Denkmalschutz in Korschenbroich 200 Baudenkmäler gibt es in der Stadt

Korschenbroich · Ein Rundgang mit dem ehrenamtlichen Denkmalschutzbeauftragten Günter Thoren. Er kämpft um den Erhalt der historischen Bausubstanz. Wie es darum bestellt ist und welche Bedeutung die Kirsche für den Ortsnamen hat.

Man kann Korschenbroich mit all seinen Kulturgütern nicht an einem Tag erleben und schon gar nicht in zwei Stunden. Doch ist es dem interessierten Fremden aus der Nachbarstadt nicht hinderlich, bei seinem Rundgang mit einem ausgewiesenen Fachmann durch die Innenstadt zunächst einiges von der Geschichte der Stadt und seinen historischen Gebäuden zu erfahren. Der Fremdenführer ist Günter Thoren, seit vier Jahren ehrenamtlicher Beauftragter für Denkmalschutz der Stadt.

 Günter Thoren, Beauftragter für Denkmalschutz, an der Informationsskulptur vor dem Rathaus, die die Stadt Korschenbroich aus dem Jahr 1920 zeigt.

Günter Thoren, Beauftragter für Denkmalschutz, an der Informationsskulptur vor dem Rathaus, die die Stadt Korschenbroich aus dem Jahr 1920 zeigt.

Foto: Franz-Josef Ungerechts

Günter Thoren ist vierfach prädestiniert für diese Aufgabe: als Schreinermeister, als Antikspezialist, als Vorsitzender des Vereins „Korschenbroich – Unsere Heimat“ und als gebürtiger Korschenbroicher. Deshalb sind die Erklärungen für sein ehrenamtliches Tun verbunden mit einem geschichtlich verwobenen Kurzrundgang.

„Als Beauftragter für Denkmalschutz“, so erklärt Günter Thoren, „habe ich die Aufgabe, die Verwaltung frühzeitig auf Bauvorhaben hinzuweisen, die Denkmalschutz-Aspekte berühren könnten.“ Er muss aber auch den Bürgern die Sichtweise der Verwaltung als Untere Denkmalbehörde wiederum erklären. Das gilt zum Beispiel, wenn ein Gebäude aus geschichtlichem Hintergrund einen Schutz verdient oder auch nicht. In seiner Funktion als Beauftragter für Denkmalschutz hat Thoren das Recht, im Bauausschuss der Stadt vorzutragen.

Thoren ist gut vernetzt und kämpft für die historische Bausubstanz in der Stadt. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Rundgang mit ihm gleichzeitig auch eine historische Reise durch die Stadt wird. Soll es auch, denn er muss das denkmalrelevante Geschehen in der Stadt beobachten und begleiten. Beim geschichtlich geprägten Rundgang erklärt er seine Aufgabe.

Etwa 200 eingetragene Baudenkmäler gibt es in Korschenbroich. Einige davon gibt es im Bereich Regentenstraße, Pescher Straße und Mühlenstraße. Nach Auskunft Thorens sind die ehemalige Vikarie und der Kuhlenhof die wohl ältesten Häuser in der Stadt. Laut Torbalken des Kuhlenhofs wurde das Gebäude am 2. Oktober 1566 errichtet. Die ehemalige Vikarie kommt auf etwa 100 Jahre mehr.

Interessant wird die Erklärung des Stadtnamens. Die älteste überlieferte Form stammt aus dem Jahre 1127 und lautet Crismeke. Ab 1341 hieß es Kirsmich. Daraus wurde im Laufe der Zeit Korschenbroich. Es kann vermutet werden, dass der Name aus dem Wort Kirsche abgeleitet wurde. Cirsmich könnte aber auch die Wortbedeutung Kirschenfeld oder Kirschenmark haben. In der Nachbarschaft, Regentenstraße 1, steht – prächtig erhalten – das 1902 erbaute alte, denkmalgeschützte Bürgermeisteramt.

Ihr Highlight bietet die Stadt im eigentlichen Zentrum rund um St. Andreas. Günter Thoren erklärt, dass der erste Kirchenbau möglicherweise auf den Resten eines früheren römischen Bauwerks erbaut wurde. Dafür sprechen späte Funde von riesigen Steinen und die Ausrichtung der Kirche nach Osten. Eine Hallenkirche aus dem Jahr 1450 wurde 1890 abgerissen und als Kirche neu erbaut, als die Zahl der Gläubigen wuchs. 1892 wurde die Kirche eingeweiht, die aber während der Bombennacht auf den 23. August 1943 zerstört wurde. Wiederaufgebaut wurde St. Andreas von 1947 bis 1949 und seit der umfangreichen Renovierung im Jahre 1982 besitzt das Kircheninnere die jetzige Gestalt. Die Kirche und das neue Rathaus bilden gemeinsam mit Restaurants, Cafés und Einzelhandelsgeschäften einen perfekten Rahmen für die Innenstadt.

Günter Thoren zum Denkmalschutz: „Eigentlich sind wir auf einem guten Weg. Andere Städte sind auch nicht viel weiter. Davon konnte ich mich bei Besuchen und Fachgesprächen in den Städten Willich und Kevelaer überzeugen. Wir müssen einfach weiter dranbleiben.“ Sein Ziel ist der Erhalt der historischen und ortsprägenden Bausubstanz. Aktuell wirkt er an der Gestaltungssatzung für den Ortskern mit. Diese soll in den kommenden Monaten beschlossen werden.

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