Spartenübergreifend Junges Theater – ein tolles Projekt
Mönchengladbach · Das „Opernstudio Niederrhein“ ist auf insgesamt zwölf Künstler erweitert worden. Die neuen müssen nun ihren Weg in den Theateralltag finden.
Die Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach sind das einzige Theater in Deutschland, das – unterstützt vom Förderprojekt „Neue Wege“ des NRW Kultursekretariats und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW – über ein spartenübergreifendes „Junges Theater“ verfügt. Das „Opernstudio Niederrhein“ ist nun auf insgesamt zwölf Künstler erweitert. Sie werden behutsam den Theateralltag kennenlernen, und Musikdramaturgin Ulrike Aistleitner achtet darauf, dass noch Zeit für Gemeinsamkeit bleibt – etwa für Besuche von Vorstellung anderer Sparten, für Körpertraining (Pilates) oder mentales Training. Im gut besuchten Studio stellten Aistleitner und Operndirektor Andreas Wendholz die Neuen vor.
Doch zunächst war Woongyi Lee an der Reihe, dessen strahlkräftiger Tenor diesmal mit Verdi („La traviata“) aufhorchen ließ. Aber seine Lieblingspartie ist der Tamino, mit der er glanzvoll in Krefeld debütierte und demnächst sicher auch das hiesige Publikum in der ab Januar auf dem Spielplan stehenden „Zauberflöte“ begeistern wird. Die vier Orchesterakademisten Tekla Varga, Flöte; Justinas Kaunas, Violine; Viola Gaebel (Klarinette) und Inka Jans (Cello), die darauf brennen, möglichst viel Orchesterpraxis zu bekommen, interpretierten sehr differenziert eine umfangreiche „Sonata“ für ihre Besetzung, die der Däne Knudage Riisager 1927 komponierte.
Die Tänzerinnen Julianne Cederstam aus Norwegen und Alice Franchini aus Italien zeigten in Kurzform, wie sich ihr tägliches Training gestaltet, und der neue Bariton des Opernstudios, der Katalane Guillem Batllori, erfreute mit einer einschmeichelnden Zarzuela aus „Luisa Fernanda“. Boshana Milkov heißt die neue Elevin im Mezzofach, doch der Name täuscht – die Sängerin mit bulgarischen Wurzeln, die Jazz und Musical als ihre „zweite Liebe“ bezeichnet und mit einer Gershwin-Ballade restlos überzeugte, stammt aus Essen. – „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ verriet charmant und mit hinreißendem Sopranschmelz Maja Blaustein, in Jerusalem geboren. Faszinierend und in jeder Phase unter die Haut gehend, trug der syrische Schauspieler Raafat Daboul eine Passage aus dem Monolog „Dreck“ von Robert Schneider vor. -
Den mit frenetischem Applaus bedachten Abschluss präsentierten voller Wohlklang und Harmonie die vier Opernstudio-Mitglieder mit einem Quartett aus „Rigoletto“. Den ganzen Abend über begleitete mit bewundernswerter Einfühlsamkeit und spieltechnischer Brillanz Julio Garcia Vico am Flügel.