Ausstellung „Nichts hat Bestand“ in Mönchengladbach Fotografieren, was übersehen wird

Mönchengladbach · Schwarze Striche, weiße Zacken, rote Flächen – Uwe Pipers Bilder sehen aus wie abstrakte Zeichnungen. Dabei schaut er nur genauer auf das, was uns täglich umgibt.

 Fotograf Uwe Piper vor einem seiner Werke der Serie „Urbane Räume“ im Kunstraum No. 10.

Fotograf Uwe Piper vor einem seiner Werke der Serie „Urbane Räume“ im Kunstraum No. 10.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Auf den ersten Blick sehen Uwe Pipers Werke nicht wie Fotografien aus. Eher wie Grafiken oder abstrakte Zeichnungen. Schwarze Striche, weiße Zacken, blaue Rechtecke – undefinierbar und doch irgendwie vertraut. Das liegt daran, dass Piper fotografiert, was für alle sichtbar ist, von den meisten aber nicht gesehen wird. Bei den schwarzen Strichen handelt es sich beispielsweise um Gräser, die in Eis festgefroren sind und fast perfekte geometrische Formen bilden.

Auch die anderen Bilder, die Pipers Serie „Abstrakte Natur“ zeigen, sind in Schwarz- und Weißtönen gehalten, einige wirken hell und harmonisch, andere düster und verworren. Sie zeigen Zustände in der Natur, die sich im Laufe der Zeit verändern, so wie gefrorenes Eis zum Beispiel, das auf vielen Bildern zu sehen ist. Das passt zum Titel der Ausstellung „Nichts hat Bestand“. „Wäre ich am nächsten Tag zu dem Gewässer gegangen, wäre es vielleicht nicht mehr zugefroren gewesen – ich hätte dann ein ganz anderes Foto aufgenommen“, sagt er

Farblich das komplette Gegenteil sind die Bilder der Serie „Urbane Räume“. Sie sind in knalligem Grün, Rot und Blau gehalten und zeigen Formen und Strukturen, die von Menschen in Städten geschaffen wurden. Menschen spielen aber keine Rolle, sie tauschen höchstens als Schatten oder Reflektionen auf. Viel wichtiger ist ihm das Zusammenspiel von Farben, Formen und Strukturen. „Es geht mir nicht um das bewusst Geschaffene, sondern um Details, an denen man achtlos vorbeigehen würde“, sagt Piper. Auf seiner Fotografie „Skyscraper“, es ist eine der wenigen, die einen Titel tragen, scheinen Wolkenkratzer dicht an dicht zu stehen.

Tatsächlich handelt es sich um Folie, die von Piper so drapiert und fotografiert wurde, dass sie wie der Umriss von Manhattan aussieht. Auch in anderen Fotos der Serie spielt Folie eine Rolle. „Wir Menschen produzieren ganz schön viel Plastik“, sagt er. Gesellschaftskritik? „Nein, eine Beobachtung“, sagt Piper. Er zeige nur das, was er sehe. „Mein wichtigstes Werkzeug ist nicht meine Kamera, sondern mein Auge“.

Dass er so unvoreingenommen fotografieren kann, hat der in Hinsberg lebende Künstler auch seinem Vater zu verdanken. „Der wollte auf keinen Fall, dass ich Fotograf werden. Und ich bin ihm bis heute dafür dankbar, denn ich fotografiere nur das, was mich reizt“, sagt er. Für seine Bilder fährt er gerne in andere Städte, auch in Holland oder Belgien. Dort setzt er sich dann in ein Café und schaut sich aufmerksam um. So findet er die Motive, die das Gefühl auslösen, etwas nie dagewesenes zu betrachten. Als „Ausschnitte, die ein Eigenleben bekommen“, bezeichnet er seine Kunst.

Info Uwe Pipers Fotografien werden anlässlich seines 80. Geburtstages im Kunstraum No. 10 gezeigt. Die Ausstellung ist bis zum 7. November freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 16.30 Uhr zu besichtigen.

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