Mönchengladbach Wie Paula von London nach Bonn reist

Mönchengladbach · Susanne Gogas neues Buch „Die vergessene Burg“ ist gerade im Diana-Verlag erschienen. Die Handlung führt den Leser nach England, wo Paula ein freudloses Leben führt. Bis sie Post aus Bonn bekommt. Ihr Onkel Rudy möchte sie sehen.

 Die Mönchengladbacher Autorin Susanne Goga hat wieder einmal ein absolut lesenswertes, spannendes Buch geschrieben. Die Handlung spielt im Jahr 1868. Paula Cooper entdeckt düstere Familiengeheimnisse.

Die Mönchengladbacher Autorin Susanne Goga hat wieder einmal ein absolut lesenswertes, spannendes Buch geschrieben. Die Handlung spielt im Jahr 1868. Paula Cooper entdeckt düstere Familiengeheimnisse.

Foto: Sascha Rixkens

Sie wusste bis dahin nichts von den Briten, die im 19. Jahrhundert den Rhein entdeckten – mit all seiner Romantik. Sie wusste auch nicht, dass es regelrechte britische Kolonien in Bonn gab. Dass sie nicht nur wegen der atemberaubenden Lage an den großen Fluss kamen, sondern auch, um an der Universität zu studieren. Rentner zogen in das Städtchen, das damals 25.000 Einwohner hatte, Familien ließen sich nieder. „Von all dem habe ich vor zwei Jahren durch die Rhein-Serie der Rheinischen Post erfahren“, sagt Susanne Goga. Die Mönchengladbacher Autorin machte sich sofort an die Recherche.

Sie fand einen alten Baedeker-Reiseführer, Zeitungsanzeigen in englischer Sprache, sie fand heraus, dass es zu der Zeit beim Bäcker Karfreitags-Brötchen zu kaufen gab. „Eine typisch englische Sache“, sagt sie. Und eine wichtige Erkenntnis folgte: „Die Briten zeigten den Deutschen damals, dass der Rhein nicht nur eine Wasserstraße für Schwertransporte ist, sondern ausgesprochen attraktiv für den Tourismus.“ Susanne Goga fand heraus, dass es Künstler an den Rhein zog: Der britische Autor Lord Byron war dort, die Schriftstellerin Ann Radcliffe und der Künstler William Turner ließen sich von dem großen Strom und der Landschaft inspirieren.

Immer wieder fuhr Goga nach Bonn, um sich die beliebten Ausflugsziele der Briten anzusehen – den alten Zoll am Ufer des Rheins, die Ruine Drachenfels, die Uni, das Poppelsdorfer Schloss, den Kreuzberg mit seiner Kirche. Ihre Tochter Lena, die in Bonn lebt, forschte derweil im Stadtarchiv. Und dann machte sich Susanne Goga an die Arbeit. Sie schrieb ihr Buch „Die vergessene Burg“, das soeben im Diana-Verlag erschienen ist.

Die Handlung spielt im Jahr 1868. Die unverheiratete 32-jährige Paula Cooper lebt als Gesellschafterin bei einer Cousine ihrer Mutter. Sie fühlt sich gefangen und beengt in dem düsteren Haus und ihrem ereignislosen Leben. Unglücklich ist sie, sieht aber keinen Ausweg. Dann erfährt sie per Zufall, dass sie einen Brief aus Deutschland bekommen hat – den ihre Arbeitgeberin unterschlug. Paula lehnt sich wohl zum ersten Mal in ihrem Leben auf und bekommt den Brief. Er ist von einem ihr völlig unbekannten Onkel Rudy, der in Bonn lebt und schwer erkrankt ist. Er möchte seine Nichte sehen. Paula verlässt das graue, dunkle Haus, reist nach London und eröffnet ihrer Mutter, dass sie zu Onkel Rudy fahren wird.

Ihre Mutter hatte nie über den frühen Tod von Paulas Vater geredet, auch dessen Bruder Rudy erwähnte sie nicht. Paula besucht das Grab ihres Vaters, trifft den Pfarrer, er verrät ein dunkles Geheimnis. Spätestens jetzt weiß Paula, dass sie die Geschichte ihrer Familie erforschen muss, um sich selbst und ihr Leben zu verstehen. Ihre Spurensuche beginnt bei ihrem liebenswerten Onkel in Bonn. Sie entdeckt, dass sie mit ihren Eltern früher schon einmal in Bonn war. Die Erinnerung an die Reise ist verloren. Die Geschichte ihrer Familie ist mit einer Burg am Rhein verknüpft. In Bonn wächst Paula an ihrer Aufgabe. „Sie entdeckt, was in ihr steckt – und dass sie wesentlich mutiger und begabter ist als sie jedachte“, sagt Susanne Goga.

Die Handlung entspricht nicht der eines klassischen Kriminalromans. Es geht um die Familiengeschichte, die Paula auf ihrer Spurensuche nach und nach aufdeckt. „Die Geschichte hat einen guten Ausgang“, sagt die Autorin. „Aber Friede, Freude, Eierkuchen wird der Leser nicht finden.“ Aber viel Spannung!

Diana-Verlag, ISBN: 978-3-453-35972-7, 10,99 Euro

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