City-Fest rund um den Sonnenhausplatz Ein Fest der Live-Musik aus Gladbach

Mönchengladbach · Beim City-Fest drehte sich alles um die Bühne auf dem Sonnenhausplatz: Dort rockten die Charly T. Allstars und Pinball, gab es Bigband Groove und die Remember Band. Auch DJ-Sound im Schaufenster. Die Stadt mal mediterran.

 Seit drei Jahrzehnten sitzt Charly Terstappen bei verschiedenen Formationen an den Drums. Beim Stadtfest gab’s die Charly T Allstars – mit Sylvia Gonzales als Sängerin.

Seit drei Jahrzehnten sitzt Charly Terstappen bei verschiedenen Formationen an den Drums. Beim Stadtfest gab’s die Charly T Allstars – mit Sylvia Gonzales als Sängerin.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Beginnen wir mit dem Ende. Der Himmel über der Bühne läßt keinen Zweifel. Das Tiefblau ist nur noch einen Hauch entfernt vom Dunkel der Nacht. Auf der Bühne haben die Charly T. Allstars ihre letzten Akkorde gespielt. Das Publikum verlangt bereits nach einer Zugabe, als Bert Achten die Bühne betritt: „Der Applaus gilt auch euch, dem Publikum. Dass ihr zu dieser Geheimveranstaltung gekommen seid. Es ist traurig, dass eine Stadt wie Mönchengladbach, dass die Politik dem Handel nur drei Tage lässt, um so eine Veranstaltung wie das City-Fest vorzubereiten.“ Achten, mit seiner Düsseldorfer Firma Mediabrandcast und mg.cityplus.tv an der Organisation beteiligt, legt nach: „Wir, also auch Charly, haben uns gesagt, wir müssen eigentlich verrückt sein. Aber wir wollten das unbedingt machen.“

Stefan Wimmers, Vorsitzender des Citymanagements, kann da nur die Schultern heben: „Was hätten wir denn machen sollen? Wir konnten doch nicht in die Werbung gehen, bevor der Rat entscheidet.“ Natürlich seien alle Vorbereitungen weit im Vorfeld angelaufen. Das bestätigt auch Sven Tusch, der unter anderem für die Bühne verantwortlich ist. Er hat sie am Freitag komplett ab- und wieder aufgebaut. Auch, um das Planungsamt zufriedenzustellen: „Die Bühne steht nach Anweisung.“ Dass sie ein wenig deplaziert aussieht und vis-a-vis des Einkaufszentrums Minto besser stehen würde – na ja, meint er: „So geht der Schall aber die Hindenburgstraße runter.“ Von hinten und der Seite betrachtet, scheint die Bühne ein wenig nach vorne zu kippen, aber sicher sei sie: „Allerdings würde ich dort jetzt keine Garde tanzen lassen.“

Ist auch nicht gefragt, denn das Bühnenprogramm hat deutlich andere Schwerpunkte. Dafür sorgt Susanne Roebers: „Wir haben für jeden etwas dabei. Die Bigband Groove, die Remember Band mit neuer Sängerin, in den Schaufensterbühnen des Alberto und Sinn legen Gladbacher DJs auf. Mit Pinball haben wir heute am Samstag einen guten Start. Sie haben quasi Heimrecht.“

Die Mönchengladbacher Band Pinball feierte ebenfalls ein Bühnenjubiläum: Seit 40 Jahren spielen die Musiker um Klaus Elschenbroich zusammen.

Die Mönchengladbacher Band Pinball feierte ebenfalls ein Bühnenjubiläum: Seit 40 Jahren spielen die Musiker um Klaus Elschenbroich zusammen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

In der Tat, Klaus Elvis Elschenbroich hat mit seinen Pinball nicht nur den Rock’n’Roll in die Stadt geholt – er hat ihn auch hier gehalten. Fast 30 Stücke stehen auf der Setliste, der Auftritt dauert zwei Stunden. „Blue Sued Shoes“, „Lucille“, „The Wanderer“ – Songs aus einer lebenden Jukebox.

Das Publikum dankt und tanzt. Tanzschulerprobt. Da landen beim Klammerblues aber auch schon mal die Hände des Herrn auf dem Hintern der Dame. Am hellichten Tag. So wie Pinball die Songs spielen, haben die Melodien keinen Staub angesetzt. Allerdings lässt der stattliche Bauch des einen oder anderen Tänzers Drehfiguren nicht mehr ganz so elegant gelingen wie damals. Auch wenn die Puste ausgeht, das schicke Hemd erste Schweißflecken zeigt, der Stimmung auf dem Sonnenhausplatz tut dem keinen Abbruch.

Klaus Elschenbroich hatte seinen Spaß auf der Bühne, sagt er anschließend und gesteht dann mit Blick auf sein Publikum selbstkritisch ein paar Fehler in der Performance. Aber nichts, was gravierend war. René Pütz, sonst „Booster“-Frontmann, sitzt an diesem Nachmittag an den Drums. Er spiele mittlerweile ja eher selten vor Publikum Schlagzeug: „Als Klaus mich angerufen und gefragt hat, war ich sofort bereit mitzumachen.“

   Feinsten Sound vom Plattenteller gab’s im Schaufenster von Sinn und – wie hier – bei Alberto.

Feinsten Sound vom Plattenteller gab’s im Schaufenster von Sinn und – wie hier – bei Alberto.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Während die Musiker von Pinball neben der Bühne ihren Auftritt Revue passieren lassen, mit Freunden und Musikerkollegen ein Bierchen oder eine Cola trinken und wieder „runterkommen“, türmen sich abseits bereits die schwarzen Schlagzeugtaschen, Cases und Verstärker der Charly T. Allstars. Charly Terstappen baut konzentriert seine Drums auf. Fragen nach der Setliste beantwortet er schlicht mit einem Kopfnicken in Richtung eines unscheinbaren handgeschriebenen Zettels. Der Soundcheck steht an, da ist keine Zeit für anderes.

Auf der Bühne steht eine Band, die es so nicht jeden Tag zu hören gibt. Entsprechend haben sich Dutzende Zuschauer schon zur Tonprobe eingefunden. Roebers lässt keinen Zweifel: „Das sind alles Leute mit Musik im Blut. Und mit einem positiven Heimatgefühl. Sie spielen gerne in ihrer Stadt.“ Außerdem, fügt sie hinzu, ist das City-Fest ein Gladbacher Stadtfest. Da passt es, dass wir Gladbacher Musiker spielen lassen.“

Das Line-up der Allstars ist mit Sängerin Sylvia Gonzalez (Phil Collins, Rod Steward, Marianne Rosenberg), Bassist Ufo Walter (Randy Hansen, Marla Glenn, Buddy Miles), Paddy Boy Zimmermann an der Gitarre (Mars) und Jörg Shaby Pelzer (Stefan Raab) am Keyboard äußerst prominent besetzt. Charly Terstappen spielte in den vergangenen 30 Jahren unter anderem mit Wallenstein, Westernhagen, Rheingold, The Lords, Nena, und LSE.

Paddy Boy Zimmermann hat kurz vor dem Gig noch Zeit für ein Würstchen mit Senf. Er weiß nicht, wieviele Konzerte er in diesem Jahr schon in wechselnden Besetzungen und Bands gespielt hat, „sicher über 100“. Geprobt hat er mit den Allstars nicht: „Dafür ist keine Zeit. Meist erfahren wir einen Tag vorher, wer mitspielt.“ Ihn begeistert an dieser Band, „dass man sich auf der Bühne nur anschauen braucht, um zu wissen, was der andere möchte“.

Hunderte sind gekommen. Die Spielfreude überträgt sich auf das Publikum. Es tanzt ekstatisch oder chillt auf den Stufen des Minto. Eine mystisch-mediterrane Stimmung mitten in MG. Eine geheime Veranstaltung mit viel Potenzial. Pinball hatten dazu den passenden Song. Von Elvis: „Promised Land“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort