Theater in Mönchengladbach Mackie Messer in der Pathologie

Mönchengladbach · Opern-Regisseurin Helen Malkowsky inszeniert Bertolt Brechts und Kurt Weills „Dreigroschenoper“. Premiere ist am Freitag, 21. Februar.

 Brechts Dreigroschenoper wird in die Pathologie verlegt.

Brechts Dreigroschenoper wird in die Pathologie verlegt.

Foto: Matthias Stutte

Die Moritat von Mackie Messer mit dem berühmten  Refrain „Und der Haifisch, der hat Zähne“, der Kanonensong, der Song von der Seeräuber-Jenny, die Ballade von der sexuellen Hörigkeit, das Finale „Wovon lebt der Mensch?“ – in der  „Dreigroschenoper“ ist fast jede Nummer ein Ohrwurm. Dabei hatten Bert Brecht und Kurt Weill nichts weniger als den Abriss der gängigen Form der Oper im Sinn, als sie gegen Ende der Goldenen Zwanziger dieses schon wenig später weltberühmte „Stück mit Musik“ in die Welt setzten.

In Mönchengladbach ist diese politische Revue ab Freitag, 21. Februar, im Theater zu sehen. Gespielt und gesungen von Mitgliedern des Schauspiel-Ensembles, begleitet von einer Band aus acht Multi-Instrumentalisten unter Leitung von Willi Haselbeck und inszeniert von einer Frau, die bislang nur Oper gemacht hat: Helen Malkowsky.

„Wir wollten diese Verwerfungen, die in der Arbeitsweise einer Opern-Regisseurin mit Schauspielern unvermeidlich sind.“ Das sagt Dramaturg Thomas Blockhaus im RP-Gespräch vor der Premiere. Und erzählt, wie die Frau, die zum ersten Mal nicht in die strengen zeitlichen Abläufe einer Partitur eingezwängt ist, auf Schauspieler trifft, die fragen: Warum singe ich da?

Malkowsky, deren Arbeiten zu „Hamlet“, Stiffelio“, „Mazeppa“, Katia Kabanowa“ dem hiesigen Opernpublikum noch bestens in Erinnerung sind, hat sich ganz schön gerieben an den selbst gesetzten Widerständen, zu denen auch Willi Haselbeck und sein Acht-Mann-Orchester gehören, erzählt Blockhaus. Ist aber umso stolzer auf die Lösungen, die das Team gefunden hat. Das Krefelder Publikum jedenfalls konnte kaum genug kriegen von dieser „Dreigroschenoper“.

Weil nun in diese als politische Revue gedachte Szenenfolge ziemlich viel um das Motiv Tod kreist – es wird gemordet, gestorben, getrauert  –, hat Bühnenbildner  Hermann Feuchter flugs die Szene in die Pathologie versetzt, in die gekachelte Unwirtlichkeit eines „anatomischen Theaters“, in dem anstelle von Studenten wir beim Aufschneiden der Leichen zuschauen.

Verbrecher Mackie Messer, Bettler-Pate Peachum und Polizeichef Brown, die „drei Säulen der Unmenschlichkeit“, wie Helen Malkowsky sagt, ziehen aus den Schubfächern der Pathologie all die Figuren des gesellschaftskritisch-zynischen Stücks heraus und sezieren so ganz nebenbei die „Theaterleiche“ Dreigroschenoper. Die selbst hat nach Herzenslust die ziemlich langweilige barocke „Beggar‘s Opera“ von Johann Christoph Pepusch gefleddert, von der Weill lediglich eine winzige Melodie übrig ließ.

Und Brecht hat die ganze Kraft seiner wilden Lyrik hinzugefügt. Wie das klingt, wie das aussieht, wie das zu Herz und Verstand spricht – das kann man ab Freitag im Theater live erleben.

Vorstellungen: 21. (Premiere), 19.30 Uhr, 28. Februar, 25., 28. März, 4., 16. April, 3., 5. Mai, 7., 19. Juni im Theater Mönchengladbach, Odenkirchener Straße 78, Telefon 02166 6151-100. Mehr Infos unter www.theater-kr-mg.de

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