Architektur für Orden Der Kamillus-Stil Böhms als Doktorarbeit

Mönchengladbach · Kamillus von Lellis gründete im 16. Jahrhundert in Italien einen Orden, der sich der Pflege von Kranken verschrieben hat. In Mönchengladbach baute der Architekt Dominikus Böhm Ende der 1920er Jahre für den Orden einen Gebäude-Komplex, der jetzt in einer Doktorarbeit die Hauptrolle spielt.

 Elke Backes bei ihrer Rede: Sie erforschte für ihre Doktorarbeit den Kamillus-Stil von Dominikus Böhm.

Elke Backes bei ihrer Rede: Sie erforschte für ihre Doktorarbeit den Kamillus-Stil von Dominikus Böhm.

Foto: Elke Backes/Markus Schwer

Kann Architektur eine Geisteshaltung ausdrücken? Unbedingt. Die Weltgeschichte gibt dafür viele Beispiele, im Guten wie im Bösen. Als der Architekt Dominikus Böhm 1929 bis 1931 im Auftrag des Kamillianer-Ordens im damaligen Gladbach-Rheydt ein Gebäude-Ensemble errichtete, sagte das viel über den Auftraggeber aus: Der Orden, im 16. Jahrhundert in Italien von Kamillus von Lellis gegründet, hatte sich der Pflege von Kranken verschrieben. Böhms beeindruckender Ziegel-Bau, der Gladbacher Moderne zuzurechnen, sah eine Kombination aus Kirche, Kloster und Krankenhaus vor.

Die Aufteilung und Anordnung der Nutzungen spiegelt die damals modernen Anforderungen wider, auch die der Krankenpflege. Optimale Raumflächennutzung und Wegeführung, Zugänge über die Emporen der Kirche, um Kranken die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen. Der Kirchenbau sollte ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Dass die Gebäude nahe der einstigen Grenze zwischen Mönchengladbach und Rheydt entstanden, war auch kein Zufall.

Die Mönchengladbacherin Elke Backes, Kunstbloggerin und Chefredakteurin des Magazins „Meet Pablo“, hat das nun zum Thema ihrer Doktorarbeit gemacht. „Der Kamillus-Stil. Dominikus Böhm als Corporate Designer für den Kamillianer-Orden“ lautet der Titel. Sie verglich auch wiederkehrende Elemente in Böhms Architektur bei weiteren Gebäuden, die er in Berlin und im ostschlesischen Hindenburg für den Orden geplant hat. Die Verbindung von Beton und Ziegel gehört dazu, der Rundbogen, die Innenausstattung.

 Der Blick in den ehemaligen Kirchenraum und das heutige Kolumbarium mit seinen Emporen und dem Werk „1000 Gesichter“ von Carsten Sander (l.).

Der Blick in den ehemaligen Kirchenraum und das heutige Kolumbarium mit seinen Emporen und dem Werk „1000 Gesichter“ von Carsten Sander (l.).

Foto: Elke Backes/Markus Schwer

Und beim Fest anlässlich der Promotion konnten sich die Gäste selbst ein Bild von den markanten Kennzeichen und Zusammenhängen machen. Gemeinsam ging es bei der Führung mit Elke Backes und Heinz-Josef Claaßen treppauf, treppab, durch den Kreuzgang, hinauf in die höchste Empore der Kirche mit sensationellem Ausblick.

Mit dabei waren die Unternehmer und Kunstsammler Eugen und Klaus Viehof, Renate Schaffrath vom gleichnamigen Möbelunternehmen, Markus Eisenbeis (Kölner Auktionshaus Van Ham), Nico Sauerland und Daniel Janzen („Meet Pablo“), Gregor Pasch (2plus-Immoblien), aus der Politik Bürgermeister Michael Schroeren, SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs, der Landtagsabgeordnete Jochen Klenner und Ratsherr Dieter Breymann (beide CDU), die Mode-Designerin Marion Strehlow, die Fotografen Wolfgang Sohn und Carsten Sander (der in der inzwischen zum Kolumbarium umgewandelten Kirche das Projekt „1000 Gesichter“ realisiert hat), die Künstler Johannes Gehrke und Chris Soal, der eigens aus Johannesburg angereist war, Heinz Breuer (Faba Autowelt), Hannah von Dahlen (Kulturküche), Pfarrer Manfred Riethdorf, Schützenchef Horst Thoren, Marius Müller und Thomas Volbach (Verein Mönchengladbacher Moderne), natürlich Freunde und Familie. Ebenfalls bei dem Abend: die Architektin Katja Mehring, die für den Umbau der Kirche zum St.-Kamillus-Kolumbarium verantwortlich war.

Nicht nur die Doktorarbeit wurde gefeiert, auch der Geburtstag der Doktorandin. Und dafür warfen Thorsten Neumann und sein Team von „noi! Event & Catering“ im Innenhof den Grill an.
Denisa Richters

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