Kurzkritik Apfel und Rosen: Raafat Daboul spielt „Dreck“

Mönchengladbach · Es ist ein Vexierspiel. Mit der Sprache, mit der Wahrheit, mit der Menschlichkeit, mit der Liebe. Und Raafat Daboul spielt diesen Sad, den irakischen Rosenverkäufer aus Robert Schneiders Bühnenmonolog „Dreck“, so lakonisch und wahr, so herzerwärmend ehrlich und verschlagen, wütend und vertrauensselig, exaltiert und cool, dass am Ende dieser 45 Minuten im Theater-Studio die große Liebeserklärung das jungen Schauspielers an sein Publikum einen Kloß im Hals erzeugt.

 Raafat Daboul.

Raafat Daboul.

Foto: Matthias Stutte

Dabei bleibt einiges im Argen bei der Inszenierung von Steve Karier, der mit dem neuen Ensemblemitglied des Projekts „Das Junge Theater“ das Stück des „Schlafes Bruder“-Autors vor allem für die Aufführung in Schulklassen erarbeitete. Daboul ist in etlichen Passagen nicht zu verstehen. Gerade in den Szenen der Wut, wenn die Figur Sad den alltäglich erlebten Rassismus herausbrüllt, herauszappelt, herauskotzt, verschütten die Emotionen den – zugegeben: kolossalen – Text. Auch die Tonspur, die mit MP-Geballer beginnt und über Mondscheinsonate endlich bei „Für Elise“ ankommt, ist kaum mehr als banal zu nennen. Gleichwohl spannt der junge Schauspieler im leeren Schwarz des Studios einen eindringlichen Bogen um die Geschichte des Mannes, der sich in seiner Illegalität wie Dreck fühlt. Nur Stuhl und Apfel dienen als Requisiten, der Rest ist Schauspiel. Starker Applaus aus spärlich besetzten Reihen. ARMIN KAUMANNS

45 Minuten, keine Pause. Termine: 27. Februar, 15. März, Theater-Studio. Karten 02166 6151100, www.theater-kr-mg.de

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