit Beginn der Baustelle hat ein beauftragtes Unternehmen dort Kampfmittelsondierungen durchgeführt und die Bilder ausgewertet“, sagte Veugelers. Die Auswertung habe länger gedauert, und an einer Stelle habe es überdies noch eine Verdachtsbohrung gegeben, um letzte Zweifel auszuräumen.

Inzwischen ist aber klar: „Es gibt an der Straße keine Kampfmittel, wir haben Anfang dieser Woche die Zusage bekommen, jetzt arbeiten zu können“, sagt Veugelers. Anfang kommender Woche sollen nun die Bauarbeiten beginnen. Die Baustelle inklusive Sperrung der Straße wird bis Ende des Jahres dauern und damit zwei Monate länger, als bisher im Baustellenmanagement der Stadt angegeben. Während der Wartezeit auf die Ergebnisse durften Anwohner die Straße benutzen, für die Durchfahrt war sie allerdings gesperrt, „da sie nicht zu 100 Prozent verkehrssicher ist“, so die NEW. Die Anlieger seien entsprechend informiert worden.

Auffällig ist: Immer häufiger können geplante Bauarbeiten erst dann beginnen, wenn der Untergrund vorher nach Bomben und Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht worden ist. „Die Tendenz ist, dass es inzwischen bei fast jeder Baustelle vorab Kampfmittelsondierungen geben muss“, sagt Veugelers.

Zuständig dafür ist das Ordnungsamt der Stadt. Wer bauen will, und das gilt auch bei Privatleuten, die nur einen Carport errichten wollen, werden automatisch die Luftbilder der Alliierten mit Bombenabwurfgebieten durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung ausgewertet. Je nach Ergebnis der Auswertungen sind weitere Maßnahmen möglich, etwa Überprüfungen oder Hinweise, worauf bei den Bauarbeiten zu achten ist. Im Fall der Heinrich-Lersch-Straße hat das Bauunternehmen nach Angaben der Stadt mehr als 200 Sondierungsbohrungen veranlasst, die ausgewertet werden mussten.

Im vergangenen Jahr wurden beim Ordnungsamt der Stadt insgesamt 342 Anträge auf Luftbildauswertung eingereicht. Bei 79 Vorgängen hat die Auswertung laut Stadtsprecher Wolfgang Speen einen Verdacht auf Kampfmittel im Erdreich ergeben. Und in elf Fällen lag auch tatsächlich ein Kampfmittelfund vor. Das muss nicht immer die Zehnter-Bombe sein. Manchmal verbergen sich unter der Erdoberfläche auch Handgranaten oder Munitionsteile.

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